Montag, November 10

Feuilleton

Bücher sind von Menschen geschrieben. Das war einmal. Heute muss eigens darauf hingewiesen werden

Eine britische Schriftstellerin verkauft ihren neuen Roman mit dem Hinweis, er sei «human written», von menschlichem Geist ersonnen und geschrieben. Im Film hat das Echte, Authentische schon lange Seltenheitswert. Wenn eine halsbrecherische Sequenz mit echten Menschen gedreht wird, unter weitgehendem Verzicht auf digitale Zauberei, ist das heute ein Verkaufsargument. Tom…

Der Tod ist halb so wild – Georgi Gospodinovs zärtlicher Abschied vom Vater

Der bulgarische Schriftsteller Georgi Gospodinov gedenkt auf bewegende Weise seines Vaters. Zwar stirbt dieser als «Held am Ende dieses Buches», und doch ist es «kein Buch über den Tod, sondern über die Sehnsucht nach dem Leben, das fortgeht». Wenn Schriftsteller Abschied von den Eltern nehmen, Mutter- oder Vatererzählungen über diese…

Von Dietmar Schönherr bis Heiner Gautschy – wenn Moderatoren bei den Fernsehbossen in Ungnade fallen

Was Stephen Colbert mit seiner Late-Night-Show passiert ist, kam in der Vergangenheit auch beim Schweizer Fernsehen vor: Man setzt erfolgreiche, aber oft besonders kritische Journalisten ab. Das Ende von Stephen Colberts «Late Show» wurde mit ebenso unglaubwürdigen Begründungen verkündet, wie es fast immer geschieht, wenn Fernsehbosse ihre Stars entsorgen wollen.…

Die Juden kämpften gegen die Nazis und leisteten Widerstand, wo sie nur konnten

Der Historiker Stephan Lehnstaedt gibt erstmals einen Überblick zum jüdischen Kampf gegen den Holocaust. Das Bild der wehrlosen Opfer muss revidiert werden. Sechs Millionen Menschen – erschossen, vergast, verbrannt. Der Holocaust, ein Völkermord, ist unvergleichlich in seiner systematischen Planung und Durchführung: Tötung als Maschinerie – gnadenlos, stumpf, menschenverachtend. Hätte er…

Revolutionen, die die Menschen umerziehen wollen, münden in eine Militärdiktatur – am Ende der Französischen Revolutionen stand Napoleon

1789 begann in Paris die folgenreichste Revolution der Neuzeit. Die Abschaffung des Ständestaats und die Deklaration der Menschenrechte begründeten das moderne Staatsverständnis. Doch am Ende stand ein Alleinherrscher. Im Frühjahr 1789 fing alles denkbar harmlos an. Da die privilegierten Schichten jahrzehntelang neue Steuern verweigert hatten, war der französische Staat bankrott.…

Die Bayreuther Festspiele brauchen frische Akzente – bei den neuen «Meistersingern» sieht man sie bereits

Der Regisseur Matthias Davids befreit Wagners Komödie um falsche Kunst und wahre Liebe vom Deutungsballast – das bekommt dem Werk bestens. Etwas mehr von dieser spielerischen Leichtigkeit wünscht man den Wagner-Festspielen im Ganzen. Deutschlands neuer Bundeskanzler war dabei, die Bayerische Staatsregierung sowieso und manch bekanntes Gesicht aus Politik, Kultur und…

Russlands Nordosten ist eine Kolonie – ein Tabu

Wassili Surikow «Jermaks Eroberung von Sibirien» Ölgemälde 1895: PD Für Russland seien seine riesigen nordöstlichen Kolonien, die es ab Ende des 16. Jahrhunderts erobert und besiedelt hat, bis heute nichts weiter als eine Zone der Verbannung und der Ausbeutung, schreibt der russische Autor Sergei Lebedew. Indigene Völker bleiben marginalisiert, ihre Jugend…