Mit der neuen M3-Chip-Familie konnte Apple die Grafikleistung der MacBooks deutlich verbessern. Damit hat der Konzern eine neue Zielgruppe im Visier: die Computerspieler.
Es kommt selten vor, dass Apple einen Blick hinter seine Kulissen gewährt. Der Start der M3-Chip-Familie war ein Anlass dafür. Das Unternehmen lud ausgewählte Journalisten in sein europäisches Zentrum für Chip-Design nach München ein. In einem äusserlich unscheinbaren Gebäude arbeiten über 2000 Mitarbeiter an der Weiterentwicklung von Apples hauseigenen Chips. Einige Ergebnisse dieser Forschung flossen auch in die gegenwärtige Iteration der Mac-Prozessoren ein.
Ende Oktober zeigte Apple mit dem M3, dem M3 Pro und dem M3 Max die dritte Generation der selbstentwickelten Apple-Silicon-Prozessoren. Sie sollen vor allem mit verbesserten Grafikfähigkeiten die zuletzt lahmenden Mac-Verkäufe ankurbeln. So lernt nach dem iPhone 15 nun auch der Mac die Echtzeitberechnung von Lichtstrahlen über das sogenannte Raytracing – eine Funktion, die bislang dedizierten PC-Grafikchips vorbehalten war. Vor Ort wurde betont, dass in München unter anderem an der Energieeffizienz der Apple-Chips gearbeitet wird – hier ist Apple nach wie vor taktangebend.
Wir konnten ein neues MacBook mit einer M3-Max-Vollausstattung testen. Es bot im Vergleich mit einem M2 Max bei grafiklastigen Anwendungen wie der 3-D-Modellierung in Blender deutlich mehr Rohleistung und kam praktisch nie ins Schwitzen. Neben solchen Spezialanwendungen will Apple mit der verbesserten Grafikleistung des M3 auch eine Zielgruppe ansprechen, für die Macs lange uninteressant waren: Computerspieler. Die Apple-Repräsentanten betonten mehrfach die Gaming-Fähigkeiten der neuen Grafikchips und die verstärkte Zusammenarbeit mit Spielentwicklern wie Capcom oder Hello Games.
Ob die Rechnung aufgeht, muss sich noch zeigen. Nach wie vor fehlen viele Toptitel auf dem Mac, zumal sich mit Valve der Betreiber der wichtigen Gaming-Plattform Steam zunehmend von Apple distanziert. Bereits auf macOS portierte Titel wie «Resident Evil: Village» oder «No Man’s Sky» laufen auf Apple Silicon bei vollen grafischen Details hervorragend und zeigen das Potenzial der Plattform. Beeindruckend ist, dass der Apple-Laptop auch im Batteriebetrieb nicht langsamer wird und zudem meist lautlos arbeitet. Erst in Volllastszenarien startet der Lüfter des MacBook Pro und ist selbst dann noch deutlich leiser als vergleichbare Windows-Laptops.
Der M3 ist die logische Fortentwicklung von Apples Prozessoren und untermauert die insbesondere im Mobilbereich führende Energieeffizenz der Plattform. Angesichts der vor allem bei den Max-Modellen gesalzenen Preise – unser Testmodell kostet rund 4700 Franken – sollten potenzielle Käufer genau überlegen, ob sie die Leistung wirklich ausnutzen. Mac-Nutzer, die weder spielen noch CAD- oder 3-D-Modellierung betreiben, dürften mit den günstigeren M3- oder M3-Pro-Modellen oder den Vorgängermodellen besser beraten sein. Alltagsaufgaben wie Office, Websurfen oder auch Videoschnitt und Photoshop-Arbeiten erledigt auch ein zwei Jahre altes M1-MacBook nicht spürbar langsamer als Apples High-End-Modell.