Die Innerschweizer schlagen den FC Basel 1:0 und entfachen im heimischen Stadion Begeisterungsstürme. Mit der Leaderposition belohnen sie sich für ihren Mut, auf junge Spieler zu setzen.
Eigentlich will Pascal Loretz ja ein Interview geben. Aber man soll die Feste bekanntlich feiern, wie sie fallen. Und so feiert Loretz, der Goalie des FC Luzern, noch ein bisschen. So, wie die Anhänger hinter ihm das verlangt haben.
Gerade hat der FC Luzern den FC Basel 1:0 besiegt, wobei, eigentlich hat er ihn eher niedergerungen. Er bleibt damit, was er zuvor 13 Jahre lang nicht mehr war: Leader der Super League. Entsprechend hoch geht es nach dem Spiel im Luzerner Stadion her. Alles tanzt, alles jubelt, alles hüpft und springt. Von Loretz, dem Goalie, bis zu Mario Frick, dem Trainer.
Der FC Luzern versetzt die Innerschweiz in einen Höhenrausch, 15 680 Zuschauer strömen gegen den FC Basel ins Stadion, ausverkauft, zum ersten Mal seit fast einem Jahr. Die Innerschweizer sind nach dem neuerlichen Sieg in der Super League schon seit sieben Begegnungen unbesiegt und haben fünf dieser Partien gewonnen. Sie sind gerade das Team der Stunde im Schweizer Fussball.
In jeder Linie ein eigener Junior
Das hat man so nicht kommen sehen, weil die Luzerner im Sommer mit Ardon Jashari ihren Leader und besten Spieler verloren haben und weitere gewichtige Abgänge zu verkraften hatten, Max Meyer etwa, den deutschen Mittelfeldspieler mit den feinen Füssen, oder Martin Frydek, den erfahrenen Aussenverteidiger.
Gegen den FC Basel bekleidet Aleksandar Stankovic im Luzerner Mittelfeld die Position vor der Abwehr. Stankovic, die Leihgabe von Inter Mailand, hat einen prominenten Vater, Dejan, aber Erfahrung brachte er als Profi nicht mit. Erst Anfang August wurde er 19 Jahre alt. Bevor er im Sommer nach Luzern kam, spielte er im Nachwuchs von Inter Mailand.
Jetzt übernimmt Stankovic im Luzerner Mittelfeld einen verantwortungsvollen Posten, und er tut das mit einer erstaunlichen Gelassenheit. Stets fordert Stankovic gegen Basel den Ball, immer wieder glänzt er mit seinen Pässen. Der Serbe steht für den Luzerner Mut, auf junge Spieler zu setzen, aber er steht auch für eine Ausnahme. Denn es sind sonst die einheimischen Talente, die das Team prägen.
Gegen den FC Basel schraubt sich nach 78 Minuten Luca Jaquez hoch in die Luft und köpfelt zum 1:0 ein. Das Tor hatte sich zuvor angekündigt, schon ein paar Minuten lang hatten die Einheimischen das Basler Tor belagert. Dann traf Jaquez. Und sicherte dem FC Luzern die Leaderposition.
Jaquez also, der 21-Jährige Verteidiger, der so rasch Fortschritte macht. Und hinter ihm Loretz, der sichere Goalie. Und vor ihm: Tyron Owusu, der mit seinen Läufen immer wieder Unruhe stiftet in der Basler Abwehr. Und zuvorderst: Lars Villiger, der kantige Stürmer, der seinen Körper so klug einzusetzen weiss.
Alle entstammen dem eigenen Nachwuchs, und es gibt im Luzerner Kader noch einige mehr von ihnen. Und alle verkörpern sie den Weg, den die Luzerner in den letzten Jahren eingeschlagen haben und der ihnen den Ruf als beste Talentschmiede des Landes eingetragen hat. In keinem anderen Klub erhalten die eigenen Nachwuchsspieler so viel Spielzeit. Die entsprechende Tabelle führt der FC Luzern schon länger an.
Frick drückt die Euphorie-Bremse
Und jetzt ist er auch Leader der Super League. Vermutlich wird er das nicht auf ewig bleiben. Aber für den Moment sind die Luzerner ein passender Leader für die Super League, Ausgabe 2024/25, Frühstadium. Es geht gerade eng zu im Schweizer Fussball, weil die Young Boys sich aus der Rolle als Dominator verabschiedet haben. Hinter ihnen war das Feld schon länger breit, die qualitativen Unterschiede waren klein.
Derzeit liegt Luzern punktgleich mit Lugano und Zürich an der Spitze; der Vorsprung auf das fünftplatzierte St. Gallen beträgt nur vier Punkte. Man kann das beliebig finden, aber es ist auch unterhaltsam. Qualitäten wie jene, die die Luzerner gegen den FC Basel zur Schau stellen, haben nun besonderes Gewicht. Teamspirit. Disziplin. Kampfgeist. Konzentration. Widerstandskraft auch, wie sie die Luzerner beim 3:2-Sieg in St. Gallen am vergangenen Wochenende zeigten. Da lagen sie 0:2 zurück. Und drehten das Spiel noch. Es war nicht das erste Luzerner Comeback der Saison.
Auch gegen Basel lässt Luzern einfach nicht locker, schlägt Eckball um Eckball – und trifft mit dem zwölften Versuch endlich. Danach jubeln die Luzerner so überschwänglich, dass Trainer Frick sich später genötigt sieht, gegen die Euphorie anzureden. Man sei am obersten Limit unterwegs, sagt der Liechtensteiner. Aber draussen, im Stadion, will das gerade niemand hören.
Super League. Samstag: Servette – Lausanne-Sport 1:0 (1:0). Yverdon – St. Gallen 1:0 (0:0). Young Boys – Grasshoppers 0:1 (0:1). – Sonntag: Zürich – Sitten 1:0 (1:0). Lugano – Winterthur 2:1 (0:0). Luzern – Basel 1:0 (0:0). – Rangliste: 1. Luzern 8/17. 1. Zürich 8/17. 3. Lugano 8/17. 4. Servette 8/16. 5. St. Gallen 8/13. 6. Sitten 8/11. 7. Basel 8/10. 8. Grasshoppers 8/8. 9. Yverdon 8/8. 10. Lausanne-Sport 8/7. 11. Young Boys 8/6. 12. Winterthur 8/4.