Neue Ausstellung
Der Künstler Friedrich Dürrenmatt war ein grosser Weinliebhaber. Auch im Leben der Schriftsteller Hermann Hesse und Rainer Maria Rilke spielten Reben und edle Tropfen eine entscheidende Rolle. Eine Ausstellung zeigt diese Facetten im Werk des Trios.
Der Schweizer Schriftsteller und Maler Friedrich Dürrenmatt war weder köstlichem Essen noch vorzüglichen Weinen abgeneigt. Ich mochte nicht nur die Romane und Theaterstücke, sondern bewunderte auch seine grosse Leidenschaft für Bordeaux und Burgunder – französische Gewächse, die mir schon manch unvergesslichen Genuss bescherten.
Wein spielt in zahlreichen Werken Dürrenmatts eine zentrale Rolle, etwa in der Erzählung und Komödie «Die Panne». Vier Gäste teilten sich die stolze Zahl von zwölf Flaschen Grands Crus, darunter etwa einen Château Margaux 1914. Das ist natürlich überzeichnet und war nicht tägliche Realität des Autors, der «Wein als ein gesellschaftliches Bindemittel» bezeichnet hatte.
Drei Schriftsteller in Schweizer Weinbauregionen
Eine bis zum 19. Mai 2024 dauernde Ausstellung im Centre Dürrenmatt Neuchâtel (CDN) widmet sich dem Thema Wein. Nicht nur in den Werken Dürrenmatts, sondern auch in jenen Hermann Hesses und Rainer Maria Rilkes. Den drei Schriftstellern ist gemeinsam, dass sie sich in Schweizer Weinbauregionen niedergelassen haben: Dürrenmatt in Neuenburg, Hesse im Tessin und Rilke im Wallis.
Neben neuen Facetten im Werk der Künstler erfährt man auch, welches der Lieblingswein von Dürrenmatt – für ihn schmeckten Schweizer Tropfen mittelmässig – gewesen ist. Der Bordeaux Château Lynch-Bages aus dem Pauillac hatte es ihm besonders angetan. Wahrhaft ein exzellenter Schluck, der zu seinen Zeiten etwas günstiger gewesen ist als heute. Der 2020er beispielsweise ist grossartig gelungen, kostet aber 124 Franken 80.
Die Ausstellung ist reich an Fotografien, Zeichnungen und persönlichen Gegenständen der drei Künstler. So ist Hermann Hesse schon in jungen Jahren mit Wein in Kontakt gekommen. 1919 liess er sich im Tessin nieder, genoss das südliche Klima, traf Freunde zum Wein im Grotto und war auch in Sachen Literatur äusserst produktiv. So heisst es etwa im Werk «Südlicher Sommer»: «Im lauen Nachtwind läuten unsre Becher, zum dunkeln Himmel auf glüht unser Wein.»
Liegt die Bedeutung von Wein gar nicht im Trinkgenuss?
Rainer Maria Rilke wiederum hat praktisch keinen Wein getrunken, aber gerne in den Walliser Rebbergen gearbeitet. Für ihn liege die Bedeutung des Getränks nicht im persönlichen Trinkgenuss, sondern in dessen metaphorisch-poetischen Möglichkeiten, heisst es in der Ausstellungsbroschüre des CDN. So hat der Dichter etwa geschrieben: «Ich verstehe nicht, wenn jemand sein Werk forciert, indem er Wein trinkt, dann führt ihm doch der Bordeaux oder der Burgunder die Feder.» Alles in allem eine interessante Ausstellung, welche die Beziehung der drei Künstler zum Thema Wein gut beleuchtet.