Ein Brief gibt Einblicke in eine gescheiterte Geschäftsbeziehung.
Das Drama um die «Sugus»-Häuser im Zürcher Kreis 5 ist um eine Episode reicher.
Anfang Dezember wurde bekannt, dass die Mietverträge aller 105 Mietparteien in den drei Wohnhäusern an der Neugasse 81, 83 und 85 gekündigt wurden. Binnen dreier Monate sollten sich die Mieterinnen und Mieter ein neues Zuhause suchen. Unterzeichnet waren die Kündigungsbriefe von Goran Zeindler, den die Hauseigentümerin Regina Bachmann als Hausverwalter eingesetzt hatte.
Die Empörung über dieses Vorgehen war enorm: Rund tausend Personen gingen auf die Strasse und solidarisierten sich mit den Betroffenen. Stadtpräsidentin Corine Mauch (SP) suchte das Gespräch mit der Eigentümerin Regina Bachmann.
Dann deckten NZZ-Recherchen auf, dass im Kanton Schwyz ein Strafverfahren wegen ungetreuer Geschäftsführung gegen Zeindler läuft und dass er in diesem Zusammenhang vor knapp zwei Wochen festgenommen wurde.
Daraufhin hat Bachmann die Geschicke der «Sugus»-Häuser offenbar in die eigenen Hände genommen – und den Mieterinnen und Mietern sogleich eine zweite Kündigung ins Haus geschickt.
Das Nachrichtenportal Watson hat als erstes über die neuerliche Kündigung berichtet. Das entsprechende Schreiben datiert auf den 27. Dezember und liegt auch der NZZ vor. Es bietet Einblicke in die gescheiterte Geschäftsbeziehung zwischen der Eigentümerin Bachmann und dem umstrittenen Immobilienunternehmer Zeindler.
Bachmann deutet Hausdurchsuchung an
In dem Brief an die Mieterschaft steht, dass unterdessen sämtliche Verträge zwischen Regina Bachmann und Goran Zeindler nichtig geworden seien. Der Grund, den Bachmann dafür angibt, ist pikant: Es liege ein «Grundlagenirrtum» vor. Sie schreibt von «absichtlicher Täuschung» durch Goran Zeindler.
Ist also auch Regina Bachmann ein Opfer von Zeindler und seinen dubiosen Geschäftspraktiken geworden? Diesen Eindruck erweckt jedenfalls Bachmanns Brief. Zeindler habe «zivilrechtliche Streitigkeiten» von «umfassender Art» verschwiegen, obwohl diese «schon lange bestanden» hätten, heisst es dort.
Dadurch sei den Kündigungen und allen Mitteilungen, die Zeindlers Allgood Property in Bachmanns Namen getätigt habe, «die Grundlage entzogen».
Auf was für «Streitigkeiten» sich Bachmann bezieht, ist unklar. Sicher ist aber: Zeindler hat in den letzten 20 Jahren mit 16 Firmen Konkurs angemeldet. Nach der Pleite zog er jeweils in einen anderen Kanton um, gab seinem gegenwärtigen Unternehmen einen anderen Namen oder gründete ein neues und begann von vorn. Der mutmassliche Schaden dürfte mehrere Millionen Franken betragen.
Gegenüber der NZZ wies Zeindler sämtliche Vorwürfe von sich. Er sprach von Mutmassungen und Gerüchten.
Regina Bachmann kam mit Goran Zeindler in Kontakt, weil dieser schon 2012 mit ihrem Vater Leopold Bachmann zu tun hatte. Jetzt scheint die Geschäftspartnerschaft abrupt geendet zu haben.
In ihrem Brief deutet Bachmann an, Kenntnis von einem Hausdurchsuchungsbefehl gegen Goran Zeindlers Firma Allgood Property zu haben. Ausserdem hätten ihr «weitere Unterlagen» Klarheit über Zeindlers Geschäftstätigkeiten verschafft.
Eine Hausdurchsuchung scheint vor dem Hintergrund von Zeindlers Festnahme und dem laufenden Strafverfahren möglich zu sein. Vor Weihnachten wollte die zuständige Abteilung der Staatsanwaltschaft Schwyz jedoch keine Auskunft über eine mögliche Hausdurchsuchung bei Goran Zeindler oder bei seiner Firma geben.
«Grundlegende» Sanierungen geplant
Nun, da sie selbst als Verwalterin auftritt, nimmt Regina Bachmann die Leerkündigung, von der rund 200 Mieter betroffen sind, nicht etwa zurück. Die Kündigungen werden lediglich «erneuert». Weil die Eigentümerschaft «mehr Vorlaufzeit» für ein angeblich geplantes Umbauprojekt brauche, wurden die Kündigungen nun statt auf den 30. März auf den 30. September ausgesprochen.
Damit bleibt den Mieterinnen und Mietern ein halbes Jahr mehr Zeit für die Wohnungssuche.
Dass es bei der Leerkündigung bleibt, rechtfertigt Bachmann mit aufwendigen Bauarbeiten, die bald beginnen sollen: «Die Kernsanierungen erfolgen grundlegend und umfassend.» Auch Grundrisse änderten sich. Zudem sei ein «markant höherer Ausbaustandard» geplant.
Selbst mit dieser längeren Kündigungsfrist dürften die «Sugus»-Häuser im kommenden Herbst noch eine Weile leer bleiben. Zudem ist es gut möglich, dass die heutigen Mieterinnen und Mieter eine Fristerstreckung erreichen.
Mitte Dezember hat gemäss dem zuständigen Amt der Stadt Zürich noch kein Baugesuch für die Liegenschaften vorgelegen. In der Regel verstreicht zwischen der Eingabe eines Gesuchs bis zum Baubeginn fast ein Jahr.
Regina Bachmann und ihre Firma haben bis Redaktionsschluss nicht auf eine Anfrage der NZZ reagiert.