Nach der Pandemie suchten viele Unternehmen händeringend nach Personal. Heute bremst die schleppende Konjunktur vielerorts Neueinstellungen. In Deutschland zeigt sich die Krise der Autoindustrie deutlich, die Schweiz und Österreich sind resilienter.
Fachkräftemangel war gestern, könnte man etwas überspitzt formulieren. Heute harzt die Wirtschaft in vielen Teilen der Welt. Viele Unternehmen haben weniger Auftragsspitzen, die sie mit neuem Personal schnell abfangen müssen. Sie legen ihre Expansionspläne auf Eis und schreiben weniger neue Stellen aus. Diese Entwicklung spiegelt sich im Ergebnis des Personalvermittlers Adecco.
Die Entwicklung von Adecco hängt unmittelbar von der Nachfrage der Unternehmen nach Fachkräften ab. Personalvermittler und -dienstleister sind damit wie ein Spiegel der allgemeinen Konjunktur- und Arbeitsmarktentwicklung.
Vor allem mit Blick auf die einzelnen Weltregionen fällt nun auf, wie stark der Wind auf den internationalen Arbeitsmärkten gedreht hat.
Schwaches Deutschland, resiliente Schweiz
In Frankreich, dem wichtigsten Einzelmarkt von Adecco, sank der Umsatz im vierten Quartal um 8 Prozent, in Nordeuropa fiel er um 9 Prozent.
Auffällig sind die grossen Unterschiede im deutschsprachigen Raum. In Deutschland brach der Umsatz auch infolge der Krise in der Autoindustrie um drastische 14 Prozent ein. Hingegen zeigten sich die Schweiz und Österreich mit einem Minus von 3 Prozent deutlich resilienter.
Besonders schwach war die Nachfrage in Nord- und Südamerika. Dort brach der Umsatz um 12 Prozent ein. Einzig die Region Australien und Asien war mit einem Umsatzplus von 6 Prozent ein Ausreisser nach oben.
Angesichts dieser Situation kann sich der Personalvermittler nicht darauf verlassen, dass ihm eine verbesserte Weltkonjunktur aus der Bredouille hilft. Zudem ist die Wirtschaft mit der neuen Regierung von Donald Trump durch besonders viele geo- und handelspolitische Unsicherheiten herausgefordert.
Weniger Dividende nach Talfahrt der Aktie
Der Adecco-CEO Denis Machuel sieht dennoch Zeichen für eine Stabilisierung der Lage. «Die Märkte sind zwar weiter herausfordernd; dennoch sehen wir einige positive Trends», so Denis Machuel. In Lateinamerika und Südeuropa stabilisiere sich die Lage. Deutschland sei zwar schwierig. «Von der neuen Regierung erwarten wir aber etwas mehr Sicherheit.» In den USA hätte sich in den letzten Wochen ein Anziehen der Nachfrage gezeigt.
Um Schulden abzubauen, will Adecco die Dividende deutlich kürzen, und zwar auf einen Franken je Aktie. Im Vorjahr waren es noch 2.50 Franken pro Titel. Analysten hatten bereits mit einem solchen Schritt gerechnet, allerdings in geringerem Ausmass. Die Bank Barclays hatte in ihrem Ausblick auf das Ergebnis geschrieben, dass viele Investoren eine Dividendenkürzung abwarten würden und danach wieder einsteigen wollten.
Unter dem Strich verdiente der Konzern mit 73 Millionen Euro im vierten Quartal zwar 6 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Das reichte jedoch nicht, um auf Jahresbasis eine Steigerung zu erzielen. Gegenüber dem Vorjahr sank der Reingewinn um 7 Prozent auf 303 Millionen Euro. Der Umsatz verringerte sich gegenüber dem Vorjahr um 3 Prozent auf 23,1 Milliarden Euro. Im Quartalsvergleich ging der Umsatz der Gruppe um 4 Prozent auf 5,87 Milliarden Euro zurück.
Die Adecco-Aktien notierten am Donnerstagmorgen bei 23.18 Franken, knapp 2 Prozent höher als am Vortag. Vor einem Jahr hatte die Aktie bei 37 Franken noch knapp 40 Prozent höher notiert.