Drei Milliarden Franken fliessen 2024 von der SNB an Bund und Kantone. Eine gute Nachricht? Nicht ganz, denn der Rekordgewinn der Nationalbank hat ein Preisschild.
Nach den mageren Jahren kommen irgendwann die fetten. Das gilt auch für den Geldsegen, den die Schweizerische Nationalbank (SNB) in unregelmässigen Abständen über dem Bund und den Kantonen niedergehen lässt. Nachdem die öffentliche Hand zwei Jahre auf das Manna verzichten musste, resultiert für 2024 wieder eine Gewinnausschüttung. Sie beträgt 3 Milliarden Franken und geht zu zwei Dritteln an die Kantone und zu einem Drittel an den Bund. Zu verdanken ist das einem rekordhohen SNB-Jahresgewinn von rund 80 Milliarden Franken.
Schwächer gegenüber Dollar und Euro
Dass sich die Finanzpolitiker über das viele Geld freuen, liegt auf der Hand. Denn es fliesst ihnen ohne eigene Anstrengung zu. Aber ist der hohe Gewinn der SNB auch eine gute Nachricht für die Bevölkerung und die Konsumenten? Hier wird es kompliziert, und zwar aus zwei Gründen: Erstens musste der Rekordgewinn mit einem vergleichsweise schwach bewerteten Schweizerfranken erkauft werden. Und zweitens bergen die Milliardenzahlungen der SNB die Gefahr, dass der ohnehin geringe Sparwille in den Kantonen und beim Bund nun zusätzlich erlahmt.
Zum schwachen Franken: Im vergangenen Jahr hat der Franken gegenüber dem Euro leicht an Wert verloren. In deutlich stärkerem Mass war das auch gegenüber dem Dollar der Fall. Für den Gewinn der SNB ist dies eine gute Sache. Denn wenn die primär in Fremdwährungen gehaltenen Anlagen am Jahresende in Franken umgerechnet werden, resultiert ein höherer Betrag. Deshalb gilt: Um mit der 840 Milliarden Franken schweren Notenbankbilanz einen Gewinn zu erzielen, ist ein relativ schwacher Franken der sicherste Weg.
Für die Schweizer Bevölkerung bedeutet dies: Ihre Währung hat vor allem im Dollarraum an Kaufkraft eingebüsst. Das gilt erst recht, weil im Euro- und Dollarraum die Preise stark gestiegen sind. Schweizer können mit ihrem Geld also weniger kaufen – und subventionieren de facto einen Teil der Gewinnausschüttung. Das hat auch mit der expansiven Geldpolitik zu tun. So hat die SNB im vergangenen Jahr als erste grosse Zentralbank den Zinssenkungszyklus eingeleitet. Stellt man den derzeitigen Leitzins von 0,5 Prozent in Relation zur Inflation von 0,6 Prozent, resultiert schon wieder ein leicht negativer Zinssatz.
Für Steuersenkungen nutzen
Diese geldpolitische Lockerung hat den Aufwertungsdruck des Frankens gedämpft und zum Gewinn beigetragen. Der Bund und die Kantone sollten sich deshalb nicht zurücklehnen oder Sparmassnahmen hintanstellen. Denn die Gewinne der SNB bleiben auch in Zukunft schwer abschätzbar. Sie sind nur ein Nebenprodukt der Geldpolitik. Kleine Korrekturen am Finanzmarkt reichen, um aus einem Gewinn einen Verlust zu machen. Die Kantone sind daher gut beraten, in ihren Budgets nicht mit diesem höchst unsicheren Zuschuss zu rechnen.
Erst recht ist nicht davon auszugehen, dass sich der extrem hohe SNB-Gewinn des vergangenen Jahres so schnell wiederholen wird. Denn das Anlagejahr 2024 war in vielerlei Hinsicht sehr aussergewöhnlich. Für einmal rentierten risikoreiche Anlagen wie beispielsweise Aktien, die normalerweise vor allem in Boomphasen gesucht sind, ebenso stark wie defensive Anlagen wie Gold, die sonst vor allem in unsicheren Zeiten an Wert gewinnen. Auch das 2024 beobachtete Zusammentreffen eines starken Dollars und eines hohen Goldpreises ist selten.
Solche Anomalien setzen sich nicht stetig fort. Entsprechend gross ist die Gefahr von Korrekturen. Zwar geht mit der SNB-Bilanz ein Gewinnpotenzial von zirka 10 bis 15 Milliarden Franken einher. Doch das Wesen von Potenzialen ist, dass sie nicht immer ausgeschöpft werden. Kommt es indes zu Ausschüttungen, verwendet man sie am besten für Steuersenkungen. Auf diese Weise profitiert die breite Bevölkerung. Denn es ist ja oft auch die Bevölkerung, die über den Verzicht auf eine stärkere Heimwährung die Ausschüttungen indirekt finanziert.