Wenn die halbe Schweiz unter einer Nebeldecke liegt, locken Winterwanderwege und Schneeschuhtrails an die Sonne. Wir präsentieren zehn Touren in allen Schwierigkeitsgraden, die zu den attraktivsten des Landes gehören.
Streckenlänge: 8,8 km | Aufstieg: 430 m | Abstieg: 470 m | Wanderzeit: 3 h 20 | Schwierigkeit: mittel
Die Gegend: Etwas abseits der Viamalaschlucht liegt der Schamserberg. Wo im Sommer im Gebiet Libi zwischen Alpweiden ein Bergsee schimmert, dehnt sich im Winter eine riesige weisse Ebene aus, hinter der eine Kette von Bergen aufragt. Kaum ein Laut ist in der Stille der Bergwelt zu vernehmen. Tierspuren verraten indessen, dass hier auch im Winter ordentlich Betrieb herrscht.
Die Route: Im Aufstieg von Lohn nach Nutschias schränkt zunächst Wald den Ausblick ein. Doch oberhalb der Baumgrenze wird der Winterwanderweg zum Prachtsboulevard mit kolossaler Sicht zu den Gipfeln des Rheinwalds. Auf der Hochebene von Libi gesellt sich der Blick ins Domleschg und ins Schanfigg dazu. In leichtem Abstieg geht es nach Dros, von dort entweder zu Fuss oder auf der Schlittelpiste nach Mathon. Liegt genug Schnee, lässt sich die Abfahrt bis nach Zillis fortsetzen.
Streckenlänge: 12 km | Aufstieg: 200 m | Abstieg: 550 m | Wanderzeit: 3 h 30 |
Schwierigkeit: leicht
Die Gegend: Winterwandern im Tessin? Doch, das ist möglich, denn auch dort sind die Berge zuweilen verschneit. Noch reizvoller ist jedoch, Sonnenschein und milde Temperaturen in den Tälern auszukosten. Bestens eignet sich dafür etwa das Bleniotal. Es bietet eine grosszügige Weite und interessante traditionsreiche Architektur. Der Talweg «Sentiere basso» erschliesst prachtvolle Natur- und Kulturlandschaften sowie schmucke Dörfer.
Die Route: Von Olivone mit seinen schönen Herrschaftshäusern aus dem 19. Jahrhundert geht es auf Kieswegen, über Wiesenpfade und Waldwege nach Dangio. An der monumentalen einstigen Schokoladefabrik vorüber gelangt man nach Torre und von dort via Lottigna nach Acquarossa. Unterwegs sieht man immer wieder Palmen in den Gärten, während auf den Gipfeln der Schnee glänzt.
Streckenlänge: 11,4 km | Aufstieg: 390 m | Abstieg: 390 m | Wanderzeit: 4 h 30 |
Schwierigkeit: schwer
Die Gegend: Abgesehen von einer Sesselbahn am Taleingang gibt es im Kiental kaum Wintersport-Infrastruktur. Das weitläufige, dünn besiedelte Tal im Berner Oberland ist vielmehr ein Eldorado für Schneeschuhläufer und Skitourenfahrer. Ein sonnig gelegener Schneeschuhtrail führt durch absolute Stille zur tief verschneiten Ebene des Tschingelsees.
Die Route: Von der Sesselbahn-Talstation geht es in direkter Linie taleinwärts nach Lengschwendi hinauf, danach in leichtem Auf und Ab über Faulbrunni zu dem im Winter zugefrorenen Tschingelsee. Weil die Ebene zur kalten Jahreszeit meist im Schatten der nahen Berge liegt, wird die Schlaufe rund um den See zu einer geradezu arktischen Tour durch verschneite Landschaft. Die Rückkehr erfolgt zunächst auf gleicher Route. Unterhalb des Restaurants Alpenruhe zweigt man Richtung Chiene ab und kehrt nahe dem Talflüsschen zurück zum Ausgangspunkt.
Streckenlänge: 14 km (inkl. Abstieg zu Fuss) | Aufstieg: 560 m | Abstieg: 560 m | Wanderzeit: 4 h | Schwierigkeit: mittel
Die Gegend: Wie andere Alpenpässe ist auch die Furka im Winter gesperrt – jedenfalls für Autos und Motorräder. Auf der Urner Seite ist ein Teil der Passstrasse jedoch für Wanderer und Schlittler offen. Für einen Winterwanderweg ist das maschinell präparierte Trassee ausserordentlich breit. Nicht minder grosszügig ist die Aussicht ins hintere Urserental.
Die Route: Gemütlich, aber konstant steigt die Passstrasse von Realp zum Alpstafel Galenstock. Sie windet sich dabei in unzähligen weiten Kehren den Hang hoch. Nur noch gering ist die Steigung auf dem letzten Abschnitt bis zum Alpweiler Tiefenbach. Die Rückkehr ins Tal verläuft auf der Aufstiegsroute. Dabei braucht man nicht unbedingt zu Fuss zu gehen: Im Berghotel Tiefenbach können Schlitten gemietet werden.
Streckenlänge: 7,9 km | Aufstieg: 220 m | Abstieg: 300 m |
Wanderzeit: 2 h 45 | Schwierigkeit: leicht
Die Gegend: Am Rande des Walliser Familienskigebiets Bürchen-Törbel ist der Panoramaweg Moosalp angelegt. Der aussichtsreiche Winterwanderweg eignet sich dank breitem Trassee und meist geringem Gefälle auch für Einsteiger und wenig erfahrene Winterwanderer. Unterwegs geniesst man eine grandiose Aussicht zur Kette der Viertausender, die das gegenüberliegende Saastal umgeben, und später schöne Tiefblicke ins Rhonetal.
Die Route: Den steilsten Abschnitt der Tour gibt es gleich zum Einstieg. Vom Bergdorf Törbel geht es nach Bina hinauf, von dort deutlich weniger steil zum Weiler Hostettu. Durch die Wildruhezone Märufälli gelangt man ins Gebiet Obere Hellela, wo man den Wald verlässt und eine weite, skandinavisch anmutende Hochebene mit kleinen Birken und Holzhüttchen durchquert. Ziel ist das Wintersportzentrum Ronalp in Bürchen.
Streckenlänge: 15,3 km | Aufstieg: 440 m | Abstieg: 390 m | Wanderzeit: 5 h |
Schwierigkeit: schwer
Die Gegend: «Willkommen in Frankreich», teilen einem die Mobilfunkbetreiber auf den einsamen Kreten im Neuenburger Jura mit – der Doubs und damit die Landesgrenze sind nur einen Steinwurf entfernt. Die Weitsicht über die verschneiten Weiden hinweg wird von mächtigen Tannen umrahmt. Dann plötzlich wechselt die Perspektive: In der Tiefe taucht mitten in der Prärie La Chaux-de-Fonds auf, die drittgrösste Stadt der Romandie.
Die Route: Im Norden des Bahnhofs Le Locle steigt man an den Rand des Städtchens hoch. Im Gebiet Les Monts gilt es, die Schneeschuhe anzuschnallen, denn hier beginnt der signalisierte Trail. Er führt an den Bergrestaurants La Ferme Modèle und Le Maillard vorbei über langgezogene Hügelrücken zum Aussichtspunkt Gros Crêt. Von dort steigt man via La Sombaille nach La Chaux-de-Fonds ab.
Streckenlänge: 8,6 km | Aufstieg: 200 m | Abstieg: 200 m |
Wanderzeit: 3 h | Schwierigkeit: leicht
Die Gegend: Statt von einem Röstigraben müsste eher von einem Raquette-Graben gesprochen werden. Die Westschweiz steht jedenfalls auf «raquettes à neige» (Schneeschuhe). Winterwanderwege wie in der Deutschschweiz kennt man dort kaum. Eine der wenigen Ausnahmen existiert im Skigebiet Les Paccots in den Freiburger Voralpen. Das Trassee wird maschinell gepfadet. Gleichwohl beschreiten es die Romands am liebsten mit – Schneeschuhen.
Die Route: Ein verträumter Waldweg führt von der Bus-Endstation Les Rosalys nach Les Joncs hoch, wo sich die Sicht zu den Unterwalliser Gipfeln öffnet. Über verschneites Weideland geht es zur Alphütte Les Crêtes, dann auf einen Forstweg. Am Ende des Walds öffnet sich ein grossartiger Ausblick: Tannenwälder rahmen ein kleines Hochtal ein, an dessen Ende wuchtig der Vanil des Artses in die Höhe ragt. Nahe der Alphütte Les Guedères laden Holzbänke zur Rast ein. Zurück nach Les Paccots geht es auf gleicher Strecke.
Streckenlänge: 9,9 km | Aufstieg: 370 m | Abstieg: 370 m | Wanderzeit: 3 h 30 |
Schwierigkeit: mittel
Die Gegend: Wie in anderen Skigebieten gibt es auch am Nordhang der Churfirstenkette Pistenrummel. Doch sobald man die Lifte und Pisten hinter sich lässt, taucht man in eine andere Welt ein. Ein wahres Wintermärchen erwartet Winterwanderer im Gebiet Wildhaus-Gamperfin: Ein gepfadeter Rundweg zieht sich durch weite, unberührte Schneeflächen und stille Bergwälder.
Die Route: Den Einstieg in Wildhaus/Oberdorf muss man zwischen Skiliften und Pisten etwas suchen, doch sobald man den Pistenraum hinter sich gelassen hat, ist dank guter Signalisation alles klar. Drei miteinander verbundene Schlaufen machen es möglich, die Tour je nach Bedürfnis und Leistungsstärke auszugestalten. Die erste Runde führt von der Sankt-Galler Weid zum Älpligatter, die zweite Runde von da nach Schöntobel. Beim Lochgatter beginnt die dritte Schlaufe, die beim rustikalen Bergbeizchen Gamperfinhaus endet.
Streckenlänge: 3,5 km | Aufstieg: 170 m | Abstieg: 170 m | Wanderzeit: 1 h 15 | Schwierigkeit: leicht
Die Gegend: Wie ein Adlerhorst klebt das Dörfchen Weissenberge auf einem sonnigen Hang hoch über dem Glarner Sernftal. Skilifte und Skipisten gibt es dort nicht. Das Gebiet ist Schneeschuhläufern, Schlittlern und Langläufern vorbehalten – und natürlich Winterwanderern. Die Rundtour auf gepfadeter Strecke nach Schiben ist zwar relativ kurz, bietet aber viel Abwechslung und Aussicht.
Die Route: Ausgangspunkt der einfachen Rundwanderung ist die Bergstation der Luftseilbahn Matt–Weissenberge. In leichtem Auf und Ab gelangt man dem Hang entlang zum Waldibach. Von dort geht es steil hinauf zum Ängisboden, wo man einen prachtvollen Tiefblick ins Sernftal geniesst. Ebenen Wegs erreicht man Schiben und steigt von dort bei angenehm geringem Gefälle wieder nach Weissenberge ab.
Streckenlänge: 6,5 km | Aufstieg: 50 m | Abstieg: 250 m | Wanderzeit: 2 h |
Schwierigkeit: leicht
Die Gegend: Wer von Zug oder Luzern aus den Rücken des Rigi betrachtet, mag sich wundern, weshalb die Altvorderen auf die Idee kamen, diesen etwas gross geratenen Hügel ausgerechnet Mons Regina oder eben Rigi, das heisst «Königin der Berge», zu nennen. Doch wer oben steht, begreift rasch: Die Aussicht auf den in der Tiefe liegenden Vierwaldstättersee und auf den weiten Gipfelkranz dahinter ist ganz einfach majestätisch.
Die Route: Ein breites Trassee führt von Rigi Scheidegg dem Hang entlang über First nach Kaltbad. Einst verkehrte hier eine Eisenbahn. Sie erschloss ein mächtiges Grand-Hotel auf Rigi Scheidegg, wurde aber schon vor Jahrzehnten stillgelegt. Das Trassee dient seither Wanderern im Sommer und im Winter als bequemer, weil gefällearmer Weg. Ein 70 m langer Tunnel sowie ein reizvoller Viadukt erinnern noch an den ursprünglichen Zweck der Linie.
Mitarbeit: Lucien Baumgartner, Alexandra Kohler, Reto Gratwohl