Nach dem Tod des iranischen Staatspräsidenten Ebrahim Raisi bei einem Helikopterunglück senden unzählige Länder und Organisationen Beileidsbezeugungen nach Teheran – darunter auch die EU und die Hamas.
Am frühen Montagmorgen war klar, womit viele gerechnet hatten: Irans Präsident Ebrahim Raisi ist am Sonntag bei einem Helikopterunglück im Norden des Landes ums Leben gekommen. Das Staatsoberhaupt war gemeinsam mit Aussenminister Hossein Amir-Abdollahian auf dem Rückweg von einem offiziellen Termin an der Grenze zu Aserbaidschan, als die Regierungsmaschine aus noch nicht bekannten Gründen über schwierigem Terrain abstürzte.
Als Reaktion auf den Tod des Präsidenten kündigte Iran fünf Tage Staatstrauer an. Ayatollah Ali Khamenei, Irans Revolutionsführer und der eigentlich mächtige Mann im Staate, sprach dem iranischen Volk sein Beileid aus. Er ernannte zudem den bisherigen Vizepräsidenten Mohammed Mokhber zum vorläufigen Staatsoberhaupt, bis ein Nachfolger für Raisi gefunden ist. In Iran hatten sich bereits in der Nacht auf Montag etliche regimetreue Bürger zusammengefunden, um für den verschollenen Präsidenten zu beten.
Verbündete Staaten, aber auch Feinde Irans reagierten auf den Tod des Staatsoberhaupts. So bot Russlands Präsident Putin, dessen Krieg in der Ukraine von Irans Machthabern unterstützt wird, sofort Hilfe an. Er nannte Raisi in einer ersten Stellungnahme nach dessen Tod zudem einen «wahren Freund Russlands».
Türkei bot Hilfe an, die Hamas trauert
Nachbarstaaten wie Aserbaidschan und die Türkei boten ebenso Hilfe an. Die Türkei schickte noch in der Nacht Hilfstruppen, und angeblich soll es eine türkische Drohne gewesen sein, welche die Absturzstelle schliesslich ausfindig gemacht hatte.
Auch die irakische Regierung bot Unterstützung an. Als klar wurde, dass Raisi tot war, liess Bagdads Ministerpräsident Shia al-Sudani sogleich sein Beileid ausrichten. Sudani war unter anderem auch dank mit Iran verbündeten Parteien und Milizen an die Macht gekommen. Teheran übt in seinem Nachbarland seit Jahren grossen Einfluss aus.
Die palästinensische Hamas bedauerte den Tod Raisis ebenfalls. Man drücke tiefstes Beileid und Solidarität aus, vermeldete die Terrororganisation, die mit Iran verbündet ist. Ähnliche Reaktionen kamen von den Huthi aus Jemen, die gleichfalls zur von Teheran angeführten, antiisraelischen sogenannten «Achse des Widerstands» gehören. Und Libanon, welches auch von der mit Iran alliierten Hizbullah-Miliz beherrscht wird, rief sogar drei Tage Staatstrauer aus.
Westliche Staaten halten sich zurück
Auch am Golf löste der Tod des iranischen Staatsoberhaupts warme Reaktionen aus – obwohl viele der Monarchien dort Iran alles andere als freundlich gesinnt gegenüberstehen. So bot Saudiarabien bereits am Sonntag an, den Iranern ebenfalls zur Hilfe zu kommen. Riad hatte sich dem Erzfeind erst im vergangenen Jahr wieder angenähert. Am Montag übermittelte König Salman den Iranern dann sein Beileid für ihren Verlust.
Westliche Staaten hielten sich bisher zurück. Die Amerikaner verkündeten in der Nacht auf Montag bloss, sie würden die Lage beobachten. Die Europäische Union hingegen soll den Iranern am Sonntag auf Anfrage aus Teheran hin Hilfe mittels eines Satellitenkartenservices angeboten haben – dies, obwohl Iran im Ukraine-Krieg eng an der Seite Russlands steht. Der EU-Rats-Präsident Charles Michel übermittelte Iran zudem sein Beileid.
Der Tod Raisis kommt für Iran zu einem schwierigen Zeitpunkt. Denn nun muss das Land mitten in einer Zeit der Konfrontation mit dem Westen einen seiner wichtigsten Führungsposten neu besetzen. Laut Verfassung muss innerhalb von fünfzig Tagen ein neuer Präsident gewählt werden. An der grundsätzlichen Ausrichtung der iranischen Politik wird der Tod von Raisi jedoch nichts ändern.
«Wir wissen doch alle, wer dahintersteckt»
In die Trauer über den Verlust mischten sich aber auch erste Schuldzuweisungen und Paranoia. So machten bereits in der Nacht die Gerüchte die Runde, die Israeli könnten hinter dem Tod des Politikers stecken. Hinweise darauf gibt es keine, zudem liessen israelische Stellen gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters vermelden, sie hätten mit der Sache nichts zu tun.
In den südlichen Stadtvierteln von Beirut, wo der mit Teheran verbündete Hizbullah das Sagen hat, hält das viele nicht davon ab, die verhassten Israeli verantwortlich zu machen. «Wir wissen doch alle, wer dahintersteckt», sagte etwa der hohe Vertreter einer eng mit Syrien und Iran zusammenarbeitenden Palästinensergruppe im Lager von Burj al-Barajneh. In den Gassen des Lagers sind ebenfalls viele felsenfest davon überzeugt, dass der hier als nahezu allmächtig geltende israelische Auslandsgeheimdienst Mossad hinter dem Tod Raisis stecke.
Aus Iran hört man dazu bis jetzt nichts. Stattdessen dürften sich die Machthaber in Teheran nun ein paar andere unangenehme Fragen stellen. So verwundert, dass der nominell wichtigste Mann im Staat ausgerechnet in einem über dreissig Jahre alten US-Helikopter unterwegs war – und die Maschine offenbar trotz schlechtem Wetter eine Startfreigabe bekommen hatte. Iran hat wegen der harten Sanktionen schon seit langer Zeit Schwierigkeiten, adäquate Ersatzteile für seine alten Fluggeräte zu bekommen.