Wir Gratulieren
Die fünf Britinnen wurden in den neunziger Jahren zu Pop-Ikonen und prägten eine ganze Generation. Mit einer anstehenden Netflix-Produktion wird nun einmal mehr über ein Comeback gemunkelt.
Es gab zwei Personen, die ich als Sechsjährige in meinem blauen Fan-Ordner verewigte: Prinzessin Diana und Victoria Adams (später Beckham) von den Spice Girls. Penibel schnitt ich zusammen mit meiner Grossmutter (sie ein Fan von Königshäusern, insbesondere dem britischen) jede Abbildung in der «Schweizer Illustrierten» oder der «Bunten» aus, egal, wie mickrig, und bastelte daraus Collagen. 1997 war ein Schicksalsjahr: Diana verunglückte tödlich in einem Tunnel in Paris – und für die fünf Spice Girls aus Grossbritannien ging es erst richtig los.
Gecastet wurden sie 1994 über eine Zeitungsannonce, man wollte mehr Girl-Power, denn England wurde von Boybands wie Take That beherrscht. Ein Jahr später kam die für diese Zeit divers aussehende Gruppe um Geri Halliwell (Ginger), Melanie Brown (Scary), Melanie Chisholm (Sporty), Victoria Adams (Posh) und Emma Bunton (Baby) als Spice Girls bei Virgin Records unter Vertrag. 1996 schnellte ihre Debütsingle «Wannabe» in mehr als dreissig Ländern auf Platz 1 der Charts. Es ist noch heute ihr bekanntester Song und brach sogar Beatles-Rekorde. Die neue «pop royalty» war geboren.
Die Spice Girls trugen mich mit ihren Songs über Freundschaft, Selbstermächtigung (allerdings von Männern orchestriert) und Liebe durch die Jugend. Der Ordner landete irgendwann auf dem Estrich. Poster, weil cooler, tapezierten nun mein holzgetäfeltes Zimmer. Dank den Spice Girls lernte ich Englisch, kann mir Songtexte noch heute merken, als wären es Bibelverse, und habe die Event-Pose von Posh Spice (linkes Bein nach vorne, die rechte Hüfte scharf nach hinten abgedreht) perfektioniert. Man weiss ja nie!
Durch Frauen wie sie entwickelte ich aber auch eine Essstörung. Die 2000er Jahre waren das Zeitalter von Size Zero. Mit der kurvigen Jennifer Lopez konnte ich mich dann besser identifizieren. 2001 trennte die Band sich, 2007 gab’s eine Mini-Reunion, 2012 einen Auftritt an den Olympischen Spielen, und jetzt wird wegen einer Netflix-Doku schon wieder über ein Comeback gemunkelt. Selbst wenn ich sie gern mal live gesehen hätte: Lasst Ikonen Ikonen sein.