Beim 4:2 über den Co-Gastgeber überzeugten vor allem die NHL-Spieler und der WM-Neuling Tyler Moy.
Mit vier Punkten aus den beiden ersten Partien gegen Weltmeister Tschechien (4:5 n. V.) und einem 5:2-Sieg gegen den Gastgeber Dänemark ist den Schweizern der Start in das WM-Turnier in Herning und Stockholm einigermassen gelungen. Doch der Match gegen die Dänen entwickelte sich weit schwieriger, als sich die Schweizer das im Vorfeld vorgestellt hatten. Erst im Schlussdrittel sorgte Damian Riat mit dem 4:2 in Überzahl für etwas Sicherheit und Ruhe auf dem Eis. Hischier traf kurz vor Schluss zum 5:2 ins verlassene Tor.
Die Dänen hatten weder die spielerische Klasse noch den nötigen Glauben, um diesen Rückstand noch einmal zu korrigieren. Spieler-Lieferant Nummer 1 des dänischen Teams ist ein Klub mit dem Namen Fischtown Pinguins aus der Deutschen Eishockey Liga. Von den sechs dänischen NHL-Spielern der vergangenen Saison steht an der Heim-WM kein einziger zur Verfügung. Der bekannteste von ihnen ist Nikolaj Ehlers, der Sohn des Visp-Trainers Heinz Ehlers, dem man bei seiner ersten Station in der Schweiz in Langenthal einst den leicht despektierlichen Übernamen Lego Hehne verpasst hat.
Ehlers Junior ist bei den Winnipeg Jets ein Teamkollege des Churers Nino Niederreiter und fehlt im dänischen Team an allen Ecken und Enden. Offensiv waren die Dänen in den ersten beiden Partien praktisch inexistent. Das Startspiel gegen die USA hatten sie gleich 0:5 verloren, im ersten Drittel gegen die Schweiz brachten sie kaum einen Schuss auf das Gehäuse von Stéphane Charlin zustande. Es brauchte einen Aussetzer von Sven Andrighetto, der in der 23. Minute in Überzahl an der eigenen blauen Linie die Scheibe vertändelte. Der Däne entwischte und schlug Charlin im Eins gegen Eins. Es war erst die dritte Scheibe, die auf das Tor des Genoni-Ersatzes kam.
Ein kurzes dänisches Aufbäumen
Doch mit dem Treffer war nicht nur das dänische Team, sondern auch sein Publikum im Turnier angekommen. Am Nachmittag hatte der dänische Anhang in der beschaulichen Innenstadt noch die Frühlingssonne genossen. Am Abend tauchten sie dann ein in die Eiszeit. Das eine Tor hatte den Glauben an das eigene Team geweckt. Das 2:1 durch Joachim Blichfeld stellte den Spielverlauf komplett auf den Kopf und leitete das kurze dänische Aufbäumen ein.
Die Schweizer haben auch an den letzten Turnieren immer wieder solche schwächeren Partien gehabt. Vor einem Jahr in Prag etwa gewannen sie nur mit viel Glück und einem Treffer in der Schlussminute gegen Österreich (6:5). Klar aber ist auch: Will das Team von Patrick Fischer auch in diesem Jahr um die Medaillen spielen, dann muss es sich noch massiv steigern. Zu viel scheint im Moment nicht zusammenzupassen. Es braucht wenig, um die Mannschaft vom Weg abzubringen und zu verunsichern.
Es war erneut die Klasse der NHL-Spieler, welche eine durchaus mögliche Schweizer Niederlage verhinderte. Matchwinner war wie schon so oft in der Vergangenheit Nico Hischier, der First-Round-Pick der New Jersey Devils von 2017. Der Walliser erzielte den 1:0-Führungstreffer und bereitete danach auch Tyler Moys wichtigen Ausgleich zum 2:2 vor. Der WM-Debütant aus Rapperswil traf kurz darauf auch zur erneuten Schweizer Führung. Er tat damit in seinem zweiten WM-Spiel genau das, wofür ihn Fischer ins Team geholt hatte.
Niederlagen gegen Dänemark sind für Schweizer Eishockeyspieler eher selten. Die letzte datiert vom Olympiaturnier 2022 in Peking (3:5), vor einem Jahr in Prag hatten die Schweizer das Gruppenspiel gleich mit 8:0 gewonnen. Von der Leichtigkeit jener Partie waren sie gestern weit entfernt.
Was ist mit Kevin Fiala?
Die Aufgaben werden in der Fortsetzung des Turniers bestimmt nicht leichter. Am Montag warten die USA, ein Team, das ausschliesslich aus NHL-Spielern besteht. Doch dank dem Sieg gegen Dänemark dürfen die Schweizer der Fortsetzung des Turniers einigermassen gelassen entgegenblicken. Sie haben die Viertelfinalqualifikation weiterhin in den eigenen Händen.
Gleichzeitig gibt es auch immer noch Hoffnung, dass mit Kevin Fiala ein weiterer NHL-Spieler zum Team stösst. Aus familiären Gründen weilt der Ostschweizer noch immer in Los Angeles. Doch bis zur wirklich entscheidenden Phase des Turniers bleibt noch etwas Zeit. Die braucht das Team aber auch, um sich noch weiter zu finden. So, wie sie in den ersten beiden Partien aufgetreten sind, werden sie in diesem Frühjahr nicht um Medaillen spielen.