Die Zahl der Studierenden hat sich an der ETH Lausanne in den letzten zwölf Jahren mehr als verdoppelt. Die Hochschule sieht die Qualität der Lehre in Gefahr und beantragt beim ETH-Rat eine Obergrenze für Studierende mit ausländischem Abschluss.
Die ETH Lausanne (EPFL) kämpft mit der wachsenden Zahl der Studierenden an ihrer Hochschule. Die Situation ist laut der Hochschulleitung so problematisch, dass die Qualität der Lehre in Gefahr sei. Aus diesem Grund hat die EPFL beim ETH-Rat eine Obergrenze für Studierende mit einem ausländischen Abschluss beantragt.
Wie der ETH-Rat in einer am Donnerstag veröffentlichten Mitteilung schreibt, werde er nun eine Ämterkonsultation eröffnen sowie eine interne Anhörung im ETH-Bereich durchführen. Ein definitiver Entscheid erfolge voraussichtlich in der zweiten Jahreshälfte.
Über das Vorhaben, die Zahl der ausländischen Studierenden zu beschränken, hatte die ETH Lausanne bereits Anfang Jahr informiert. Damals schwebte ihr eine Obergrenze von 3000 ausländischen Studierenden ab 2025 vor. Alle vier Jahre sollte eine Neubewertung der Situation vorgenommen werden.
Nach einer internen Konsultation, die bis Mitte März dauerte, sah sich die Hochschulleitung in ihrem Vorhaben nun bestärkt und gelangte damit an den ETH-Rat. Das ETH-Gesetz sieht eine Beschränkung der Zulassung von ausländischen Studierenden durch den Rat vor, wenn Kapazitätsprobleme dies erfordern. Diese Voraussetzung sieht die Hochschulleitung als gegeben an.
90 Prozent kommen aus Frankreich
Die Zahl der Studierenden an der ETH Lausanne hat sich in den letzten zwölf Jahren mehr als verdoppelt. Waren es 2010 noch 5283 Bachelor- und Masterstudierende, hiess die Hochschule im vergangenen Jahr 10 894 Studierende willkommen. In diesem Zeitraum stieg die Zahl der Studierenden mit einem Schweizer Abschluss um 28 Prozent, während die Zahl jener mit ausländischem Abschluss um 233 Prozent zunahm. 90 Prozent davon kommen aus Frankreich.
Die Situation ist laut der ETH Lausanne inzwischen so problematisch, dass die Qualität der Lehre kaum mehr gewährleistet werden kann. Die Hörsäle seien überfüllt, die Anzahl der Studierenden pro Lehrkraft steige, und die Arbeitsbelastung für die begleitenden Dienste habe erheblich zugenommen. Diese Realität sei kaum mit den projektorientierten Veranstaltungen und Kursen vereinbar, die ein integraler Bestandteil der DNA der ETH Lausanne ausmachten.
Personen – auch aus dem Ausland – die im Besitz einer Schweizer Matura sind, dürften auch in Zukunft ohne Einschränkungen an der ETH Lausanne studieren. Dasselbe würde für Personen gelten, die ihr erstes Jahr wiederholen. Die bis zur Erreichung der Obergrenze übrigen Plätze möchte die Hochschule in absteigender Reihenfolge ihrer Noten an Bewerbende mit ausländischen Abschlüssen vergeben.
Die ETH Lausanne rechnet damit, dass sich die Zahl der am Ende aufgenommenen Studierenden so um etwa 20 Prozent reduzieren lasse. «Mit dieser vorläufigen Begrenzungsmassnahme wollen wir wieder zum Stand von 2020 zurückkehren und so die Qualität der Ausbildung und bestmögliche Studienbedingungen sicherstellen», sagte Pierre Dillenbourg, Associate Vice President für Bildung der ETH Lausanne, in einer Mitteilung von Januar.
Auch die ETH Zürich überlegt sich Massnahmen
Auch der ETH Zürich bereitet das Wachstum der Studierendenzahl Sorgen. Seit dem Jahr 2010 ist diese um 137 Prozent gestiegen. Das hat zur Folge, dass auch hier die Anzahl der Studierenden pro Lehrkraft steige und die Qualität des Studiums leide.
Erschwerend kommt für die Hochschule hinzu, dass der Bundesrat Sparmassnahmen an den Hochschulen prüft. Die ETH Zürich erwägt deswegen mehrere Massnahmen, darunter auch die Beschränkung der Studienplätze. Weiter kommen die Einstellung einzelner Forschungsbereiche und Studiengänge sowie ein Anstellungsstopp infrage.
Diese anlässlich der Jahresbilanz der ETH Zürich Mitte April präsentierten Pläne sind jedoch noch nicht konkret. Eine Beschränkung der Studienplätze ist laut Joël Mesot, Präsident der ETH Zürich, lediglich eine «Ultima Ratio».