Bei den Aktionären des Luzerner Milchverarbeiters ist der italienische Nahrungsmittelkonzern Newlat mit seinen Vorschlägen abgeblitzt. Aber auch die bisherige Führung macht den Anteilseignern wenig Hoffnung für ihr Investment.
Sind es Retter oder Opportunisten? Das fragten sich die Aktionäre von Hochdorf, als Anfang Mai die Firma Newlat auf den Plan trat. An der Generalversammlung vom Mittwoch wollte der italienische Nahrungsmittelhersteller den bisherigen Verwaltungsrat des angeschlagenen Luzerner Milchverarbeiters durch sechs eigene Kandidaten auswechseln und die maximale Vergütung des Gremiums halbieren.
Mit beiden Vorhaben sind die Italiener, die rund 10 Prozent an Hochdorf halten, gescheitert. Zu unklar waren die Pläne von Newlat, zu improvisiert wirkte wohl auch das Vorgehen – obwohl das Unternehmen mit Sitz in Reggio Emilia Know-how im Milchbereich mitbringt.
Wie genau eine Rettung ausgesehen hätte, blieb jedenfalls offen. So stimmten 71,8 bis 81,8 Prozent der Aktionäre im Kulturzentrum in Hochdorf für die offiziellen Kandidaten für den Verwaltungsrat. Die Machtübernahme ist somit abgesagt.
Zu hohe Verschuldung aus früheren Zeiten
Die Probleme des Herstellers von Milchpulver und Babynahrung sind damit freilich nicht gelöst. Und die Aussichten für die Aktionäre bleiben düster. Eigentlich verdient die Firma mit ihren Aktivitäten seit langem erstmals wieder Geld, doch weil sich Hochdorf vor Jahren unter einer früheren Führung stark verschuldet hat, bleibt nach Zahlung der Zinsen für eine Anleihe unter dem Strich nichts mehr übrig.
Ein möglicher Ausweg, den das aktuelle Management unter CEO Ralph Siegl sieht, ist deshalb ein Verkauf der Tochterfirma Hochdorf Swiss Nutrition AG, in welcher das operative Geschäft gebündelt ist. Mit dem Erlös könnte dann die börsenkotierte Muttergesellschaft, die Hochdorf Holding, die Anleihengläubiger zumindest teilweise entschädigen.
Wie Firmenchef Siegl nach der Generalversammlung sagte, wolle man nun «zügig aber nicht überstürzt» mit dem Verkaufsprozess vorwärts machen. Ein Deal solle noch in diesem Jahr abgeschlossen werden.
Allerdings müssten die Aktionäre in einem solchen Fall «mit einem erheblichen oder totalen Verlust ihrer Investitionen rechnen» hatte die Führung schon vor der Generalversammlung gewarnt.
Dieses düstere Szenario hielt die Hochdorf-Eigner nicht davon ab, der bisherigen Führung das Vertrauen zu schenken. Ein Grund dürfte sein, dass verschiedenen Grossaktionären die Aufrechterhaltung des Betriebs wichtiger ist, als der Wert ihres Aktieninvestments.
Der Tunesier Amir Mechria, mit 20,7 Prozent der grösste Aktionär, vertreibt mit seinem Unternehmen Pharmalys die Babynahrung von Hochdorf in Nordafrika und im Nahen Osten. Würden die Luzerner die Produktion einstellen, fiele sein Geschäftspartner weg.
Dass Hochdorf Mechria einst für viel Geld eine Mehrheit an Pharmalys abgekauft und sie ihm später für deutlich weniger wieder zurück verkauft hatte, steht auf einem anderen Blatt der bewegten Firmengeschichte.
Wichtiger Abnehmer für Milch
Wegen der Funktion von Hochdorf als wichtiger Abnehmer auf dem Milchmarkt haben die Bauern ebenfalls ein Interesse an einem Fortbestand des Unternehmens. Die Zentralschweizer Milchproduzenten (ZMP) sind mit knapp 18 Prozent der zweitgrösste Aktionär.
Gerade in Zeiten, in denen die Nachfrage nach Schweizer Milch etwa für die Käseherstellung sinkt, ist die Herstellung von Milchpulver ein Weg, um überschüssige Milch haltbar zu machen. Allerdings ist dieses Geschäft für Hochdorf weniger lukrativ als der Babynahrungsbereich. Dazu kommt, dass angesichts des wachsenden Konsums ausländischer Schokolade auch der Bedarf der Schweizer Schokoladeindustrie an inländischem Milchpulver tendenziell rückläufig ist.