Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat den Leitzins deutlich gesenkt. Was Sparer, Mieter und Immobilienbesitzer nun beachten sollten.
Mit ihrer Senkung des Leitzinses um 0,5 Prozentpunkte auf nur noch 0,5 Prozent hat die Schweizerische Nationalbank (SNB) am Donnerstag für einen Paukenschlag gesorgt.
Nachdem die SNB im September angekündigt hatte, dass in den folgenden Quartalen weitere Zinssenkungen folgen dürften, hatten die Marktteilnehmer zwar mit einer Senkung gerechnet. Der deutliche Schritt um 0,5 Prozentpunkte überraschte aber viele von ihnen.
Der Entscheid hat auch Folgen für Wohneigentümer, Mieter und Sparer. Hypotheken- und Anlageexperten schätzen diese folgendermassen ein:
1. Saron-Hypotheken
Unmittelbar spürbar war der SNB-Entscheid bei den sogenannten Saron-Hypotheken. Der Name der Saron-Hypotheken kommt vom Referenzzinssatz Saron, das Kürzel steht für «Swiss Average Rate Overnight».
Saron-Hypotheken sind Geldmarkthypotheken – im Gegensatz zu Festhypotheken passen sich ihre Zinssätze an das aktuelle Zinsniveau an. Folglich können sie deutlich schwanken. Wenn die Zinsen steigen, müssen die Hypothekarnehmerinnen und Hypothekarnehmer mehr bezahlen – wenn sie sinken, ist es andersherum.
«Der Saron macht Senkungen des Leitzinses eins zu eins mit», sagt Florian Schubiger, Mitgründer der Vergleichsplattform Hypotheke.ch. Folglich seien Saron-Hypotheken nun um 0,5 Prozentpunkte günstiger und werden damit deutlich attraktiver.
2. Festhypotheken
Bei den Zinsen für Festhypotheken habe der SNB-Entscheid keine unmittelbaren grossen Auswirkungen gehabt, sagt Schubiger. Der Richtsatz für zehnjährige Festhypotheken, also der Durchschnitt der publizierten Zinsen aller Anbieter, lag am Freitag bei 1,56 Prozent. Die günstigste zehnjährige Festhypothek am Schweizer Markt ist derzeit indessen laut Schubiger zu 1,23 Prozent zu haben. Für fünfjährige Festhypotheken lag der Richtzins am Freitag bei 1,4 Prozent, der günstigste Anbieter offerierte einen Zins von 1,1 Prozent.
Schaut man sich die langjährige Entwicklung der Zinsen von Festhypotheken an, so ist dies bereits sehr niedrig. Auffällig ist auch der vergleichsweise geringe Unterschied zwischen kürzeren und längeren Laufzeiten. «Wenn jemand Sicherheit sucht oder langfristig planen will, kann er bei den derzeitigen Zinssätzen guten Gewissens eine Festhypothek abschliessen», sagt Schubiger. So könne man sich gut gegen steigende Zinsen absichern.
Es komme zu einem «Revival der ultratiefen Zinsen», so kommentierte indessen der Hypothekarvermittler Moneypark. Bereits im dritten Quartal dieses Jahres seien die Richtsätze der Hypothekarzinsen um rund einen halben Prozentpunkt gesunken, nun notierten sie gegenüber Ende September noch einmal um mehr als 0,3 Prozentpunkte tiefer. Dies dürfte nicht zuletzt die Nachfrage nach Wohneigentum steigern und könnte so auch für höhere Immobilienpreise in der Schweiz sorgen.
3. Mieten
Der SNB-Zinsentscheid dürfte indirekt auch Folgen für die Mieten in der Schweiz haben. Diese orientieren sich am hypothekarischen Referenzzinssatz, der auf dem Durchschnittssatz der inländischen Hypotheken beruht. Sinkt der Satz, so haben Mieterinnen und Mieter die Möglichkeit, eine Reduktion der Miete einzufordern.
Anfang Dezember hatte das Bundesamt für Wohnungswesen (BWO) bekanntgegeben, dass der Referenzzinssatz bis März kommenden Jahres bei 1,75 Prozent bleiben wird. Es fehlte allerdings bereits damals sehr wenig zu einer Senkung.
«Jetzt ist davon auszugehen, dass der Referenzzinssatz im März kommenden Jahres sinken wird», sagt Santosh Brivio, Senior Economist bei der Migros Bank. Dann könnten viele Mieterinnen und Mieter eine Reduktion der Miete um drei Prozent einfordern.
4. Aktien
Die niedrigeren Zinsen befeuern ausserdem die Börsen. «Es ist davon auszugehen, dass die zusätzliche Liquidität auch in Aktien fliesst», sagt Brivio. Dies sei bereits am Donnerstag direkt nach dem Zinsentscheid zu beobachten gewesen, als das Schweizer Standardwerte-Barometer Swiss-Market-Index (SMI) um rund 1 Prozent zulegte.
5. Spar- und Säule-3a-Konten
So profitieren letztlich viele Akteure von dem billigeren Geld. Sparerinnen und Sparer gehören allerdings nicht dazu, denn die Zinsen für Spar- und Säule-3a-Konten oder Kassenobligationen dürften angesichts des deutlichen SNB-Zinsschritts schon bald weiter sinken.
6. Franken
Beobachter sind indessen skeptisch, dass der SNB-Zinsschritt mittelfristig einen deutlichen Effekt auf den Euro-Franken-Wechselkurs haben dürfte. «Die Faktoren, die den Euro schwach machen, kommen vom Anlegerverhalten her», sagt Brivio. Hier zeichne sich die wirtschaftliche und politische Krise in Deutschland und Frankreich ab. «Die Anleger suchen nach Sicherheit und flüchten deshalb in den Franken», sagt er. Daran dürfte auch die Zinssenkung der SNB wenig ändern.