Die Firma Burkhalter setzt darauf, im grossen Stil Ölheizungen durch Wärmepumpen zu ersetzen und Photovoltaikanlagen zu installieren. Doch viele Hausbesitzer zögern.
Die Schweiz hat bei der Sanierung und Erneuerung ihres Gebäudebestands viel zu tun. Laut dem Installationsunternehmen Burkhalter, das sich gerne mit dem Werbespruch «Die Burkhalters kommen» schmückt, gibt es in der Schweiz rund eine Million Gebäude aus den 1960er, 1970er und frühen 1980er Jahren. Diese Bauten sind berüchtigt für ihre oft mangelhafte Isolation. Ausserdem werden sie häufig noch mit Erdöl oder mit Erdgas geheizt.
Lieber renovieren als abreissen
Viele Besitzer solcher Liegenschaften stehen denn auch vor der Frage: abreissen oder von Grund auf erneuern? Wenn es nach Burkhalter ginge, sollten möglichst viele Gebäude saniert werden, denn der Zürcher Konzern ist im Renovationsbereich deutlich stärker vertreten als bei Neubauten. Zu seinen Spezialitäten zählen der Ersatz von Heizanlagen mit fossilen Energieträgern durch Wärmepumpen sowie die Installation von Photovoltaikanlagen.
Auf die Frage, ob er wisse, bei wie vielen sanierungsbedürftigen Objekten schweizweit die Eigentümer schon aktiv geworden seien, hatte der Konzernchef Zeno Böhm an der Bilanzmedienkonferenz am Montag keine Antwort. Zahlen dazu lägen ihm leider nicht vor. Aber was er bestätigen könne, sei, dass der Staat als grösster Liegenschaftsbesitzer in der Schweiz das Thema angehe. «Egal, ob es sich um den Bund, die Kantone, die Armee, die SBB oder die Post handelt.»
Erstmals mehr als eine Milliarde Umsatz
Burkhalter hatte sich bis Mitte vorletzten Jahres auf Elektroinstallationen konzentriert. Im Zuge des Zusammenschlusses mit Poenina ist das Unternehmen aber auch zu einem bedeutenden Anbieter von Dienstleistungen in den Bereichen Sanitär-, Heizungs- und Lüftungstechnik geworden.
Der fusionierte Konzern überschritt im vergangenen Jahr mit einem Umsatz von 1,1 Milliarden Franken erstmals die Milliardengrenze. Mit den Zahlen des vorangegangenen Jahres ist der Geschäftsabschluss aber nur beschränkt vergleichbar, weil 2022 die Aktivitäten von Poenina erst ab der zweiten Jahreshälfte berücksichtigt worden waren. Zum organischen Wachstum äusserte sich Burkhalter nicht, doch gehen die Analytiker der Zürcher Kantonalbank davon aus, dass Burkhalter auf vergleichbarer Basis den Umsatz nur um rund 2 Prozent gesteigert hat.
Dies verdeutlicht, dass sich Burkhalter trotz allem Druck, dem sich Immobilienbesitzer bei der Erneuerung älterer Objekte ausgesetzt sehen, in einem wenig dynamischen Umfeld bewegt. Das Unternehmen geht mit Blick auf die Umsetzung der Energiestrategie 2050 des Bundes zwar davon aus, dass sich bei Sanierungen branchenweit ein Nachfrageüberhang einstellen sollte. Ab wann dieser die Geschäfte positiv beeinflussen wird, ist zurzeit aber offen.
Weniger «Cowboys» bei Kundenofferten
Der Konzern, der sich ausschliesslich auf den Schweizer Markt konzentriert, hat vor allem mit Bouygues und den Installationsfirmen des Berner Versorgers BKW zwei Konkurrenten, die ebenfalls Grössenvorteile suchen. Dazu gesellen sich trotz der Konsolidierung, die in der Installationsbranche schon seit Jahren am Laufen ist, noch immer zahlreiche Kleinbetriebe.
Viele dieser Firmen orientierten sich traditionell eher an Deckungsbeiträgen als an Gewinnmargen und seien so bereit gewesen, besonders gegen Ende Jahr Aufträge zu Tiefpreisen anzunehmen. «Hauptsache, man musste im darauffolgenden April niemanden entlassen», brachte der Verwaltungsratspräsident von Burkhalter, Gaudenz Domenig, die weitverbreitete Praxis auf den Punkt. Inzwischen gebe es weniger «Cowboys bei den Offerten», doch die Professionalisierung der Branche gestalte sich weiterhin zähflüssig. «Handwerker», fügte Domenig hinzu, «verändern sich nur langsam.»
Burkhalter musste sich 2023 auf Stufe Betriebsergebnis (Ebit) mit einer Umsatzrendite von 5,7 Prozent begnügen. Nach Einschätzung des Präsidenten dürften auch in den kommenden Jahren maximal ungefähr 7 Prozent erreichbar sein.
Kaum noch einheimische Lehrlinge bei Sanitären
Was die Wachstumsmöglichkeiten betrifft, macht der gesamten Installationsbranche weiterhin der Mangel an Fachkräften zu schaffen. Wie andere Handwerksbetriebe versucht auch Burkhalter, so viele Nachwuchskräfte wie möglich selber auszubilden. Fast jeder fünfte der 5200 Mitarbeiter ist ein Lernender.
Doch Jugendliche vor allem für die anspruchsvollen vierjährigen Berufslehren zu finden, werde zunehmend schwieriger, sagte Böhm. Der Firmenchef spürt die Knappheiten am stärksten im Sanitärbereich. Mangels Bewerbern ist Burkhalter dazu übergegangen, junge Flüchtlinge aus Eritrea und Afghanistan zu schulen. Allerdings kommen diese laut Unternehmen nur für die zweijährige Lehre mit Berufsattest infrage.
Der Konkurrent BKW hat zu teuer eingekauft
Zugleich hält Burkhalter weiterhin intensiv nach Kaufgelegenheiten Ausschau, um das Wachstum anzukurbeln. Im vergangenen Jahr stiessen sechs weitere regionale Anbieter aus der Gebäudetechnik zum Konzernverbund. Laut eigenen Angaben profitiert das Unternehmen davon, dass sich mit BKW ein Konkurrent bei Zukäufen offenbar deutlich stärker zurückhält als früher.
Unter der Führung von Suzanne Thoma, die nun die starke Frau beim Winterthurer Industriekonzern Sulzer ist, hatte BKW bis 2022 einen aggressiven Kurs beim Aufkauf kleinerer Installationsfirmen verfolgt. Im vergangenen Jahr erlitt der halbstaatliche Konzern im Dienstleistungsgeschäft auf Stufe Ebit indes einen Verlust von 40 Millionen Franken, weil Projektwertberichtigungen sowie Wertverminderungen von insgesamt 90 Millionen Franken vorgenommen werden mussten.
Burkhalter beteuert derweil, trotz allem Kaufinteresse bei Akquisitionen selektiv vorzugehen. Von zehn Angeboten, die man auf dem Tisch habe, führe im Durchschnitt nur eines zum Abschluss, sagte Böhm.