Der Italiener und der Spanier könnten für das nächste grosse Duell nach Roger Federer und Rafael Nadal stehen.
Die Tennissaison ist erst gerade vier Monate alt. Das Race to Turin, die Jahreswertung, welche einen Anhaltspunkt für den Formstand der Spieler gibt, zeigt ein aussergewöhnliches Bild. Novak Djokovic führt sie nicht an. Der bald 37-jährige Serbe liegt mit 1310 Punkte lediglich auf Platz 10 und wäre damit nicht unter jenen acht Spielern, die im finalen Höhepunkt der Saison um den letzten grossen Preisgeld-Topf des Jahres spielen dürfen. Er hat in dieser Saison erst 15 Partien bestritten und 4 davon verloren. Auf einen Titel wartet er noch.
Rang 1 dieses Rankings belegt Jannik Sinner. Der 22-jährige Südtiroler ist mit einer Serie von 16 Siegen und dem ersten Major-Titel in Melbourne in die Saison gestartet, ehe ihn Carlos Alcaraz im Halbfinal von Indian Wells stoppte. Diese Woche musste er am Turnier in Madrid vor seinem zweiten Einsatz wegen Hüftproblemen forfait geben. Auf den sozialen Plattformen sagte er: «Ich bin enttäuscht, dass ich mich zurückziehen musste. Doch die Hüfte hat mir schon seit einiger Zeit Probleme bereitet. Auf Rat der Ärzte entschied ich mich mit meinem Team dafür, nicht weiterzuspielen und das Problem noch grösser zu machen.»
Rekordmatch in New York
Doch auch der 20-jährige Alcaraz hat etwas von jenem Schwung eingebüsst, der ihn vor einem Jahr zu seinem ersten Wimbledon-Sieg und an die Weltranglistenspitze getrieben hatte. Sinner gegen Alcaraz, das könnte zum Duell werden, welches das Männertennis in den kommenden Jahren prägt. Bereits wird die freundschaftliche Rivalität der beiden mit jener von Roger Federer mit Rafael Nadal verglichen. Doch noch sind die beiden Jungstars einiges von jenen Erfolgen entfernt, welche Federer und Nadal beinahe zwei Jahrzehnte im Männertennis haben dominieren lassen.
Alcaraz hat bisher zwei (US Open 2022, Wimbledon 2023), Sinner einen (Melbourne 2024) Major-Titel gewonnen. In der Weltrangliste belegen sie die Positionen 2 (Sinner) und 3 (Alcaraz). Im Vergleich der Direktbegegnungen steht es 4:4. Das aufsehenerregendste Duell lieferten sie sich im Viertelfinal des US Open 2022, es ging über fünf Sätze und endete erst morgens um 2:50 Uhr Ortszeit. Später ist in New York noch nie ein Match zu Ende gegangen.
Sinners Aufstieg Richtung Weltranglistenspitze begann ein Jahr später, mit einer Niederlage gegen den Deutschen Alexander Zverev, die er selbst als Augenöffner bezeichnet. Er habe da realisiert, dass er Fehler als Teil des Spiels akzeptieren und mit ihnen leben müsse. Mit dieser Erkenntnis gewann er 2023 20 seiner letzten 22 Matches und die Titel in Peking und Wien und auch den Davis-Cup. An den ATP-Finals schlug er in der Gruppenphase auch Novak Djokovic, ehe er im Final gegen den Serben scheiterte. Nach dem Jahreswechsel setzte Sinner seine Erfolgsserie in Melbourne fort. Seit der Niederlage gegen Zverev am US Open hat er bis zum Turnier in dieser Woche in Madrid 36 von 40 Partien gewonnen.
Bald die Nummer 1?
Sinner hat in den vergangenen paar Monaten auch drei von vier Partien gegen Novak Djokovic gewonnen. Das ist so etwas wie ein Reifezeugnis, das belegt, dass der erst 22-jährige Italiener bereit ist, das Zepter zu übernehmen. Spätestens am French Open Anfang Juni kann er den Serben an der Spitze des Rankings ablösen. Schon jetzt aber ist klar: Die Zukunft im Männertennis gehört ihm und Carlos Alcaraz. Das Duell hat fraglos das Potenzial, die kommenden Jahre ähnlich zu prägen, wie es die Begegnungen von Federer, Nadal und Djokovic in den vergangenen zwei Jahrzehnten getan haben.
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