Close Menu
Meilleur en Suisse
  • Finanzen
  • Panorama
  • Reisen
  • Scheinwerfer
  • Schweiz
  • Sport
  • Technologie
  • Welt
  • Wirtschaft
  • Wissenschaft
  • Zürich
Im Trend

Bern soll fleischlos werden. Vegane Verheissung – oder ideologischer Kulturkampf?

Mai 16, 2025

Der FC Barcelona ist zum 28. Mal spanischer Meister. Trainer Flick sagt: «Wir fühlen uns wie eine echte Familie»

Mai 16, 2025

Die Toten hören, wenn man sich an sie erinnert: Oleg Jurjews Gedichte führen in Welten, die sich selbst zum Verschwinden bringen

Mai 16, 2025
Facebook X (Twitter) Instagram
Trendthemen:
  • Feuilleton
  • Gesellschaft
  • Mobilität
  • Panorama
  • Pressemitteilung
  • Scheinwerfer
  • Gaza-Krieg
Login
Facebook X (Twitter) Instagram
Freitag, Mai 16
Meilleur en Suisse
Abonnieren Verbinden
  • Finanzen
  • Panorama
  • Reisen
  • Scheinwerfer
  • Schweiz
  • Sport
  • Technologie
  • Welt
  • Wirtschaft
  • Wissenschaft
  • Zürich
Meilleur en Suisse
Startseite » Juden in der Diaspora: die neue Unsicherheit
Feuilleton

Juden in der Diaspora: die neue Unsicherheit

MitarbeiterVon MitarbeiterMai 16, 2025
Aktie Facebook Twitter Pinterest LinkedIn Telegram Email WhatsApp Copy Link

Das Massaker der Hamas am 7. Oktober 2023 hat nicht nur Israel erschüttert, sondern die gesamte jüdische Welt. Vor allem säkulare Juden stellen sich seither Fragen zu ihrer Identität.

In der Geschichte des jüdischen Volkes ist die Existenz des Staates Israel ein zeitlich extrem kurzes Ereignis. 2000 Jahre lebten Juden überall auf der Welt verstreut, ohne einen eigenen Staat. Auf Hebräisch heisst diese Form der Existenz «Galut», was so viel wie «Exil» bedeutet und darauf verweist, dass Juden nach der Zerstörung des Zweiten Tempels durch die Römer im Jahr 70 n. Chr. ihre Heimat verloren hatten. Der international gängigere Begriff ist «Diaspora», was auf Altgriechisch so viel wie Zerstreuung bedeutet.

Optimieren Sie Ihre Browsereinstellungen

NZZ.ch benötigt JavaScript für wichtige Funktionen. Ihr Browser oder Adblocker verhindert dies momentan.

Bitte passen Sie die Einstellungen an.

Dieser diasporische Zustand ist für die jüdische Existenz prägend gewesen, mit spezifischen Implikationen, die ein Überleben möglich machen sollten. Dazu gehörte nicht nur die grundsätzliche Idee einer Integration in die jeweilige Gesellschaft, die durch die rabbinische Entscheidung «Dinei malchuta dinei» («Das Recht des Königs ist das Recht») geprägt wurde, dass Juden sich an die Ordnung des jeweiligen Landes zu halten hatten, solange sie den Religionsgesetzen nicht widersprach. Dazu gehörte auch eine wachsende Abstraktion der jüdischen Glaubenspraxis, die mit den Aufgaben der Hohepriester und den Tieropfern im Tempel von Jerusalem sehr «materiell» und aus heutiger Sicht archaisch wirkt und durch den Verlust des religiösen Zentrums neu erfunden werden musste.

Das Judentum wurde quasi «portabel»

Die Rabbiner aus der Zeit der Tempelzerstörung entwickelten unter der Führung von Jochanan Ben Sakkai in dem Städtchen Javneh das Judentum, das heute noch gilt. An die Stelle des Opferdienstes traten das Gebet und die Erzählung vom Opferdienst, an jene der realen Aufgaben des Hohepriesters im Tempel ihre Beschreibung im Gebetskontext, anstatt der Wallfahrten nach Jerusalem wurde ein Quorum von mindestens zehn Männern eingeführt, um ein Gemeinschaftsgebet überall auf der Welt möglich zu machen und die Juden in der Diaspora irgendwie zusammenzuhalten. Mit anderen Worten: Das Judentum wurde metaphysisch und immateriell und konnte so neue philosophische Höhen erreichen, die die Auseinandersetzung mit dem Wort Gottes und die Interpretation seiner Gesetze in den Mittelpunkt stellten. Eine andere Form religiösen Lebens war nicht mehr möglich. Doch dadurch wurde das Judentum sozusagen «portabel».

Daraus entwickelte sich eine Gelehrsamkeit, die nicht mehr von einem Ort oder religiösen Zentrum abhängig war und so eine maximale Flexibilität jüdischen Lebens und Denkens erst ermöglichte. Wurden Juden an einem Ort verfolgt, gab es jüdische Gelehrsamkeit an einem anderen. Die traumatische Erfahrung der Zerstörung des Tempels als Zentrum des Glaubens und der Identität durfte sich in der Diaspora nicht mehr wiederholen. Das war in dieser neuen, als «rabbinisches Judentum» beschriebenen Epoche von Anfang an so angelegt.

Die Diaspora brachte aber vor allem mit der Emanzipation eine Entwicklung mit sich, die Ben Sakkai und seine Gefährten nicht voraussehen konnten: eine Säkularisierung des Judentums oder gar die vollständige Assimilation. Für viele Juden schien ein Übertritt zum Christentum ein «billet d’entrée» in die christliche Gesellschaft zu sein, wie Heinrich Heine dies einmal formulierte. Doch selbst diejenigen, die nicht zum Christentum übertraten, entwickelten neue Formen des Judentums, sei es die Reformbewegung oder aber eine Art von traditionellem Judentum, bei dem man die wichtigsten Feiertage als Identität stiftendes und kulturelles Ereignis feierte und sonst als jüdischer Mensch in der normativen Kultur seinen Beitrag leistete und dabei Elemente aus der jüdischen Tradition und Erfahrung mit einbrachte. So wird heute das Werk eines Woody Allen, eines Steven Spielberg, eines Philip Roth, einer Hannah Arendt, eines Pierre Assouline als eine Art von «jüdischer Kultur» bezeichnet, was nicht nur von nichtjüdischer Seite so definiert wird, sondern durchaus auch von jüdischer.

Der Zionismus schien die Antwort auf die Judenvernichtung zu sein

Doch so wie die Zerstörung des Tempels ein tiefes Trauma in der jüdischen Welt hinterliess, so war der Holocaust erst recht ein zutiefst verstörendes, erschütterndes Ereignis, das nicht nur einen grossen Teil des jüdischen Volkes vernichtete, sondern auch alle scheinbaren Errungenschaften einer gesicherten jüdischen Existenz in der, wohlgemerkt: aufgeklärten Diaspora infrage stellte. Wie konnten sich Juden nach Auschwitz noch auf ihre staatsbürgerlichen Rechte egal welchen Landes verlassen? Wie konnten sie noch Teil christlich geprägter Kultur sein, die zu Auschwitz geführt hatte? Und vor allem: Wie konnten Juden noch zu ihrem Gott beten, der sie in den Gaskammern im Stich gelassen hatte? Vor allem Letzteres wurde zum existenziellen Problem für viele Juden nach 1945. Und die Frage, was Jüdischsein nach der Shoah noch bedeuten konnte, verfolgte jeden jüdischen Menschen, ganz gleich ob ihm das bewusst war oder nicht.

Doch mit der Gründung des Staates Israel 1948 bekam die jüdische Existenz wieder «meaning», Bedeutung. Der Zionismus schien die Antwort auf die Judenvernichtung des NS-Regimes, schien überhaupt die Antwort auf die Judenverfolgungen der letzten 2000 Jahre zu sein. Und neben der eigenen Wehrhaftigkeit des jüdischen Volkes, eine Errungenschaft, die das jüdische Volk spätestens ab 1933 dringend nötig gehabt hätte, entwickelte der Zionismus etwas völlig Neues: eine säkulare zionistische Identität und eine hebräische Kultur, die im eigenen Land, im Land der Vorväter, in der Sprache der Thora moderne Ausdrucksformen jüdischen Denkens und Kreativität entwickeln konnte.

Für die Israeli der kommenden Generationen war diese hebräische Kultur schnell ein ganz normaler Teil ihres Daseins. In der Diaspora entwickelten sich nach 1945 parallel dazu zwei Formen des Seins, die bestimmende «Identitätssäulen» jüdischer Existenz der Post-Shoah-Ära wurden: Die Erinnerung an den Holocaust und das damit verbundene Bewusstsein, ein «Überlebender» zu sein, selbst wenn man schon lange nach dem Zweiten Weltkrieg geboren war. Und bei vielen auch die Loyalität, die Fixierung auf alles Israelische als eine Art von Sicherheit und Schutz für die eigene, unsicher gebliebene Existenz. Israel wurde rasch, insbesondere für Juden in Europa oder orientalischen Ländern, eine Rückversicherung, ein Schutzhafen, auf den man sich im Falle einer neuen Katastrophe verlassen konnte. Eine erneute Shoah war nicht mehr vorstellbar, der jüdische Staat schien der Garant dafür zu sein, egal wo man sich befand, wie etwa jüngst zu Beginn des Ukraine-Krieges, als israelische Airlines Zehntausende Juden aus dem osteuropäischen Kriegsgebiet in Sicherheit nach Tel Aviv brachten.

Aus der Post-Holocaust-Ära quasi zurückgeworfen

Für viele Juden der Diaspora gehört der regelmässige Besuch in Tel Aviv oder Jerusalem seit Jahrzehnten zum identitätsstiftenden Schatz jüdischen Lebens einfach dazu. Diasporajuden feierten sogar ihre Bar Mizwa oder ihre Hochzeit in Israel. Israelische Musik, israelische Literatur wurde konsumiert, häufig in Übersetzungen, da die meisten Diasporajuden kaum oder gar kein Hebräisch können.

Doch mit dem 7. Oktober 2023, mit dem Massaker der Hamas in Israel, mit dem schlimmsten Massenmord von Juden seit dem Holocaust, hat der jüdische Staat sein wichtigstes Versprechen nicht nur gegenüber seinen Bürgern, sondern allen Juden gebrochen. Eben die Garantie, dass das, was Juden in der Diaspora über Jahrtausende erleiden mussten, nie mehr geschehen könne. Doch es ist geschehen. Ausgerechnet im jüdischen Staat selbst. Neben dem militärischen und politischen Versagen der Verantwortlichen kommt nun hinzu, dass Juden aus der Post-Holocaust-Ära quasi zurückgeworfen werden in eine Prä-Holocaust-Zeit. Natürlich, die Situation heute ist zum Glück nicht identisch mit der von 1933 oder gar 1938. Doch das Gefühl des Ausgeliefertseins ist zurück, die Unsicherheit – gerade auch durch den wachsenden, aggressiven Antisemitismus weltweit – wächst.

Die Unsicherheit wird zusätzlich angeheizt durch die öffentlich geäusserten Präferenzen der gegenwärtigen israelischen Regierung. Nicht nur die beiden rechtsextremistischen Minister Itamar Ben Gvir und Bezalel Smotrich, nein, inzwischen erklärte auch Premier Benjamin Netanyahu, dass es zwar wichtig sei, die noch in Gaza befindlichen Geiseln zu retten, doch das noch wichtigere Ziel sei die «vollständige Vernichtung» der Hamas. Wenn aber der jüdische Staat nicht mehr die Rettung jedes einzelnen seiner jüdischen Bürger zum obersten Ziel macht, bedeutet das dann, dass der talmudische Satz «Wer ein Menschenleben rettet, dem wird angerechnet, als würde er die ganze Welt retten» nicht mehr gilt? Das fragen sich im Augenblick viele Israeli, die auf den Strassen Israels demonstrieren und die die Fortsetzung des Krieges in Gaza als ein sicheres Todesurteil für die verbliebenen Geiseln sehen. Und jüdische Gemeinden in Europa reagierten mit Entsetzen auf eine Anti-Antisemitismus-Konferenz der israelischen Regierung, zu der viele rechtspopulistische und rechtsextreme europäische Parteien eingeladen waren.

Die diasporische jüdische Identität muss sich nun neuen Herausforderungen stellen; Sicherheiten, an die man in den vergangenen Jahrzehnten geglaubt hat, sind infrage gestellt. Das gilt sowohl für die Stabilität europäischer Demokratien, in denen der offene Judenhass wieder zum Alltag gehört, als auch für den jüdischen Staat, der sich in einer existenziellen Krise befindet. Sich allein auf die bisherigen beiden Säulen, Zionismus und Shoah-Vergangenheit, zu verlassen, wird nicht ausreichen. Säkulare Juden, die nicht im Glauben verwurzelt sind, werden ihre Identität neu definieren müssen. Wie das aussehen wird, ist derzeit noch die Frage. Doch für manche stellt sie sich nicht mehr. Denn immer mehr Juden, insbesondere in Europa, tragen sich aufgrund der Entwicklungen mit dem Gedanken, doch nach Israel auszuwandern. Viele tun das bereits. Insofern treibt der wachsende Antisemitismus diese Menschen ins «Gelobte Land». Was sie dort erwartet, ist ungewiss. Im Augenblick nur die Gewissheit, dass man miteinander im selben Boot sitzt und keine andere Wahl hat, als zu überleben. Das aber ist ein sehr diasporisches Prinzip. Und zurzeit also eine Art Quadratur des Kreises, ausgerechnet in Israel.

Weiter Lesen

Die Toten hören, wenn man sich an sie erinnert: Oleg Jurjews Gedichte führen in Welten, die sich selbst zum Verschwinden bringen

«When We Were Sisters»: Schwermut im All-inclusive-Paradies

«Ich möchte das Bewusstsein dafür wecken, dass die Schweiz eine eigene Musiktradition besitzt», sagt die Dirigentin Lena-Lisa Wüstendörfer

«Ein gefährlicher Präzedenzfall» – Karikaturistin Ann Telnaes sieht die Meinungsfreiheit bedroht. Von feigen Zeitungsbesitzern

Giacometti-Flop in New York – die Käufer sind wählerisch geworden

Neue Kleiderordnung am Filmfestival Cannes

Redakteurfavoriten

Der FC Barcelona ist zum 28. Mal spanischer Meister. Trainer Flick sagt: «Wir fühlen uns wie eine echte Familie»

Mai 16, 2025

Die Toten hören, wenn man sich an sie erinnert: Oleg Jurjews Gedichte führen in Welten, die sich selbst zum Verschwinden bringen

Mai 16, 2025

Polizei-News aus Zürich: Die Staatsanwaltschaft klagt Brandstifterin von Elgg an und fordert eine mehrjährige Freiheitsstrafe

Mai 16, 2025

Die ukrainischen «Wegwerf-Agenten» vom Bodensee

Mai 16, 2025

«When We Were Sisters»: Schwermut im All-inclusive-Paradies

Mai 16, 2025

Neueste Nachrichten

Für die chinesische Rüstungsindustrie war der Luftkampf zwischen Indien und Pakistan beste Werbung

Mai 16, 2025

«Ich möchte das Bewusstsein dafür wecken, dass die Schweiz eine eigene Musiktradition besitzt», sagt die Dirigentin Lena-Lisa Wüstendörfer

Mai 16, 2025

Millionen für die schönste Schule Zürichs: So viel will der Regierungsrat ins neue Gymnasium in Uetikon investieren

Mai 16, 2025
Facebook X (Twitter) Pinterest TikTok Instagram
© 2025 Meilleur en Suisse. Alle Rechte vorbehalten.
  • Datenschutzrichtlinie
  • Nutzungsbedingungen
  • Kontakt

Type above and press Enter to search. Press Esc to cancel.

Sign In or Register

Welcome Back!

Login to your account below.

Lost password?