Kurz vor Trumps Reise an den Golf heisst es aus dem Weissen Haus, eine Boeing im Besitz von Katar könnte bald für den amerikanischen Präsidenten abheben. Das wäre ein Bruch mit Konventionen.
Franklin D. Roosevelt bestieg 1943 in Miami ein Flugzeug – und als er in Casablanca ausstieg, hatte er einen Mythos begründet. Roosevelt, ein Demokrat, war der erste amerikanische Präsident, der während seiner Amtszeit geflogen ist. In Marokko legte er seinerzeit mit dem britischen Premierminister Winston Churchill und den jeweiligen Stabschefs die weitere Kriegsführung gegen die Achsenmächte fest. Seit Roosevelts Pionierflug ist die Ankunft einer amerikanischen Präsidentschaftsmaschine weltweit ein Ereignis. Ein Symbol für die Macht der USA, für deren Autorität und Einfluss. Seit den 1990er Jahren haben die USA für die Reisen ihrer Präsidenten zwei umgebaute Flugzeuge vom Typ Boeing 747-200B im Einsatz. Ist der Präsident an Bord, und nur dann, lautet ihr Name über Funk Air Force One.
Laut Berichten mehrerer amerikanischer Medien will die Familie des Emirs von Katar Trump ein Langstreckenflugzeug vom Typ Boeing 747-8 schenken. Ein Vorgang, den Trump auf seiner Plattform Truth Social am Montagmorgen als «sehr öffentlich und transparent» bezeichnet hat. Doch dieses «unentgeltliche Geschenk» beschäftige «die korrupten Demokraten» so sehr, schreibt Trump, dass sie darauf bestünden, «top Dollar» für das Flugzeug zu bezahlen.
Chuck Schumer, der Vorsitzende der Demokraten im Senat, hatte etwa auf X geschrieben: «Nichts sagt so sehr ‹America First› wie die Air Force One, die von Katar zur Verfügung gestellt wird.» Es handele sich nicht nur um Bestechung, «das ist erstklassiger ausländischer Einfluss mit extra Beinfreiheit».
Trump erhofft sich von den Golfstaaten Milliarden-Investitionen
Trump will von Dienstag bis Donnerstag nach Saudiarabien, Katar und in die Vereinigten Arabischen Emirate reisen. Er erhofft sich am Golf Versprechen von Investitionen in der Höhe Hunderter Milliarden Dollar und will ausserdem über niedrigere Ölpreise verhandeln.
In Katar könnte die Schenkung verkündet werden. Das Flugzeug wäre eines der grössten ausländischen Geschenke, die die amerikanische Regierung je erhalten hat, berichtet die «New York Times». Die Schenkung würde also rechtliche und ethische Fragen aufwerfen. Es ist fraglich, ob die Trump-Regierung ein so teures Geschenk von einem ausländischen Partner annehmen darf.
Eine Boeing 747-8 kostet ab Werk laut Listenpreis von 2019 mehr als 400 Millionen Dollar (rund 337 Millionen Euro). Die Maschine muss dann völlig ausgehöhlt werden und für die Nutzung als fliegendes Oval Office auch aufwendig neu verkabelt werden. Die Air Force One ist ein fliegendes Büro und mit modernster Kommunikationstechnologie und Anti-Raketen-Vorrichtungen speziell auf die Bedürfnisse des amerikanischen Präsidenten zugeschnitten. Laut amerikanischen Medien ist das fragliche Flugzeug aus Katar mehr als ein Jahrzehnt alt. Es soll demnach in den USA zur Präsidentenmaschine umgerüstet und nach dem Ende von Trumps Amtszeit womöglich für dessen private Nutzung zur Verfügung stehen.
«Selbst in einer Präsidentschaft, die sich durch Gaunerei auszeichnet, ist dieser Schritt schockierend», sagte Robert Weissman, Co-Präsident der amerikanischen Verbraucherschutzorganisation Public Citizen der «New York Times». Dies mache deutlich, dass die amerikanische Aussenpolitik unter Donald Trump zum Verkauf stehe.
Weisses Haus: Details des Deals würden noch ausgearbeitet
Ein Sprecher der katarischen Regierung sagte der «New York Times», dass Berichte, wonach das Flugzeug «während des bevorstehenden Besuchs von Präsident Trump» angeboten werde, unzutreffend seien. Die Schenkung wird demnach zwischen dem katarischen Verteidigungsministerium und dem amerikanischen Verteidigungsministerium geprüft. Noch sei keine Entscheidung gefallen. Das Weisse Haus hingegen bestätigte die Schenkung am Montagmittag. «Die katarische Regierung hat freundlicherweise angeboten, dem Verteidigungsministerium ein Flugzeug zu spenden. Die rechtlichen Details dazu werden noch ausgearbeitet», sagte die Sprecherin des Weissen Hauses, Karoline Leavitt, bei Fox News.
Trump wartet schon länger auf neue Dienstflugzeuge. Während seiner ersten Amtszeit hat er zwei neue Maschinen bei Boeing bestellt. «Ich bin nicht zufrieden mit Boeing», sagte er Ende Februar. Der Flugzeughersteller brauche zu lange. Die Verzögerungen und steigende Kosten machen es zurzeit unwahrscheinlich, dass wenigstens eine der bestellten 747-Maschinen noch in Trumps zweiter Amtszeit übergeben wird. «Wir werden vielleicht etwas anderes unternehmen», sagte Trump daher. Vielleicht kaufe die USA ein Flugzeug – «oder wir bekommen ein Flugzeug oder so etwas». Vor kurzem sollte gar Elon Musk für Trump nach Möglichkeiten suchen, die Auslieferung der bestellten Boeing-Flugzeuge zu beschleunigen.