Der Fall mit Jasna Fritzi Bauer bleibt fad. Es wird viel geredet, gerätselt und gezickt.
Im Bremer Team herrscht dicke Luft: Die Kommissarin Liv Moormann (Jasna Fritzi Bauer) ist frustriert, weil ihr ein längst überfälliger Besuch bei ihrer Schwester in der JVA verwehrt wird. Ihre Kollegin Linda Selb (Luise Wolfram) zeigt dafür wenig Verständnis. Sie wurmt ein Fall, der nicht ausging, wie er sollte. Anstatt eines Drogendealers, der tödlichen Stoff in Umlauf gebracht hat, sitzt jetzt dessen Freundin für ihn im Knast.
Die nötige Abwechslung bringt eine Leiche, die am Morgen an den Strand der Weser gespült wird. Der Fund schafft aber gleich neuen Unmut. Die Identität des Toten ist unklar. Keine Papiere, kein Handy, kein Fingerabdruck. «Tatort unbekannt, Opfer unbekannt», Moormann verzieht eine Miene. Ihre Stimmung hebt sich durch eine derart diffuse Sachlage nicht.
Immerhin, man weiss, es handelt sich um einen Mann Anfang dreissig, ziemlich übel zugerichtet im Gesicht. Die Gerichtsmedizinerin Bingley (Helen Schneider) bringt Licht ins Dunkel, als sie den Mageninhalt untersucht: Lammköfte mit Safranjoghurt und Sauerkraut, eine gewagte Kombination, die es in der Hansestadt nur an der Imbissbude direkt neben dem berüchtigten Dark-Klub gibt.
Komischer Zufall
Langsam kommen die Kommissarinnen in dem Fall voran. Der Tote, Marek Kolschak (Jonathan Berlin), arbeitete als Investigativjournalist, der an dem gleichen Drogendealer dran war wie Selb. Der Zufall ist ein komischer Vogel. Damit nicht genug: Kolschak war von Beruf Reporter – und privat ein Stalker. Bald steht seine Ex-Freundin Rani Ewers (Via Jikeli) unter Mordverdacht.
Die alleinerziehende Mutter war mit der Situation schon lange überfordert, hat Kolschak konfrontiert, aber zur Polizei wollte sie nicht. Um sie und ihre kleine Tochter gekümmert hat sich immer eine fürsorgliche Pflegerin (Sarina Radomski), mit der sie seit Jahren in einer WG lebt.
Ewers Geschichte wird in «Solange du atmest» (Regie: Franziska Margarete Hoenisch, Drehbuch: Judith Westermann) viel Platz eingeräumt. Insbesondere dass sich der Fokus von Beginn an auf ihre Verfolgungsängste richtet, erweist sich jedoch als schwierig. Denn nur mühsam verbinden sich dadurch die diversen Handlungsstränge zu einem Krimiplot, der Spannung erzeugt.
Da kann das Bremer-Duo noch so verbissen ermitteln, angetrieben vom Wunsch, den vertrackten Fall endlich zu lösen – und von ihrer privaten Wut. Denn als Moormann erfährt, dass Selb hinter ihrem Rücken mit ihrer Schwester gesprochen hat, verschärft sich der Ton unter den Kolleginnen. Eine spitze Bemerkung jagt die nächste. Feingefühl und Rücksichtnahme: geschenkt.
Es fehlt der Thrill
Das eigentliche Problem liegt aber nicht bei den Ermittlerinnen, sondern in der bemühten Verstrickung der Nebenhandlungen und der Glaubwürdigkeit der Geschichte. Ständig schwankt dieser Bremer-Tatort irgendwo zwischen Krimi-, Psycho- und Sozialdrama. Aber es fehlt der Thrill.
Zu viel wird geredet, unnötig erklärt, gerätselt und gezickt. Einige der schauspielerischen Leistungen haben zudem etwas seltsam Improvisiertes, Laienhaftes. Dadurch entsteht im Ensemble zusätzlich eine Unruhe, die dem beschwerlichen Geschehen wenig zuträglich ist.
Ganz zu schweigen von der abrupten Wendung am Ende, die man dem Film nur mit einigem gutem Willen abkauft. Die Idee, dass wieder einmal ausgerechnet die Person am gefährlichsten ist, von der man es am wenigsten erwartet, wirkt so überanstrengt wie dieser Fall an sich.
«Tatort» aus Bremen: «Solange du atmest». Sonntag, 20.05 / 20.15 Uhr, SRF 1 / ARD.