Bundespräsidentin Viola Amherd stattet Italien und dem Heiligen Stuhl einen Besuch ab und lädt Ministerpräsidentin Giorgia Meloni an die Ukraine-Friedenskonferenz auf dem Bürgenstock ein.
Es sind Schweizer Tage diesseits und jenseits des Tiber: Während Bundespräsidentin Viola Amherd politische Gespräche führt und Sehenswürdigkeiten wie etwa die Apostolische Bibliothek besichtigt, weilt eine üppige Delegation für die traditionellen Vereidigungsfeierlichkeiten der päpstlichen Schweizergarde in der Ewigen Stadt.
La #Bibliotecaapostolica 🇻🇦 possiede una delle raccolte di testi antichi e di libri rari fra le più importanti al 🌍.
Oggi, dopo l’Udienza con #Pontifex, la Presidente 🇨🇭 #Violapamherd e la sua delegazione hanno visitato alcune delle sale più belle della Biblioteca. pic.twitter.com/0n7yLiHVhO— Ambasciata di Svizzera presso la Santa Sede (@AmbSvizzeraVAT) May 4, 2024
Selbst dem Papst ist der stattliche Aufmarsch aus der Eidgenossenschaft nicht entgangen. Beim sonntäglichen Angelus-Gebet auf dem Petersplatz grüsste er neben Pilgern aus aller Welt ausdrücklich auch die Gardisten und deren Angehörige. Jeweils am 6. Mai findet in Erinnerung an den «Sacco di Roma» die Vereidigung der neuen Rekruten statt. Dabei handelt es sich um den Jahrestag der Plünderung Roms von 1527, bei welcher 147 Schweizergardisten bei der Verteidigung des Papstes den Tod fanden. Noch heute geloben die neuen Gardisten bei ihrer Vereidigung Treue und Gehorsam gegenüber dem Pontifex.
Orange Mitte-Tönung
Der Anlass ist jedes Jahr auch ein Stelldichein der Geldgeber der beiden Schweizer Stiftungen, die die Schweizergarde unterstützen. Die Gardestiftung, deren Präsidentin Alt-Bundesrätin Ruth Metzler-Arnold ist, hat es sich zur Aufgabe gemacht, der kleinsten Armee der Welt finanziell, materiell und sozial unter die Arme zu greifen. Die Kasernenstiftung wiederum wurde gegründet, um die Finanzierung der neuen Kaserne in Rom sicherzustellen. Die vom ehemaligen Präsidenten der Schweizer Nationalbank Jean-Pierre Roth präsidierte Stiftung hat zu diesem Zweck bereits rund 50 Millionen Franken gesammelt. Der Baubeginn ist für 2026, nach dem Ende des Heiligen Jahres, vorgesehen.
Dieses Jahr werden dem Anlass vom Montag neben Viola Amherd auch die beiden Präsidenten von National- und Ständerat, Eric Nussbaumer und Eva Herzog, beiwohnen. Zu ihnen gesellen sich zahlreiche bekannte Gesichter aus Politik und Wirtschaft, wobei die politische Färbung jeweils eindeutig ins Orange der Mitte-Partei tendiert: Neben den Alt-Bundesrätinnen Ruth Metzler und Doris Leuthard gehören auch der Mitte-Präsident Gerhard Pfister oder der frühere CVP-Fraktionschef Urs Schwaller sowie der ehemalige Generalsekretär der Partei Raymond Loretan zu den Geladenen einer der beiden Stiftungen.
Das Terrain bereitete am Samstag Viola Amherd vor, die von Papst Franziskus zu einer knapp halbstündigen Audienz und zu Gesprächen mit dem vatikanischen Staatssekretariat empfangen wurde. Im Zentrum standen die zahlreichen Konfliktherde sowie das humanitäre Völkerrecht. Im Gespräch mit Schweizer Journalisten vor dem Besuch beim Papst kündigte Amherd zudem an, auch die Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche und die Frage der Gleichberechtigung von Mann und Frau aufs Tapet zu bringen. Es sei für die Menschen in der Schweiz nicht nachvollziehbar, dass Frauen von Kirchenämtern ausgeschlossen seien und sich nicht an allen Entscheidungsprozessen beteiligen könnten.
Wohlwollen gegenüber der Schweizer EU-Position
Bereits am Freitag führte Amherd Gespräche mit Italiens Staatspräsident Sergio Mattarella und Ministerpräsidentin Giorgia Meloni. Italiens derzeitige Regierung steht der Schweiz grundsätzlich wohlwollend gegenüber. Die Zusage Melonis, Bern bei den schwierigen Verhandlungen mit der EU zu unterstützen, ist durchaus ernst gemeint. Andererseits war Rom in der Vergangenheit immer ziemlich genau auf der Linie der Brüsseler Zentrale – es dürfte auch diesmal nicht anders sein, wenn es hart auf hart kommt.
Amherd nutzte den Besuch im Palazzo Chigi auch, um Meloni die Einladung für die Ukraine-Konferenz auf dem Bürgenstock zu überbringen. Das ist in diesem Fall nicht einfach eine Formalität. Italien führt derzeit den Vorsitz in der G-7-Gruppe. Unmittelbar vor der Bürgenstock-Konferenz findet in Apulien der grosse G-7-Gipfel statt. Was dort entschieden wird (oder nicht), wird mit Sicherheit Auswirkungen auf den Anlass in der Schweiz haben und dürfte hier zu weiteren Diskussionen führen. Meloni hat die Einladung wohl auch deshalb dankend angenommen.