Auf Stéphane Rossini, der nach der Panne mit den unzutreffenden AHV-Prognosen zurücktrat, folgt Doris Bianchi: ehemalige Gewerkschafterin, ehemalige rechte Hand Alain Bersets und heute Chefin der Pensionskasse des Bundes, Publica.
Die falschen AHV-Berechnungen haben ihn den Job gekostet. Im vergangenen Herbst gab Stéphane Rossini bekannt, dass er per Ende Juni als Direktor des Bundesamtes für Sozialversicherungen zurücktreten wolle, um sich neuen beruflichen Tätigkeiten zu widmen.
Nach internen Kontrollen hatte das Amt festgestellt, dass es falsch gerechnet hatte. Der Bund musste seine Prognosen für die AHV massiv nach oben korrigieren: Das Sozialwerk stand um 4 Milliarden besser da als bisher angenommen.
Weil sie erst zwei Monate nach der Entdeckung des Fehlers informiert worden war und weil die falschen Berechnungen mutmasslich die öffentliche Wahrnehmung zur AHV-Abstimmung mitgeprägt hatten, reagierte die zuständige Innenministerin, Elisabeth Baume-Schneider, irritiert. Schliesslich hatten sich die düsteren Prognosen sowohl in den Abstimmungsunterlagen für den September 2022 als auch in jenen für die Abstimmung über die 13. AHV-Rente vom 3. März vergangenen Jahres niedergeschlagen.
Die Bundesrätin leitete eine interne Untersuchung und zwei externe Überprüfungen ein. Ende vergangenen Jahres war das Resultat da. Fazit: Es könne nicht von einem Rechenfehler gesprochen werden. Zwei «falsche Funktionen» hätten die Berechnung der AHV-Ausgaben nach oben getrieben. Dem BSV könne zudem nicht vorgeworfen werden, die Departementsvorsteherin zu spät informiert zu haben.
Der Bericht entlastete Rossini. Ihm könne keine Verletzung der Sorgfaltspflicht angelastet werden, hiess es. Doch da hatte Rossini schon gekündigt, und die Suche nach einer Nachfolge hatte begonnen.
Am Mittwoch hat Elisabeth Baume-Schneider die Personalie an einer Medienkonferenz in Bern verkündet. Nachfolgerin Rossinis wird per 1. September Doris Bianchi. Die Juristin, die Deutsch und Italienisch als Muttersprachen spricht, amtet heute als Chefin der Pensionskasse des Bundes, Publica.
Ab 2017 arbeitet sie als persönliche Assistentin für den damaligen SP-Bundesrat Alain Berset. Davor war sie als geschäftsführende Sekretärin des Schweizerischen Gewerkschaftsbunds tätig gewesen.
Doris Bianchi sei auch nebenamtlich im Bereich der Sozialversicherungen engagiert, heisst es in einer parallel verschickten Medienmitteilung. Zwischen 2011 und 2024 sei sie unter anderem Mitglied der Eidgenössischen Kommission für die berufliche Vorsorge (BVG), der Eidgenössischen Kommission für die Alters-, Hinterlassenen- und Invalidenversicherung (AHV/IV), Präsidentin des Stiftungsrats Sicherheitsfonds BVG und der Auffangeinrichtung und Mitglied des Suva-Rats gewesen.
Sie verfüge über ausgezeichnete Kenntnisse im Bereich der Sozialversicherungen. Zudem sei sie in Politik, Wirtschaft und Verwaltung bestens vernetzt.
Damit bleibt der Posten an der Spitze des Bundesamtes für Sozialversicherungen in der Hand der SP. Auch Rossini gehört – wie viele Mitarbeiter Baume-Schneiders – der Sozialdemokratischen Partei an. Der Ruf des Eidgenössischen Departements des Innern als «rote Kapelle» bleibt somit gewahrt.