Der Finanzunternehmer wird eine zentrale Rolle in den Zollverhandlungen einnehmen, die Donald Trump führen will. Der höchste Wirtschaftsposten in der neuen US-Regierung ist noch immer nicht vergeben.
Howard Lutnick soll unter Präsident Donald Trump das amerikanische Handelsministerium führen. Dies hat Trump am Dienstag mitgeteilt, nachdem zahlreiche amerikanische Medien unter Berufung auf Quellen aus seinem Umfeld bereits über die Personalie berichtet hatten.
Ein loyaler Türsteher
Howard Lutnick, der Chef und Mehrheitsbesitzer des Finanzunternehmens Cantor Fitzgerald, kennt Trump seit Jahrzehnten. Im vergangenen Jahr hat er sich indes zu einem seiner wichtigsten Vertrauten entwickelt. Der 63-Jährige hat als Co-Chef von Trumps Übergangsteam zahlreiche Kandidaten interviewt und geprüft, die Teil der nächsten republikanischen Regierung werden wollen.
Gemeinsam mit Trumps Sohn Don Jr. fungiert Lutnick als Türsteher zu Trumps innerem Zirkel und stellt sicher, dass nur loyale Anhänger des früheren und zukünftigen Präsidenten in die Kränze kommen. Dabei verbringt Lutnick selbst viel Zeit in Mar-a-Lago, Trumps prunkvollem Hauptquartier in Florida. Seine eigene Loyalität hat der Finanzmilliardär bewiesen, indem er Trumps umstrittene wirtschaftspolitische Ideen gegenüber der Wall Street stets resolut verteidigt hat.
In den USA bekannt wurde Lutnick einst, weil bei den Terroranschlägen des 11. Septembers 2001 ein Grossteil der Mitarbeiter von Cantor Fitzgerald ums Leben kamen. Lutnick brach in einem Interview in Tränen aus und wurde zum Gesicht einer tief getroffenen Wall Street. Er hat das Traditionsunternehmen seither aber mit viel Einsatz und Risiko zu neuer Blüte und einer Grösse geführt, die Cantor Fitzgerald zuvor nie erlangt hatte.
Nur ein «Verkaufsjob»?
Als Handelsminister wird Lutnick eine wichtige Rolle in den schwierigen Zollverhandlungen spielen, die Trump mit China, der EU und dem Rest der Welt führen will. Der Republikaner hat im Wahlkampf die Einführung von substanziellen Zöllen versprochen, was die grossen Handelspartner nicht klaglos hinnehmen werden. Das Handelsministerium ist darüber hinaus auch in der Wirtschaftsförderung aktiv, erhält den Kontakt zur amerikanischen Unternehmerschaft aufrecht, legt Industriestandards fest und sammelt Wirtschafts- und Bevölkerungsdaten.
Allerdings erhält Lutnick mit dem Handelsministerium bloss den Trostpreis. Es war bekannt, dass er eigentlich Finanzminister werden wollte: Das Treasury Department gilt als zentrale Schaltstelle in allen wichtigen Wirtschaftsfragen, während das Department of Commerce von manchen als Job für talentierte Verkäufer verspottet wird.
Alle relevanten Budgetentscheidungen werden im Finanzministerium koordiniert, nicht zuletzt die umfangreichen Steuersenkungen und die Sparprogramme, die Trump für die kommende Legislatur angekündigt hat. Der Finanzminister spielt auch in der Handels- und in der Geldpolitik eine wichtige Rolle.
Der Finanzminister ist noch nicht bestimmt
In den vergangenen Tagen hatte sich hinter den Kulissen offenbar ein Machtkampf zwischen Lutnick und Scott Bessent um den Finanzministerposten abgespielt. Bessent ist ebenfalls ein wichtiger Wirtschaftsberater von Trump und stand zuletzt hoch in dessen Gunst.
Der Tech-Milliardär Elon Musk, der sich dank tatkräftiger finanzieller und persönlicher Hilfe ebenfalls einen Sitz in Trumps innerstem Beraterkreis ergattert hat, hatte am Wochenende auf der ihm gehörenden Kurznachrichtenplattform X noch offen für Lutnick als Finanzminister geweibelt. Bessent sei eine gewöhnliche Wahl, während Lutnick tatsächlich etwas verändern würde. Der gewöhnliche Ansatz führe Amerika in den Bankrott, schrieb Musk.
Would be interesting to hear more people weigh in on this for @realDonaldTrump to consider feedback.
My view fwiw is that Bessent is a business-as-usual choice, whereas @howardlutnick will actually enact change.
Business-as-usual is driving America bankrupt, so we need change… https://t.co/igGLZOJ8wz
— Elon Musk (@elonmusk) November 16, 2024
Offen bleibt die Frage, wer nun Trumps Finanzminister wird. Bessent ist weiterhin eine Option, allerdings soll Trump auch weitere Kandidaten zu sich nach Florida für Gespräche eingeladen haben. Unter ihnen sind Marc Rowan, der Chef der einflussreichen Investmentgesellschaft Apollo Global Management, und Kevin Warsh, ein früherer Gouverneur der US-Notenbank Fed.
Bereits aus dem Rennen genommen haben sich der Hedge-Fund-Manager und Milliardär John Paulson sowie Larry Kudlow, Fox-Moderator und ein wichtiger Wirtschaftsberater aus Trumps erster Amtszeit.