Nach starken Niederschlägen am Wochenende regnete es in den betroffenen Gebieten in Österreich, Polen und Tschechien am Montag weiter. Die Pegel von Donau, Oder und Elbe steigen.
Die Zahl der Toten in den überfluteten Gebieten in Mitteleuropa ist auf mindestens siebzehn gestiegen. In Niederösterreich sind laut offiziellen Angaben bisher drei Personen in den Fluten ums Leben gekommen, in Tschechien ebenfalls drei, in Rumänien sieben, in Polen vier. Die Zahlen werden noch steigen, in den betroffenen Gebieten wird weiterhin nach Vermissten gesucht.
Der Sturm «Boris» sorgt in Mitteleuropa seit Ende vergangener Woche für starke Regenfälle und Hochwasser. Polen, Tschechien und Teile Österreichs sind am stärksten betroffen. Nun erreichen die Wassermassen auch Ungarn, die Slowakei und Deutschland.
Am Montag liess der Regen zwar leicht nach, am Dienstag soll er laut Prognose in einigen Gebieten enden. Doch die Pegel der Flüsse wie Donau, Elbe und Oder bleiben gefährlich hoch.
Katastrophenzustand in Polen
Im Osten Österreichs bleibt die Hochwassersituation deshalb angespannt. Noch am Montag regnete es 40 bis 60 Liter pro Quadratmeter. Regional fielen bis zu 80 Liter. Die Ministerpräsidentin Niederösterreichs, Johanna Mikl-Leitner, sagte an einer Pressekonferenz: «Es ist nicht vorbei, es bleibt kritisch, es bleibt dramatisch.»
Laut Mikl-Leitner werden die Dämme zu einem grossen Problem. Es bestehe höchste Gefahr, dass sie brächen. Österreichs Bundeskanzler Karl Nehammer sagte, die Prioritäten der Einsatzkräfte lägen bei der Rettung von Menschen, Evakuierungen und der Sicherung von Dämmen. In Österreich waren am Montag mehr als 200 Strassen gesperrt, 1800 Gebäude wurden geräumt, viele Schüler blieben zu Hause.
Die Polizei barg zudem zwei weitere Todesopfer. Sie seien im Innern ihrer Liegenschaften von den Wassermassen eingeschlossen worden. Am Sonntag war bereits ein Feuerwehrmann ums Leben gekommen.
In Polen hat Ministerpräsident Donald Tusk am Montag für die Hochwassergebiete den Katastrophenzustand ausgerufen. Er gilt für dreissig Tage in Teilen der Verwaltungsbezirke Niederschlesien, Schlesien und Oppeln. Die Behörden können nun Orte, Gebiete oder Einrichtungen leichter evakuieren und Aufenthaltsverbote aussprechen. Experten warnen unter anderem vor Hochwasser in Opole, einer Stadt mit 130 000 Einwohnern. Die Oder ist dort stellenweise bereits über die Ufer getreten.
In Tschechien haben die Behörden am Montag die ersten drei Todesfälle gemeldet. Zudem würden mehrere Personen vermisst. Ministerpräsident Petr Fiala sprach von einem Jahrhunderthochwasser. In Tschechien soll der Regen noch bis mindestens Dienstag anhalten.
In einem Damm am Zusammenfluss von Opava und Oder ist ein fünfzig Meter langer Riss entstanden, aus dem ein Strom von hundert Kubikmetern Wasser pro Sekunde austritt. Die Wassermassen bedrohen die bereits teilweise gefluteten Städte Ostrava und Opava. Laut Medienberichten wird versucht, die Lücken mit Steinen aufzufüllen. In Ostrava wurden am Montag die Evakuierungen ausgeweitet, die Stadt hat 285 000 Einwohner.
Ungarn und Deutschland bereiten sich vor
Spätestens bis Mitte der Woche werden die Wassermassen der Donau auch die Slowakei und Ungarn erreichen. Der Bürgermeister von Budapest, Ungarns Hauptstadt, warnte die Bewohner am Montag vor den stärksten Überschwemmungen seit zehn Jahren. Die Flutwellen würden Budapest am Dienstagmorgen erreichen, der Höchststand wird für die zweite Wochenhälfte erwartet.
Ungarns Premierminister Viktor Orban hat wegen der drohenden Überschwemmungen Auslandsreisen abgesagt. Orban hätte am Mittwoch vor dem Europäischen Parlament sprechen sollen. Die Behörden teilten mit, man bereite sich seit dem Wochenende auf das Hochwasser vor, zudem würde der vorhandene Hochwasserschutz in Budapest den erwarteten Wassermengen standhalten. Laut dem Innenminister sind 12 000 Soldaten einsatzbereit.
In Deutschland steigen die Pegel der Elbe, Oder und Neisse. Für die Flüsse werden die Höchststände am Dienstag oder Mittwoch erwartet. In Sachsen näherte sich die Elbe am Montag einem Pegel von mehr als sechs Metern, ab diesem Wert gilt die zweithöchste Alarmstufe, Überschwemmungen von bebauten Gebieten gelten als möglich. Innenministerin Nancy Faeser teilte mit, die zuständigen Behörden würden die Lage an Elbe und Oder beobachten und seien einsatzbereit.