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Startseite » Nur wenn das Kind blau mit Flecken und rot vor Schrammen ist, kann die Mutter es lieben
Feuilleton

Nur wenn das Kind blau mit Flecken und rot vor Schrammen ist, kann die Mutter es lieben

MitarbeiterVon MitarbeiterJuni 10, 2024
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In ihrem neuen Roman «Zitronen» beschreibt die österreichische Autorin Valerie Fritsch eine wahrhaft toxische Beziehung.

Krank vor Liebe werden manche – und zu ihnen gehört auch Lilly Drach. Der Empfänger all ihrer Zuwendung hört auf den Namen August und ist ihr Sohn. Auch die Krankheit hat einen Namen: Münchhausen-Stellvertreter-Syndrom – wenn Eltern ihre Kinder verletzen und bewusst krank machen, um sie danach pflegen zu können. Davon erzählt die österreichische Autorin Valerie Fritsch in ihrem neuen Roman.

«Zitronen» ist eine Geschichte vieler Krankwerdungen. Alkoholkrank ist der Vater, seelenkrank die Mutter und krank gemacht das Kind. Diesem August Drach folgt Fritsch von der Kindheit durch sein Martyrium bis ins Erwachsenenalter.

Das familiäre Ritual

August Drachs Eltern sind wie die beiden Gesichter eines Januskopfes. Die Liebe der Mutter braucht die Gewalt des alkoholabhängigen Vaters, um auf den Sohn übergehen zu können. Nur wenn das Kind blau mit Flecken und rot vor Schrammen ist, kann sie es lieben. Dann kühlt und desinfiziert sie die Wunden, hält den Sohn und beruhigt sein Gemüt.

Doch das familiäre Ritual aus Gewalt und Zärtlichkeit wird jäh unterbrochen, als der Vater in einer kühlen Frühlingsnacht erst aus dem Bett, dann aus dem Haus, dem Dorf und dem Leben aller verschwindet. Denn mit dem Vater zieht auch die Gewalt aus dem Hause Drach aus. Ohne Striemen, die ihr den Weg weisen, ohne blaue Flecken, die jene Stellen markieren, an denen sie ihrem Sohn ihre ganze Fürsorge angedeihen lassen kann, weiss Lilly Drach plötzlich nicht mehr, wie Mutterliebe geht. Und August schreckt vor ihren immer seltener werdenden Berührungen zurück, die ohne die Schläge des Vaters keine Begründung mehr zu haben scheinen.

Pillen für die Liebe

Dann steigt die Hitze des Sommers August in den Kopf, er fiebert und hustet, und plötzlich weiss die Mutter wieder ganz genau, wie er zu lieben ist. Je schlechter es dem Kind geht, umso besser fühlt sich die Frau. Sie beschliesst, dieses gemeinsame Familienglück festzuhalten, ihm nachzuhelfen, wann immer das Kind sich zu erholen droht. Mal mischt sie August Parkinson-Pillen in den Tee, dann wieder gibt sie ihm Migräne-Medikamente, von denen sie behauptet, sie sollten ihn stärken. Statt gesund wird August müde, ihm schwindelt. Statt draussen mit den Freunden zu toben, taumelt er aufs Klo und übergibt sich.

Erst verlässt sie der Mann, dann wird auch noch das Kind krank, munkelt man im Dorf und bemitleidet die tapfere Frau. Und Lilly Drach blüht auf. Schiebt ihren kranken August stolz in einem alten Rollstuhl durchs Dorf, freut sich ob seiner Bedürftigkeit und überschüttet ihn mit immer mehr Liebe und Medikamenten.

Augusts Glück

Es ist ein Missgeschick, das August einen wunderbaren Sommer lang rettet: Auf dem Weg ans Meer hat die Mutter ihren kleinen Rucksack mit den Pillen an einer Autobahnraststätte vergessen. Sie gibt natürlich nicht sofort auf, kämpft mit Erde, Schimmel und giftig aussehenden Pflanzen um die Krankheit des Kindes, doch alles nützt nichts, der junge Körper erholt sich mit jedem Tag am Meer.

Der Mutter bleibt nur noch, auf einem Stein in der Sonne zu liegen und sich auszumalen, wie das Kind im Meer beinahe ertrinkt. Erst zurück im grauen Dorf, wo die beiden sich nach dem weiten Sommer «in die schmäler werdenden Tage zwängen», öffnet Lilly Drach erneut den Medizinschrank. Bald darauf fleht August unter der Bettdecke im Kinderzimmer seinen Körper an, ihn nicht erneut im Stich zu lassen.

Welke Familien und gebrochene Menschen

Bereits Fritschs erster Roman, «Winters Garten», wurde 2015 mit viel Lob bedacht. Später gewann sie beim Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb sowohl den Kelag- als auch den Publikumspreis. Es folgte «Herzklappen von Johnson & Johnson», der es auf die Longlist des Deutschen Buchpreises schaffte.

Mit «Zitronen» bleibt Fritsch ihren Themen rund um Schmerz und Traumata treu, folgt welkenden Familien und gebrochenen Menschen. Sie tut das mit der Gewissenhaftigkeit einer Wissenschafterin: beobachten, notieren, interpretieren. Das Ergebnis schreibt sie mit einer ebenso klaren wie knappen Sprache auf. Weniger Beschreibungen als deren Destillate schreibt Fritsch auf.

Vater, Mutter und Familiendynamik etwa beschreibt Fritsch lakonisch mit: «Der Vater rührte keinen Finger, aber erhob oft die Hand.» Die Mutter «war eine von der Welt Überrumpelte, eine wirre Prinzessin, ewig ungekrönt». Und schliesslich, zum Wechselspiel aus Trost und Schlägen, dem August ausgeliefert ist: «Dem Vater fiel er in die Hände, der Mutter in die ausgebreiteten Arme.»

So kommt Fritsch für die Geschichte, die ein ganzes Aufwachsen umfasst, denn auch mit erstaunlich wenigen Seiten aus; 186, um genau zu sein. Der Fährte dieser verdichteten Sprache zu folgen, ist ein Genuss. Die Bilder, die sie evoziert, sind gestochen scharf.

Ein Destillat, keine Geschichte

Nur wenige Male gleiten die Sprachbilder ins Floskelhafte ab. Etwa, wenn August in einer Liebesnacht lauter Zärtlichkeiten «in den Sinn und in die Sinne» kommen. Selten wirken die gewählten Worte allzu bemüht, wie bei der Einführung des Dorfarztes: «Otto Ziedrich war Arzt aus Leidenschaftslosigkeit.» Es sind Ausrutscher, die man Fritsche noch vor dem Umblättern verziehen hat. Sie sind nicht das Problem.

Das Problem des Romans ist die Geschichte selbst. Wie eine Attrappe wirkt das abgelegene Dorf, das zum Hintergrund einer traurigen Geschichte wird. Ein Pappmaché-Ort voll schemenhafter Menschen, die bei Bedarf auf die Bühne gerufen werden, um ihren kleinen Teil zum durchkonstruierten Plot beizutragen. Allzu skizzenhaft bleiben selbst die Protagonisten; der prügelnde, saufende Vater, an dem nichts gut ist. Die von der Welt enttäuschte Mutter, verletzlich und darum verletzend. Und schliesslich August, das still leidende, wohlmeinende Kind.

Während die Idee, Leid und Liebe in einer Krankheit vereint zu erzählen, reizvoll ist, bleibt deren Umsetzung flach. Fritsch kommt inhaltlich nicht vom Skizzenblock weg. Dem sprachlichen Destillat fehlt der Körper. Es bleibt auf diesen 186 Seiten kein Platz für Tiefe und glaubwürdige Charaktere, die eine echte Handlung vorantreiben könnten. So bleibt «Zitronen» schliesslich ein kunstvoll beschriebenes Stillleben.

Valerie Fritsch: Zitronen. Roman. Suhrkamp, Berlin 2024. 186 S., Fr. 28.80.

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