Der Invesco QQQ Trust feiert den 25. Geburtstag. Der ETF, der den Nasdaq 100 nachbildet, ist heute der grösste Fonds für Wachstumsaktien mit Schwergewicht auf Mega Caps wie Microsoft, Apple und Nvidia. Was seine bewegte Vergangenheit über die Zukunft sagen könnte – und worauf es bei Investitionen zu achten gilt.
Der Elan lässt etwas nach. An den amerikanischen Aktienmärkten hat der Leitindex S&P 500 am Dienstagabend 1% schwächer geschlossen. Der Nasdaq 100 mit den grössten Technologiewerten verlor 1,8%, nachdem er bereits zu Wochenbeginn Terrain eingebüsst hatte.
Die Konsolidierung erfolgt allerdings auf hohem Niveau. Aktien von Tech-Konzernen geben im bisherigen Verlauf des Jahres erneut den Takt an. Damit verspürt auch der Invesco QQQ Trust weiterhin Auftrieb und hat Ende vergangener Woche ein neues Höchst erreicht.
Das Timing könnte kaum besser sein. Am 10. März 1999 lanciert, feiert der Exchange Traded Funds (ETF), der den Nasdaq 100 nachbildet und den Börsenticker QQQ trägt, diese Woche den 25. Geburtstag. Als beliebteste Wette auf Branchenriesen wie Nvidia, Meta Platforms, Microsoft und Amazon sind ihm in den vergangenen Monaten weitere Milliarden an Investorengeldern zugeflossen.
«The Pulse» befasst sich in der heutigen Ausgabe deshalb mit dem Aufstieg des QQQ-ETF zum weltgrössten Fonds für Wachstumsaktien und den Rückschlüssen, die sich aus seiner bewegten Geschichte für die Zukunft ableiten lassen. Zudem wird eine günstigere Alternative vorgestellt, um auf die Superstars aus dem amerikanischen Tech-Sektor zu setzen.
Pionierleistung für die ETF-Branche
An Parallelen zum Frühjahr 1999 fehlt es an den Börsen derzeit nicht. Heute wie damals herrscht im amerikanischen Tech-Sektor Aufbruchsstimmung. Löste seinerzeit das Aufkommen des Internets Euphorie aus, sorgt derzeit künstliche Intelligenz für grosse Begeisterung. Viele Investoren haben Angst, etwas zu verpassen.
In der damaligen Zeit spielt sich die «Action» vorab an der Technologiebörse Nasdaq ab. Die bevorstehende Wende zu einem neuen Jahrtausend regt die Fantasie an. «The Stock Market for the Next 100 Years – der Aktienmarkt für die nächsten 100 Jahre» lautet der Slogan des Börsenbetreibers, welcher der etablierten New York Stock Exchange im Zuge des New-Economy-Booms zusehends Konkurrenz macht.
Der Zeitpunkt für einen ETF, der sich auf die Champions aus dem Tech-Sektor konzentriert, erscheint daher günstig. Die Revolution passiver Anlagestrategien steckt noch in den Anfängen. John Jacobs, ein Mitglied der Nasdaq-Geschäftsleitung, und der ETF-Spezialist Steven Bloom wittern die grosse Chance.
Mit dem SPDR S&P 500 ETF Trust (SPY) wurde der erste kotierte Fonds auf den US-Leitindex S&P 500 zwar bereits 1993 lanciert. In den folgenden Jahren ist eine Handvoll ähnlicher Produkte auf den Markt gekommen. Es handelte sich aber primär um Instrumente für institutionelle Investoren, die hauptsächlich als Ersatz für den Handel mit Optionen und Futures-Kontrakten dienen.
Der QQQ-ETF soll dies ändern. Von John Jacobs und Steven Bloom kreiert, leistet er einen massgeblichen Beitrag dazu, kotierte Aktienfonds einem breiteren Publikum zugänglich zu machen. Er trägt damit wesentlich zum Durchbruch der ETF-Branche bei. In den nächsten fünf Jahren kommt es zu einer Flut passiver Anlageinstrumente wie iShares und Select Sector SPDRs, die Investments in einen einzelnen Sektor oder in eine bestimmte Branche zu geringen Kosten ermöglichen.
An der Börse inzwischen oft auch als die «Qs» bezeichnet, könnte der Start für den QQQ-ETF kaum besser verlaufen. Mit dem Nasdaq 100 als Benchmark enthält er die gemessen an der Marktkapitalisierung hundert grössten Unternehmen, die an der Nasdaq-Börse gelistet sind, wobei der Finanzsektor nicht berücksichtigt wird. Allein in den ersten drei Handelstagen wechseln Anteilscheine im Wert von über 1 Mrd. $ die Hand.
Dieser «unmittelbare Erfolg ist ein eindrucksvoller Beleg für kreative Finanztechniken und den unstillbaren Appetit von Investoren auf jede Art von Technologiewetten», schreibt das Anlegermagazin «Barron’s» am darauffolgenden Wochenende. Computer- und Software-Aktien kommen im ETF auf ein Gewicht von 63%. Weitere 18% entfallen auf den Telecom-Sektor.
«Damit wird der Fonds de facto zu einer reinen Wette auf die Wirtschaft von Bits, Bytes und Bandbreiten», heisst es weiter im Artikel unter dem Titel «Eindrucksvolles Debüt». Wie heute ist Microsoft bei der Lancierung die grösste Position. Unter den grössten fünf Namen rangieren ebenso Intel, Cisco Systems, der Telecom-Riese WorldCom und Dell Computer. Von Anfang an dabei sind auch Apple und Amazon.
In der wildesten Phase der Internethausse klettert der Kurs der «Qs» bis im darauffolgenden Frühjahr um mehr als 130%. In den ersten zwei Jahren fliessen dem Fonds fast 30 Mrd. $ zu. Doch die Exzesse rächen sich bald. Ein Jahr nach dem ersten Handelstag des ETF ist die Dotcom-Blase am 10. März 2000 bereits geplatzt. Bis im Oktober 2002 bricht sein Kurs über 80% ein. Von diesem Monster-Crash wird er sich erst im Februar 2015 vollständig erholen.
Wette auf Big Tech
Die Erinnerungen an diese lange Durststrecke sind heute weitgehend verblasst. Tech-Aktien und Wachstumswerte generell haben im Umfeld ultratiefer Zinsen in der Zeit nach der Finanzkrise ein bemerkenswertes Comeback hingelegt, das im Digitalisierungsschub der Pandemie kulminierte. Auch die Baisse von 2022 ist rasch verdaut worden.
Entsprechend phänomenal ist die langfristige Performance des Invesco QQQ Trust. Mit einer Gesamtrendite inklusive Dividenden von rund 900% über das vergangene Vierteljahrhundert stellt er jeden anderen kotierten ETF in den Schatten.
Wie ein kurzer Blick auf die historischen Daten zeigt, sind dem Fonds vor allem in den Jahren 2020 und 2021 Investorengelder in bedeutendem Umfang zugeflossen – eine Parallele zu seinen Anfängen beim letzten Tech-Boom. Gemäss dem Finanzdatendienst Koyfin sind allein seit Anfang Januar knapp 7,7 Mrd. $ hinzugekommen, womit das Volumen bereits grösser ist als im gesamten vergangenen Jahr.
Aktuell verwaltet der ETF ein Fondsvermögen von rund 255 Mrd. $.
Er platziert sich in der ETF-Rangliste damit auf Platz 5. Grösser sind nur Fonds, die den breiten Gesamtmarkt abbilden. Auch punkto Liquidität ist er weit vorne dabei. In den vergangenen drei Monaten wurden durchschnittlich 44,4 Mio. Anteilscheine pro Tag gehandelt.
Speziell macht die «Qs» ihre starke Ausrichtung auf Technologie und Wachstum. Aktien von IT-Unternehmen machen momentan über die Hälfte der Gewichtung auf. Allerdings sind nicht alle prominenten Namen aus dem Sektor vertreten. Oracle, Salesforce und IBM fehlen, weil sie nicht an der Nasdaq kotiert sind, sondern an der New York Stock Exchange.
Weitere knapp 16% der Gewichtung entfallen auf den Sektor Kommunikationsdienste mit Branchenführern wie dem Google-Mutterkonzern Alphabet, dem Social-Media-Riesen Meta Platforms und dem Streaming-Pionier Netflix. Der Sektor zyklischer Konsum macht dank Amazon und Tesla knapp 14% aus.
Nach Branchen dominieren momentan Halbleiterkonzerne. Das hat vor allem mit dem fulminanten Kursanstieg der Chip-Designer Nvidia, Broadcom und AMD zu tun, die an der Börse von der Faszination für künstliche Intelligenz profitieren. Prominent vertreten sind ebenso Software- und Hardware-Unternehmen sowie Firmen aus dem Bereich interaktive Medien. Aus der Biotech-Industrie finden sich Namen wie Amgen, Regeneron, Vertex und Moderna im Fonds.
Ein weiteres Schlüsselmerkmal ist die ausgeprägte Konzentration auf Mega Caps. Die zehn grössten Einzelpositionen des Fonds kommen zusammen auf ein Gewicht von gut 47%. Der einzige Name unter den Top Ten, der sich weder direkt noch indirekt dem Thema Technologie zuordnen lässt, ist der Discounter Costco Wholesale.
Ist es dieses Mal anders?
Lohnt es sich also, heute in den Invesco QQQ Trust zu investieren? Wie meistens an der Börse lautet die Antwort: Es kommt darauf an.
Offensichtlich ist, dass die Bewertungen nach der massiven Rally nicht gerade günstig sind. Auf Basis der Analystenschätzungen für die nächsten zwölf Monate handelt der Nasdaq 100 zum Kurs-Gewinn-Verhältnis von knapp 28. Das erscheint sowohl im Vergleich zum historischen Durchschnitt (vergangene zehn Jahre: 23) als auch relativ zum Gesamtmarkt (S&P 500: 21) anspruchsvoll.
In mancher Hinsicht sind die Bewertungen sogar noch extremer als auf dem Zenit der Internetblase. Im Sektor Informationstechnologie beispielsweise, dem grössten Gewicht im ETF, liegt das Kurs-Umsatz-Verhältnis derzeit auf einem Rekordhoch.
Dem Charakter von Technologie- und Wachstumsunternehmen entsprechend unterliegt der ETF zudem überdurchschnittlichen Kursschwankungen. Seit 2018 hat er drei schwere Korrekturen von mehr als 20% durchgemacht, die letzte davon im Bärenmarkt von 2022. Handkehrum sind Ausschläge nach oben ebenfalls ausgeprägter als bei einem Fonds auf den breiten Gesamtmarkt wie dem SPDR S&P 500 ETF Trust.
Das wohl wichtigste Fazit im Rückblick auf die Geschichte der «Qs» ist die unaufhaltsame Dynamik im Geschehen an den Börsen und der ständige Wechsel der damit einhergeht. Cisco Systems und Intel, die Top-Positionen beim Debüt vor 25 Jahren sind nur noch in der zweiten oder dritten Charge.
Ihr Kurs hat sich bis heute nicht vollumfänglich vom Dotcom-Crash erholt. WorldCom ist nach dem Konkurs im Jahr 2002 von der Bildfläche verschwunden. Sun Micro Systems, ein weiterer Highflyer des Internetbooms, wurde 2009 zu einem Bruchteil des Börsenwerts übernommen. Auch Dell hat eine schwierige Zeit hinter sich und war zwischenzeitlich nicht mehr an der Börse präsent.
Unter den damaligen Superstars ist einzig Microsoft zurück an der Spitze. Amazon und Apple waren im Frühjahr 1999 bedeutend weniger grosse Nummern. Nvidia, mit einem Börsenwert von mehr als 2,1 Bio. $ derzeit der drittgrösste Konzern an den US-Börsen, brachte seinerzeit lediglich 300 Mio. $ auf die Waage. Sicher ist daher nur, dass der kontinuierliche Wandel in der schnelllebigen Technologiebranche auch in den nächsten 25 Jahren anhalten wird.
Eine günstigere Alternative
Wie es auf kurze bis mittlere Sicht mit dem Invesco QQQ Trust weitergeht hängt massgeblich von makroökonomischen Faktoren ab. Generell entwickeln sich Aktien von Tech-Konzernen in einem Umfeld mit rückläufiger Inflation und sinkenden Zinsen freundlich. Entscheidend für den Kursverlauf wird ebenso sein, ob die Begeisterung für das Thema künstliche Intelligenz an der Börse anhält (mehr dazu hier).
Wer mit solchen Rahmenbedingungen rechnet oder sie zumindest nicht vollständig ausschliessen will, ist mit dem Mega Caps aus dem Nasdaq 100 wohl nicht schlecht beraten. Allerdings empfiehlt sich dabei, alternative Anlagemöglichkeiten zu den «Qs» in Betracht zu ziehen.
Der Grund liegt darin, dass der ETF ist ein sogenannter Unit Investment Trust ist. Diese, etwas eigentümlich Struktur ist typisch für die ersten Exchange Traded Funds, die in den Neunzigerjahren aufkamen. Heute hingegen werden die meisten kotieren Fonds mit einer Open-End-Struktur aufgesetzt. Vereinfacht gesagt besteht der Unterschied hauptsächlich darin, dass erstere keinen Verwaltungsrat haben und tendenziell höhere Gebühren verlangen.
Mit Gesamtkosten (Total Expense Ratio) von 0,2% ist der QQQ-ETF denn auch eher teuer. Der Vermögensverwalter Invesco, der den Fonds 2006 mit der Akquisition des ETF-Anbieters PowerShares übernommen hat, verdient daran ironischerweise aber praktisch nichts. Gemäss den Statuten werden die Gebühren hauptsächlich zwischen Bank of New York Mellon als Treuhänder und dem Börsenbetreiber Nasdaq aufgeteilt. Der Rest muss für die Vermarktung verwendet werden.
Mit dem Invesco Nasdaq 100 ETF (Ticker: QQQM) hat der Finanzdienstleister deshalb im Frühjahr 2020 eine Alternative lanciert. Die Gesamtkosten sind mit 0,15% günstiger, wobei der Fonds in der Schweiz beispielsweise auf der Trading-Plattform von Swissquote gehandelt wird. Mit einem Umschlagsvolumen von 1,7 Mio. Anteilscheinen pro Tag ist er allerdings weniger liquid, weshalb grosse institutionelle Investoren zumeist weiterhin auf das Original setzen. Für Privatanleger mit langfristiger Perspektive ist der QQQM-ETF hingegen die bessere Wahl.
Inzwischen gibt es eine ganze Familie kotierter Fonds mit den drei Qs im Börsenticker. Dazu zählt etwa der Invesco Nasdaq Next Gen 100 ETF (QQQJ), der in die hundert nächstgrösseren Unternehmen an der Nasdaq investiert. Der Invesco Nasdaq Future Gen 200 ETF (QQQS), der gegen Ende 2022 lanciert wurde, fokussiert sich auf kleinkapitalisierte Unternehmen mit Wachstumspotenzial.
Im Direxion Nasdaq 100 Equal Weighted Index Shares (QQQE) wiederum werden alle Aktien aus dem Nasdaq 100 gleich gewichtet. Die Gebühren sind mit 0,35% relativ hoch. Für Wetten gegen die Mega Caps aus dem Tech-Sektor gibt es den ProShares UltraPro Short QQQ (SQQQ), der mit einem dreifachen Hebel unterlegt ist. Angesichts des hohen Risikos und hohen Gesamtkosten von 1% eignet sich dieses Vehikel aber praktisch nur für professionelle Trader.
Deep Diving
An dieser Stelle präsentieren wir wie immer einige Links, die einen vertieften Einblick in ein aktuelles Thema geben:
- Alphabet leistet sich im Wettlauf auf dem Gebiet generativer künstlicher Intelligenz erneut einen Patzer. Das Gemini-Modell des Google-Mutterkonzerns sorgt für Spott. Vorkehrungen, um Probleme hinsichtlich Diskriminierung und Rassismus zu vermeiden, führten dazu, dass es historisch falsche Bilder wie weibliche Päpste oder schwarze Wikinger erzeugte. Seit dem Hoch von Ende Januar hat Alphabet mehr als 200 Mrd. $ an Börsenwert verloren. Ist der Abschlag gerechtfertigt? Der Wirtschaftsprofessor Scott Galloway glaubt «nein» und erklärt auf seinem Blog, weshalb er Alphabet unter den grössten Tech-Aktien favorisiert.
- Der nächste Beitrag dreht sich um ein ähnliches Thema: KI-Spam. Mit Hilfe von Programmen wie ChatGPT wird eine Flut von Büchern produziert, mit denen die Shopping-Plattform von Amazon überschwemmt wird. Die Autoren sind meist dubios, und der Inhalt ist aus dem Internet zusammen gestohlen. Oft erscheint diese Spam-Literatur kurz bevor ein neues Buch eines bekannten Autors veröffentlicht wird. Das Tech-Magazin 404 Media veranschaulicht das Phänomen am Beispiel der neuen Autobiographie «Burn Book» der Tech-Journalistin Kara Swisher.
- Es könnte der nächste Exportschlager der chinesischen Internetindustrie nach TikTok werden: FlexTV, eine Streaming-App, die TV-Dramas unterteilt in 2-Minuten-Episoden für Smartphone-Nutzer produziert, will in die USA und in anderen westlichen Ländern expandieren. Solche Inhalte, die vorzugsweise zwischendurch in Häppchen konsumiert werden, sind im chinesischen Heimatmarkt bereits ein Milliardengeschäft. Den Hintergrund dazu hat diese Reportage der «MIT Technology Review».
Und zum Schluss noch dies: Ground Zero
Die Nachricht löst eine Schockwelle aus. Im Zug einer rigorosen Reorganisation schliesst das Kaufhaus Macy’s rund 150 Niederlassungen, darunter den ikonischen Standort am Union Square in San Francisco. Die Massnahme markiert einen neuen Tiefpunkt in der schweren Krise, die den Markt für Gewerbeimmobilien in der Silicon-Valley-Metropole erschüttert.
Die Filiale ist seit Jahrzehnten ein fester Bestandteil von Downtown San Francisco. Macy’s selber bezeichnete sie bisher als «Juwel» der amerikanischen Westküste. Die Touristen- und Shopping-Destination mit einer Verkaufsfläche von 65’000 Quadratmetern öffnete Anfang März 1929 die Tore. Sie gehörte ursprünglich zum Detailhändler O’Connor, Moffat & Co., der 1945 von Macy’s übernommen wurde.
Das Aus für den Standort folgt auf eine Reihe von Abwanderungen anderer prominenter Einzelhändler. Bereits im vergangenen Sommer hat sich das Modehaus Nordstrom verabschiedet, das in den vergangenen 35 Jahren der Hauptmieter im Westfield San Francisco Centre war. Geschlossen wurden ebenso Niederlassungen von Saks Fifth Avenue, Old Navy, Adidas und Anthropologie.
Seit dem Ausbruch der Pandemie sind insgesamt mehr als dreissig Detailhandelsunternehmen aus dem Stadtkern der Golden City weggezogen. Der Exodus hat hauptsächlich mit zwei Ursachen zu tun. Erstens wird immer mehr übers Internet eingekauft, weshalb es weniger physische Läden braucht.
Hinzu kommt zweitens der Übergang zu «Work from Home»-Arbeitsmodellen, der sich in keinem anderen urbanen Zentrum Amerikas stärker bemerkbar macht als in San Francisco. In Anlehnung an die Terroranschläge vom 11. September 2001 wird die Stadt deshalb auch als «Ground Zero» des Zusammenbruchs im Markt für Gewerbeimmobilien bezeichnet.
Gemäss dem Immobilienspezialisten CBRE stehen 36% der Geschäftsliegenschaften in der Innenstadt leer. In keiner anderen Metropole ist die Quote höher. Der Durchschnittswert in den USA nähert sich allmählich 20% an, und dies obschon die Arbeitslosenquote mit bloss 3,7% nahe einem historischen Tief liegt.
Da die Preise für Geschäftsimmobilien fallen, drohen vielen Investitionen, die vor der Pandemie gemacht worden sind, happige Abschreiber. Paradebeispiel dafür ist der zwanzig Stockwerke hohe Büroturm an der New Montgomery Street. Er wurde 2014 für 146 Mio. $ übernommen und steht heute für nur noch 80 Mio. $ zum Verkauf.
Da deutlich weniger Leute in der Stadt arbeiten, verzeichnen Einzelhändler weniger Kunden. Die Problematik mit den vielen Obdachlosen macht San Francisco für Touristen zudem weniger attraktiv. Als Konsequenz verschlechtert sich auch die finanzielle Situation der Stadt mehr und mehr. Weil es an neuen Steuereinnahmen fehlt und die Ausgaben weiter wachsen, droht in den nächsten drei Jahren ein Anstieg des Budgetdefizits auf 1,4 Mrd. $.