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Startseite » Schattenseiten der Bildungsgesellschaft – an Japans Schulen greift Absentismus und Erschöpfung um sich
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Schattenseiten der Bildungsgesellschaft – an Japans Schulen greift Absentismus und Erschöpfung um sich

MitarbeiterVon MitarbeiterJuli 21, 2025
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Wenn Japan in vielem ein Vorreiter globaler Entwicklungen ist, muss sich der Westen Sorgen über die Zukunft der Schulen machen. Immer mehr Kinder verweigern den Unterricht. Das hängt mit dem Druck und dem Stress zusammen, dem Schüler wie Lehrer ausgesetzt sind.

346 482 ist die letzte diesbezügliche Zahl, die das japanische Bildungsministerium erhoben hat, sie bezieht sich auf das Schuljahr 2023/24. Es geht um 346 482 Schüler von der Grund- bis zur Oberschule, die mehr als einen Monat der Schule ferngeblieben sind. Nicht etwa weil sie krank waren, sondern weil sie die Schule nicht ertrugen. Manche von ihnen kehrten zurück, einige erst nach langer Zeit, andere gar nicht. Der eine oder andere von ihnen wird zum «Hikikomori» werden, also das Elternhaus und womöglich sein Zimmer nie mehr verlassen, weil ihm nicht nur die Schule, sondern die ganze Welt Angst macht.

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Ist diese Zahl erschreckend? Japan zählt nur noch 123 Millionen Einwohner, die Zahl schrumpft. Auch die Zahl der Schüler schrumpft (während der Anteil der Alten steigt), derzeit besuchen etwa 13 Millionen eine Schule. Die dauerhaft Abwesenden, in Japan spricht man von «Futoko», machen also zwischen 2 und 3 Prozent aus.

Nicht so schlimm, wenn sie sich einmal eine längere Pause gönnen: Auch das wäre eine Haltung dazu. Das Bedenkliche an dem Phänomen ist, dass Futoko, also der Absentismus, rapide zunimmt, und das schon das elfte Jahr in Folge. Gleichzeitig nehmen die Fälle von Mobbing in den Schulen zu. Wie stets bei solchen Zahlen stellt sich die Frage, wie sie zustande kommen. Sicherlich ist auch das Bewusstsein für das Phänomen und die mediale Verbreitung des Themas gestiegen, die Lehrer sind mehr als früher verpflichtet, alles haargenau zu berichten.

Keine Antwort, kein Aufsehen

Eine andere Zahl, die dem Vorstellungsvermögen eher entgegenkommt: In einer Mittelschule (12- bis 15-Jährige) in der Präfektur Hiroshima sind zirka 600 Schülerinnen und Schüler eingeschrieben, etwa 30 von ihnen kommen über längere Zeiträume nicht. Motoko Ueda, von der ich diese Zahl habe, kümmerte sich dort im Auftrag der Schulbehörde um die Futoko-Kinder. Sie machte oft Hausbesuche und beriet, wenn möglich, auch die Eltern.

Und hier eine Beobachtung aus meinem Alltag, als meine in Japan geborene und aufgewachsene Tochter zur Schule ging: Ab und zu fiel mir im Gespräch auf, dass ein Junge oder ein Mädchen nicht mehr zur Schule kam. Auf die Frage, warum, ob die Familie etwa umgezogen sei, konnte sie meist keine Antwort geben. Es wurde kein Aufsehen um das Verschwinden einzelner Schüler gemacht. In der Regel waren es stille Kinder, vermutlich solche, welche die Probleme, die sie hatten, ihrer Umgebung nicht mitteilen konnten.

Welche Probleme? Einmal berichtete mir meine Tochter, eine Lehrerin sei im Konferenzzimmer gestorben. Ich stellte mir die Frau mittleren Alters mit gesunkenem Kopf vor einem Stapel zu korrigierender Schulhefte vor – so oder ähnlich wird die Szene wohl ausgesehen haben. Tod durch Überarbeitung («Karoshi») ist in Japan ein bekanntes Problem.

In den Schulen führt die immense Belastung der Lehrer dazu, dass die Atmosphäre oft angespannt ist, Pädagogen in den Klassen mit 35 bis 40 Schülern nicht individuell auf sie eingehen können und empfindsame Kinder die Lehrer als «kowai» erleben, als angsteinflössend. In manchen Umfragen ist der Hauptgrund, den Kinder für Absentismus angeben, die Angst vor dem Lehrer. Verschwinden oder gar Tod von Menschen, die eben noch da waren (auch die Selbstmordrate unter Schülern ist in Japan hoch) – man geht sehr schnell zur Tagesordnung über. Das trägt dazu bei, dass sich die Dinge wiederholen.

Futoko wurde unlängst auch für ein befreundetes Ehepaar in Osaka zum Problem. Ihre jetzt elfjährige Tochter, welche die letzte der sechs Grundschulklassen besucht, war immer schon etwas schüchtern, ausserhalb ihrer Familie war sie auffallend still.

Man muss dazu sagen, dass Wohngegenden in den Grossstädten oft alles andere als kinderfreundlich sind. Die Bewohner fühlen sich durch die geringste Kleinigkeit gestört, alles ist sauber und ordentlich, fast alles ist verboten. Die Eltern versuchten, schon dem Kleinkind Bildung zu ermöglichen: Englisch im Kindergarten, Musikinstrumente, Karate in einem Klub. Da sie für später anspruchsvolle Schulen im Visier hatten, wurde das Kind in die «Juku» geschickt, in eine der Paukschulen, von denen ganz Japan übersät ist: ein paralleles, zusätzliches Erziehungsuniversum.

Als wäre es nicht genug, dass die Schüler ihre Zeit bis zum Abend sowie die Wochenenden (mit den durchaus nicht «freiwilligen» Klubaktivitäten) in ihrer Schule verbringen, gehen sie nach dem flüchtigen Abendessen (oft im Auto der Mutter) noch bis 21 oder 22 Uhr in die Zweitschule. Das erschöpft sie, und auch die Lehrer sind, zumal die Ferien kurz sind, meist ausgelaugt. Die ganze japanische Gesellschaft ist durch und durch erschöpft. Mitunter drängt sich der Eindruck auf, das Bildungssystem bereite die jungen Menschen vor allem auf eines vor: auf Stress und Erschöpfung.

Gewaltiger Druck

Man darf nun aber nicht glauben, dass die Schüler ihre Zweitschule ganz besonders hassten. Die grosse Mehrheit identifiziert sich zweifellos mit dem Institut, das sie besuchen. Und in den Jukus herrscht mehr Freiheit, die Lehrer sind oft Quereinsteiger oder Leute, die sich ein Zubrot verdienen, nicht selten auch pädagogisch begabter, freundlicher oder einfach interessanter als die Lehrer in der Schule. So hat das auch die kleine Tochter meiner Bekannten erlebt, die vor dem Klassenlehrer Angst hatte, sich drei Monate weigerte, in die Grundschule zu gehen, die aber weiterhin die Juku besuchte, wo sie den Stoff der Schule lernte.

Seit dem neuen Schuljahr ist sie wieder zurück; sehen wir einmal, wie es weitergeht. Meine Freunde werden ihre hochgreifenden Pläne für die Ausbildung ihrer Tochter wohl ein wenig korrigieren müssen.

Diese winzigen Ausschnitte mögen zeigen, wie gewaltig der Druck ist, den die Schulwelt auf die Kinder ausübt. Einerseits Lerndruck, mit zahllosen Tests, viel davon zentralisiert, die Ergebnisse japanischer Schüler im Rahmen der Pisa-Studien sind sehr gut. Andererseits Normalitätsdruck: Ich war regelrecht schockiert, als ich das erste Mal das kleine, aber dicke Regelbuch sah, das meine Tochter schon als Grundschülerin stets im Schulranzen mitzuführen hatte. Eine wachsende Minderheit von Kindern und Jugendlichen kommt damit nicht mehr klar. Genau dieses Unbehagen drückt sich in den erwähnten Zahlen aus.

Sozialarbeit, wie sie Frau Ueda macht, kann da nur lindernd wirken, am System ändert sie nichts. Auf die Gründe für den wachsenden Absentismus angesprochen, gebraucht sie zögernd das Wort militärisch. Ich stimme zu, denn mir selbst drängte sich dieses Wort auf angesichts der Art und Weise, wie junge Menschen herangebildet werden (wenn ich nur an die monatelang vorbereiteten und eingeübten Sportveranstaltungen der Grundschule denke!), mildere jedoch ab: quasimilitärisch. Japan hat sich bei allem offiziellen Pazifismus seit der Niederlage im Weltkrieg seine der Gesellschaft zugrunde liegenden militärischen Strukturen bewahrt und wird das auch weiterhin tun, womöglich so lange, bis die Strukturen angesichts der Schrumpfungsprozesse im Land nicht ex-, sondern implodieren.

Der quasimilitärische Schulalltag ist aber nicht der einzige Grund, der Kinder von der Schule fernhält. Andere Gründe können familiäre Probleme sein, Alkoholismus der Eltern, Vernachlässigung. Oder der Einfluss der Digitalisierung, nächtelanges Online-Spielen, ein gestörter Lebensrhythmus. Oder Mobbing durch Schulkameraden. Ueda erzählt den konkreten Fall eines Mädchens, 1. Klasse Mittelschule, das sehr ordnungsliebend war und besonders eifrig beim täglichen Schulputz, an dem sich alle Schüler beteiligen müssen. Ein Junge trat zu der Schülerin und leerte eine Schaufel voll Staub und Müll über sie, die noch am Putzen war. Der Vorfall traumatisierte sie so sehr, dass ihr der Schulbesuch nicht mehr möglich war.

Gute und weniger gute Schulen

Während Frau Ueda erzählt, fällt mein Blick auf ihr Smartphone, das auf dem Café-Tisch liegt. Auf der Startseite des Displays schwebt ein grosser flacher Fisch durch eine wasserblaue Grossstadtlandschaft. Dieses selbstgemachte Bild hatte die Schülerin einer E-Mail beigefügt, in der sie sich dafür bedankte, dass Frau Ueda ihr geholfen hatte, auf die schulische Bahn zurückzufinden – nicht in der alten Schule, sondern in einer der Abendschulen, die nicht sehr angesehen sind, aber immerhin würde das Mädchen einen Abschluss erhalten, wenngleich ein Eintritt in eine «gute Universität», auf den die Oberschulen gezielt vorbereiten, schwierig sein dürfte.

Eine andere Möglichkeit, den Normalschulen zu entgehen, sind die sogenannten freien Schulen mit individuell gestalteten Unterrichtsplänen. Solche Schulen gibt es aber nur sehr wenige, und es scheint schwierig, die Leistungsbeurteilung mit dem allgemeinen System abzustimmen. Auf Noten, zentralisierte Tests, bezifferbare Vergleichbarkeit wird man in Japan nicht so schnell verzichten.

Die Unterscheidung in gute und weniger gute Schulen beginnt in Japan mit der Oberschule, bis dahin ähnelt das staatliche Erziehungssystem einer Ganztagsschule, wo die Schüler auch ihr Mittagessen zu sich nehmen. Hierarchien durchziehen die japanische Gesellschaft freilich schon von der ersten Klasse Grundschule an. Schüler höherer Klassen werden anders angesprochen als jüngere Schüler. Gruppenbildungen sind selbstverständlich, in den meisten Gegenden Japans auch die Schuluniform. Bisher dachte ich, die Schüler trügen, entgegen dem, was man in Europa annehmen mag, ihre Uniformen gern. Für eine Minderheit dürfte das aber nicht gelten, für Schüler nämlich, die ausgegrenzt werden oder nicht mithalten können.

Ich frage mich manchmal, und stelle diese Frage auch Frau Ueda, ob das Futoko-Phänomen auf ein Übermass an Strenge zurückzuführen ist, ein Zuviel an Lernstoff und eine zu starke Rigidität der sozialen Strukturen, einen übertriebenen Leistungswillen der Familien angesichts einer unsicheren Zukunft. Oder ob im Gegenteil eine Verweichlichung ausschlaggebend ist, eine zu grosse Nachgiebigkeit sowohl vonseiten der Eltern als auch von der Verwaltung der Schulen.

Jedes Wehwehchen, jeder kleinste Streit wird hochstilisiert, in Datenbanken aufgenommen, statistisch verarbeitet, und mit den Schlussfolgerungen, die oft nicht sehr kohärent sind, kommt auf die überforderten Lehrer immer noch mehr Arbeit zu, nicht zuletzt bürokratischer Art. Die Stressspirale trägt ihre Dynamik in sich; was immer man tut, man kann sie nicht aufhalten, jede wohlgemeinte Aktion beschleunigt sie am Ende nur. Betreuerinnen wie Frau Ueda helfen Einzelnen, das Ziel ist letztlich immer, den Aussenseiter einzugliedern, am System können sie nichts ändern.

Manchmal höre ich in Japan Aufforderungen, die Dinge doch lockerer zu nehmen, wie das in europäischen Gesellschaften – mit ihrer Work-Life-Balance-Obsession – üblich ist. Doch die Verhaltensweisen sind über Jahrzehnte und Jahrhunderte gewachsen, man kann sie nicht einfach bei Bedarf umtopfen wie eine Pflanze. Ebenso wenig kann man die ostasiatische Mathematikstärke und den täglichen Drill, denn beides hängt zusammen, auf europäische Länder übertragen. Stärken haben ihre Schattenseiten. Einen Schatten wird man nicht los, solange man nicht seine Gesamtgestalt ändert.

Leopold Federmair, Schriftsteller und Übersetzer, in Oberösterreich geboren, lebt seit 2002 in Japan, seit 2006 in Hiroshima.

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