Schwere Unwetter haben in Graubünden vier Menschen vermutlich mitgerissen. Eine Frau konnte sich retten, ein Paar und eine ältere Frau werden noch vermisst.
Ein Erdrutsch mit Schlamm- und Schuttmassen hat am Freitagabend nach schweren Unwettern im südlichen Graubünden vier Menschen verschüttet. Eine Frau konnte am frühen Samstagmorgen im Misoxtal südlich des San-Bernardino-Passes lebend geborgen werden, wie die Kantonspolizei am Samstag berichtete. Die Frau wurde ins Spital nach Lugano geflogen. Ein Paar und eine ältere Frau werden laut den Angaben noch vermisst. Sie befanden sich möglicherweise zum Zeitpunkt des Gewitters in ihren Häusern und wurden durch die Fluten mitgerissen, teilte die Kantonspolizei weiter mit. Nach ihnen werde mit Hunden, Hubschraubern und Drohnen gesucht.
Starke Niederschläge und Gewitter hatten zu riesigen Wassermassen geführt. Mehrere Bäche traten über ihre Ufer. Laut den Angaben der Polizei wurden in verschiedenen Dörfern des Misox Strassen und Wiesland mit Geröll, Holz und weiterem Material überspült und wurden unpassierbar. Im Dorf Sorte rissen die Wassermassen drei Häuser und drei Fahrzeuge mit. Zwei Polizisten brachten sich während ihres Einsatzes in Gefahr, als sie nach Menschen und Tieren Ausschau hielten. Ihr Wagen wurde bis zum Dach geflutet, die Polizisten brachten sich schwimmend in Sicherheit. William Kloter, Kommandant der Kantonspolizei Graubünden, sagte bei einer Pressekonferenz, die Polizisten wurden dank des reaktionsschnellem Handelns von Kameraden gerettet. Sie hätten nur noch dem Dienstfahrzeug zuschauen können, wie es von den Fluten mitgerissen wurde.
Die Autobahn A13 sowie die Italienische Strasse H13 wurden zwischen San Vittore und dem San Bernardino Tunnel Nordportal gesperrt. Die Zufahrt von Norden her in Richtung Roveredo ist wegen der gesperrten Strassen nicht möglich. Über die Dauer der Sperrung lassen sich bislang keine genauen Angaben machen, sagte ein Sprecher des Bundesamts für Strassen (Astra) laut «Südostschweiz» der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Die Strasse könne jedenfalls nicht innert weniger Tage wieder instandgesetzt werden.
Graubünden erlebte laut Angaben des Wetterdienstes Meteonews 125 Millimeter Regen innerhalb von 24 Stunden. Sonst seien durchschnittlich 154 Millimeter im ganzen Juni üblich. Dazu kamen im gleichen Zeitraum mehr als 7000 Blitze. Mancherorts traten Gewässer über die Ufer. 230 Menschen seien im Misoxtal vorsorglich in Sicherheit gebracht worden, hiess es von der Polizei.
Die Bündner Regierung verfolge die Situation «mit grosser Besorgnis», hiess es auf dem offiziellen X-Account des Kantons. Man wünsche allen Beteiligten viel Kraft.