Eric Adams will 2025 erneut Bürgermeister der Weltstadt werden. Eine Flut von Ermittlungen gegen wichtige Regierungsmitglieder machen es seinen Gegnern aber leicht, ihn anzugreifen.
New Yorker reden manchmal über die USA, als ob sie ein fernes Land meinen. Wird Donald Trump erneut Präsident? In New York wird man schon vor dem Schlimmsten geschützt sein. Eine «Sanctuary City» nicht nur für Papierlose, sondern für alle Einwohner. Manchmal aber kommt es vor, dass dieses ferne Land, Amerika, sich doch dafür interessiert, was die New Yorker tun. Dann kann es unangenehm werden. Das muss derzeit New Yorks Bürgermeister erfahren.
Eric Adams will im November 2025 wiedergewählt werden, wobei ihm schon in den Vorwahlen der Demokraten eine Niederlage droht. Seine Umfragewerte sind nicht gut, die Konkurrenz ist zahlreich und prominent. Nun laufen mindestens vier bundesstaatlich geführte Untersuchungen gegen Personen in Adams’ Umfeld. Die Ermittler haben die Smartphones von Verbündeten beschlagnahmt und bei einigen Hausdurchsuchungen durchgeführt.
Illegale Wahlfinanzierung?
Die Behörden halten sich ziemlich bedeckt, worum es geht. Dennoch tröpfeln Einzelheiten nach aussen, teilweise über Gerichtsdokumente, teilweise über die «New York Times» und andere Medien. Gegen den Bürgermeister und die wichtigsten Verbündeten liegt keine Anklage vor; viele Untersuchungen sind noch in einem frühen Stadium. Dennoch schaden sie Adams enorm.
FBI-Ermittler untersuchen etwa, ob die Türkei Adams’ Wahlkampagne 2021 illegalerweise mitfinanziert hat; fremden Staaten ist das untersagt. Es wird ferner geprüft, ob Adams die städtische Feuerschutzbehörde unter Druck gesetzt hat, damit die Türkei die Bewilligung für ein hohes Konsulatsgebäude erhielt, obwohl Sicherheitsbedenken bestanden hätten.
Vermittler und Chefbeamte
Eine zweite Untersuchung dreht sich um einen möglichen Bestechungsskandal: Bundesstaatsanwälte untersuchen, wie die Beratungsfirma des Geschäftsmanns Terence Banks und deren Kunden zu städtischen Aufträgen gelangt sind. Banks gründete die Firma erst 2022, bis dahin hatte er für den U-Bahn-Betreiber MTA gearbeitet.
Seine beiden älteren Brüder haben Spitzenämter in Adams’ Stadtregierung: David Banks führt das Schulamt, Philip ist stellvertretender Bürgermeister für öffentliche Sicherheit. Die «New York Times» berichtete zudem, dass eine Firma, die Philip Banks erst vor wenigen Jahren verkauft hat, in jüngster Zeit plötzlich sehr bedeutende Aufträge von der Stadt New York erhalten haben soll.
Terence Banks hatte 2021 Geld für Eric Adams’ Wahlkampf gesammelt; auch darüber hinaus ist der Bürgermeister eng mit der Familie verbunden. Er selbst hat den Vater der Banks-Brüder kürzlich als wichtigen Mentor bezeichnet.
Die dritte Untersuchung dreht sich um Edward Caban, der vergangene Woche als Vorsteher des einflussreichen Polizeidepartements zurückgetreten ist, nachdem auch sein Handy von Ermittlern beschlagnahmt worden war. Ein New Yorker Barbesitzer hat behauptet, ihm sei von einem Stadtvertreter beschieden worden, dass sich seine Probleme mit der New Yorker Polizei lösen liessen, wenn er Cabans Zwillingsbruder als Berater engagiere. Dieser hat ein Sicherheitsunternehmen für Nachtklubs gegründet. Seine Rechtsvertreter argumentieren, dass seine Beratungsdienste bei Vermittlungen zwischen der Stadt und Privatunternehmen vollkommen legal seien.
Loyalität ist ihm wichtig
In einer vierten Untersuchung wird die Rolle einer Vertrauten von Adams geprüft, die für den Austausch mit der asiatischstämmigen Bevölkerungsgruppe zuständig ist und Adams’ erste Wahlkampagne stark unterstützt hat. Die Untersuchungen mögen noch nicht weit fortgeschritten sein, doch der öffentliche Druck auf Adams nimmt zu, seine Weggefährten zu entlassen.
Der Bürgermeister ist aber für seine Loyalität bekannt und dafür, dass er zweite Chancen gibt. «Wenn ich jemanden in meinem Umfeld hätte, von dem ich glaubte, er verletze seinen Amtseid, wäre er nicht in meinem Büro», sagte Adams unlängst. Adams wuchs im Nordosten des Stadtteils Brooklyn in einfachen Verhältnissen auf. Seine Eltern waren in den fünfziger Jahren, wie zahlreiche schwarze Amerikaner in jener Zeit, aus dem rassistisch geprägten Süden der USA nach New York gezogen. Sein Vater war Metzger, seine Mutter arbeitete als Putzfrau.
Eric Adams wurde in seiner Jugend einmal wegen Diebstahls festgenommen und anschliessend von Polizisten verprügelt. Dieses Erlebnis prägte ihn und liess den Wunsch aufkommen, in den Polizeidienst einzutreten, um es besser zu machen. Er machte in der New Yorker Polizei Karriere und vertrat später Brooklyn im Senat des Gliedstaats New York. 2017 wurde er Bezirksvorsteher von Brooklyn und vertrat die Anliegen der 2,7 Millionen Einwohner des Stadtteils. Die Position ist seit 1990 zeremonieller Natur; fähige Politiker haben sie aber schon oft als Sprungbrett für höhere Ämter genutzt.
Adams läuft die Zeit davon
Adams ist ein mitreissender Redner, der die New Yorker 2021 mit seiner Lebensgeschichte von sich überzeugt hat. Nun steht ihm der härteste Test bevor. Ob sich die Vorwürfe gegen sein Umfeld erhärten oder ob sie vor allem wegen des Wahlkampfs so viel Gewicht erhalten, wird sich erst später weisen.
Die New Yorker Stadtpolitik war schon vor Adams kein Platz für Zartbesaitete. Soeben kam heraus, dass ein hoher städtischer Gesundheitsberater unter Adams’ Vorgänger im Geheimen Sexpartys und sonstige Feiern besuchte, als die Corona-Pandemie das öffentliche Leben der Stadt lahmlegte. Genau jener Beamte hatte die Stadtbewohner damals aufgefordert, Distanz zu halten.
Die New Yorker haben jedoch schon mehrmals bewiesen, dass sie ihre Bürgermeister abwählen, wenn sie sich zu viel geleistet haben. Eric Adams hat viel Arbeit vor sich, wenn er sie erneut von sich überzeugen will.