Wer die Aktien im Portfolio nur kauft und hält, verschenkt Rendite und geht ein zu hohes Risiko ein. Regelmässiges Rebalancing bringt nicht nur mehr Stabilität, sondern auch einen Zusatzgewinn.
Investieren gilt heute als einfach. Etwas Geld überweisen und dann via Sparplan in verschiedene kotierte Fonds (Exchange Traded Funds, ETF) investieren, ist tatsächlich nicht schwierig. Der Wandel hin zu passiven Investments macht zwar vieles leichter, doch damit allein ist es nicht getan.
Wer glaubt, dass mit einem automatischen Sparplan alles bis ins Alter gemacht ist, liegt falsch – gleich dreifach. Das fehlende Element? Das Rebalancing, sprich das Ausbalancieren des Portfolios.
Zu viel und zu wenig Risiko
Beim Rebalancing bringt man das Gewicht der einzelnen Positionen zurück auf das Zielgewicht der persönlichen Anlagestrategie. Machen wir ein ganz einfaches Beispiel: Scheilas optimale Anlagestrategie sei 60% Aktien und 40% Obligationen. Sie investiert im Jahr 2007 einmalig 60’000 Fr. in Schweizer Aktien und 40’000 Fr. in Schweizer Obligationen. Wenn sie seither nichts mehr unternommen hat, läge der Aktienanteil ihres Portfolios heute bei rund 70 statt 60%. Weshalb? Aktien und Obligationen entwickeln sich unterschiedlich. Das hat zur Folge, dass die Gewichtung im Portfolio stets variiert.
Die untere Grafik zeigt in blau den Verlauf, wenn man nichts unternimmt. Zu Beginn, während der Finanzkrise, sank der Aktienanteil in diesem Beispiel auf 45%, ehe er auf 70% stieg.
Damit hätte Scheila unnötigerweise einen Anlagegewinn vergeben. Denn ist die Aktienquote tiefer als in der Strategie festgehalten, reduziert sich auch die erwartete Rendite. Ist der Aktienanteil hingegen zu hoch, steigt zwar das Renditepotenzial, doch Scheila wird die damit einhergehenden höheren Wertschwankungen nicht tragen können. Die Gefahr: Sie verkauft beim nächsten Einbruch ihre Aktien und zieht die Anlagestrategie nicht durch.
Wer hingegen periodisch Rebalancing betreibt, kann die effektive Gewichtung des Portfolios nahe der Zielgewichte halten. In der Abbildung unten zeigt die rote Linie den Verlauf der Aktienquote bei einem quartalsweisen Rebalancing.
3000 Fr. Zusatzertrag
Es gibt einen weiteren Vorteil von regelmässigem Rebalancing. Es führt dazu, dass man Aktien tendenziell dann verkauft, nachdem sie stark gestiegen sind, respektive kauft, nachdem sie stark gefallen sind. Man handelt also gegen die Marktbewegung und kann so meist eine kleine zusätzliche Rendite erwirtschaften – die Rebalancing-Prämie. Wie hoch diese ist, hängt vom betrachteten Zeitraum, der Anlagestrategie und den gewählten Anlageklassen ab.
Im hier behandelten Beispiel liegt die mögliche Zusatzrendite bei etwas mehr als 0,1 Prozentpunkten pro Jahr. Ohne Rebalancing wäre Scheilas 100’000 Fr. Startinvestition heute knapp 184’000 Fr. wert. Mit Rebalancing sind es immerhin 3000 Fr. mehr.
Der optimale Investor ist also kein Buy-and-Hold-Anleger, sondern einer, der Rebalancing betreibt. Mehr zum Rebalancing gibt es in der Mai-Ausgabe meines Newsletters «Besser Investieren».
Patrick Eugster