Schleifen sind aus der Damenmode schon lange nicht mehr wegzudenken. Warum sie ausgerechnet bei den Frauen aus Donald Trumps Dunstkreis so beliebt sind – und auch für Kontroversen sorgen.
Als weibliches Wesen wird man von Schleifen geradezu verfolgt. Noch eher kahlen weiblichen Babys wird eine solche aufgesetzt, damit sie nicht mit einem Jungen verwechselt werden. Später dann zieren sie T-Shirts, Hosen, Schuhe, Badeanzüge, Unterhosen. Und dann natürlich BH, die kleine Masche zwischen den Körbchen scheint bei vielen Marken nach wie vor obligatorisch zu sein. Eine Funktion haben all diese Schleifen dabei selten; denn eine in ihrer Form fixierte Schleife sieht im Allgemeinen doch schöner aus als eine selbst gebundene.
Dekoriert wie eine Schachtel Pralinen
Und darum geht es bei der ganzen Schleifensause: ums Schön-Aussehen. Als die Männermode noch üppiger daherkam, galt dies für beide Geschlechter; man denke an die französischen Könige Ludwig XIV. (1638–1715) und Ludwig XV. (1710–1774) sowie Charles II. von England (1630–1685). Im 19. Jahrhundert begann dann das Zeitalter der schlichten Herrengarderobe.
Frauen werden aber weiterhin dekoriert wie eine Packung Pralinen, wenn auch in den letzten Jahren bis auf die Schluppenbluse doch eher dezent oder gleich ganz übertrieben gross. Das könnte sich nun ändern: Die brave Deko-Schleife, wie man sie auch an Kleidern der 1950er Jahre findet, ist wieder da. Zu verdanken (oder eben nicht) haben wir das Donald Trump und seiner Kohorte.
Gerade Frauen mit einem bestimmten Stil aus dem Maga-Dunstkreis schmücken sich gerne mit Schleifen. Ihr Look ist zurzeit sowieso in den Fokus gerückt; besonders über das sogenannte «Republican Make-up» wurde auf Tiktok ordentlich hergezogen; die übertriebene Schminke, bestehend aus viel Foundation, Bronzer und Wimperntusche, wird von Trump-Gegnerinnen imitiert und belächelt.
Interessant ist, wann und wo die konservativen Frauen die Schleifen ansetzen: im Business-Kontext nämlich. Sowohl Jennifer Rauchet, die Frau des US-Verteidigungsministers Pete Hegseth, wohl eingeweiht in einige Staatsgeheimnisse, als auch Karoline Leavitt, Politikerin der Republikanischen Partei und seit Januar 2025 Pressesprecherin des Weissen Hauses, zeigten sich in letzter Zeit in recht klassisch geschnittenen Kostümen und Kleidern, dekoriert mit mittelgrossen, braven Schleifen. Letzteres Outfit vom Brand Self-Portrait gab sowieso zu reden: Leavitt trug es auch während der Verkündigung von Strafzöllen für China, das Label produziert allerdings ebendort.
Das sagt schon viel aus. Die Schleifen ebenso. Sie verkünden: Auch wenn ich eine berufstätige Frau bin, habe ich eine feminine Seite; Leavitt etwa inszeniert sich auf ihrem Social-Media-Account abwechselnd als Politikerin und stolze Mutter. In gewisser Weise spiegeln die Schleifen also den Konflikt wider, den alle republikanischen Frauen gerade mit sich ausfechten müssen: Wie vereine ich mein je nachdem sehr modernes Leben mit den biederen Ansprüchen meiner Partei?