Ein erneuter Handelskrieg zwischen den Grossmächten kündigt sich an, möglicherweise heftiger als zuvor. Doch etwas ist anders: China kennt das Spiel.
Der Grossmachtkonflikt rückt 2025 wieder in den Fokus. Eine neue Runde des Handels- und Technologiestreits zwischen den Vereinigten Staaten und China kündigt sich an. Doch dieses Mal ist Peking besser vorbereitet.
Die Geschütze werden bereits auf beiden Seiten aufgefahren. Das zeigt sich am Schlüsselpersonal in Donald Trumps neuer Regierung: Marco Rubio soll der neue Aussenminister werden. Peking hat ihm 2020 verboten, ins Land zu reisen, wegen seiner Kritik an der Menschenrechtslage in Hongkong und Xinjiang. Und Mike Waltz wird voraussichtlich der neue Sicherheitsberater Trumps – er will, dass sich die USA ganz auf die geopolitische Bedrohung aus China konzentrieren.
Trump hat mehrfach hohe Zölle auf chinesische Importe angekündigt, die Zahlen dazu variieren von 10 bis 100 Prozent. Die Folgen von Zöllen in der Höhe von 60 Prozent, wie sie Trump im Wahlkampf zumeist angedroht hatte, wären für beide Länder gravierend. Chinas bereits verlangsamtes Wirtschaftswachstum könnte sich dadurch um bis zu 2 Prozentpunkte abschwächen, haben Experten bei Oxford Economics berechnet.
China reagiert schneller und gezielter
Doch auch aus China kamen in den letzten Tagen unmissverständliche Signale der Unbeugsamkeit. Seit Montag läuft ein militärisches Grossmanöver um Taiwan, als ob Peking gegenüber Washington demonstrieren wollte, wozu es im Ernstfall bereit wäre. Tage zuvor hat Chinas Regierung dreizehn amerikanische Firmen, die angeblich Waffen nach Taiwan liefern, auf die Sanktionsliste gesetzt.
Auch im Technologiekrieg setzt Peking neue Massstäbe, reagiert rascher und gezielter. Als Washington Anfang Dezember ankündigte, den Verkauf von hochwertigen Speicherchips und Anlagen für die Chipfertigung an chinesische Firmen zu verbieten, folgte Chinas Gegenschlag tags darauf. China verbot die Lieferung einiger seltener Mineralien für die Herstellung von Speicherchips und Rüstungsgütern in die USA. Dann kündigte es an, eine Untersuchung gegen den amerikanischen Chiphersteller Nvidia einzuleiten.
Doch sind Chinas jüngste Massnahmen wirkungsvoll – oder letztlich ein Bluff? Es ist auf den ersten Blick klar, dass die USA am längeren Hebel sitzen. Chinas Wirtschaft schwächelt, die amerikanische boomt. China exportiert viel mehr in die USA als umgekehrt, was China verletzlicher macht. Auch mit den Exportkontrollen haben die USA mehr in der Hand, weil sie technologisch fortgeschrittener sind; die Chips, die China braucht, sind in amerikanischer Hand.
China hat sich allerdings vier Jahre lang auf eine erneute Trump-Präsidentschaft vorbereitet. So hat China seine Exportmärkte diversifiziert: Im Jahr 2000 flossen 48 Prozent in die G-7-Länder, heute sind es noch 30 Prozent. Ein grosser Teil der chinesischen Exporte geht nun nach Russland, Südostasien, Südamerika und Afrika – die USA haben an Bedeutung verloren.
Gleichzeitig sind viele chinesische Firmen und Fabriken präventiv nach Vietnam, Mexiko oder Malaysia abgewandert – wo zwar auch Trump-Zölle drohen, aber weniger hohe.
China hat von den USA gelernt. Bei Zöllen schlägt es nicht zwingend mit Gegenzöllen zurück, sondern mit Sanktionen gegen amerikanische Firmen. Das gibt einen Vorgeschmack auf das Szenario, das ab Januar droht: ein Handels- und Technologiekonflikt zwischen den Grossmächten, der an strategischer Tiefe, Intensität und Tempo gewonnen hat. Damit steigt das Risiko einer Eskalation.
Der Grossmachtkonflikt wird sich zuspitzen
In einem ungewöhnlichen Schritt hat Trump laut Medienberichten den chinesischen Partei- und Staatschef Xi Jinping zu seiner Amtseinführung am 20. Januar eingeladen. Trump hegt eine unverhohlene Bewunderung für Xi, den er als «brillant», «kämpferisch» und «klug» bezeichnet hat. Es heisst, dass Xi wohl nicht teilnehmen werde, aber eine hochrangige Delegation schicken könnte.
Hoffnung auf Versöhnung und Deeskalation weckt die Geste nicht. Auch Trumps erste Amtszeit begann 2017 mit gegenseitigen Huldigungen, man sah die beiden mit ihren Frauen in Mar-a-Lago auf dem goldbezogenen Sofa vor roten Rosen lachen und in der Verbotenen Stadt in Peking Tee trinken. Was folgte, war ein Regen aus Drohungen, Zöllen und Sanktionen – und die Überzeugung auf beiden Seiten, dass man es letztlich mit einer feindlich gesinnten Nation zu tun hat.







