Der amerikanische Präsident will bereits am Montag eine Abgabe von 25 Prozent auf jegliche Einfuhren der beiden Metalle erheben.
Die Handelspartner der USA hofften auf ein ruhiges Wochenende, denn Donald Trump war beschäftigt: Er spielte am Sonntagmorgen in Florida eine Runde Golf mit Tiger Woods und sollte am Nachmittag zum Super Bowl nach New Orleans fliegen.
Doch an Bord der Air Force One heizte der amerikanische Präsident den Handelsstreit an einer kurzen Pressekonferenz neu an: Schon am Montag sollen Importzölle von 25 Prozent auf Stahl und Aluminium beschlossen werden. Ausnahmen werde es keine geben, sagte Trump. Auch Kanada und Mexiko – mit denen er erst kurz zuvor einen Handelskonflikt angezettelt, diesen aber vorerst eingefroren hatte – soll es also treffen. Die Anordnung des Präsidenten ist noch nicht veröffentlicht, doch die Aktien von amerikanischen Stahlfirmen notierten nach Handelsbeginn in New York bereits deutlich im Plus.
Ab Dienstag oder Mittwoch sollen zudem allgemeine reziproke Zölle eingeführt werden. Sie träfen Länder, die auf Importe aus den USA höhere Abgaben einfordern als Washington von ihnen. «Es ist sehr einfach: Sie verrechnen uns Zölle, wir ihnen», sagte Trump.
Auch China ist im Visier
Die Zölle auf Stahl und Aluminium werden vor allem die Verbündeten der USA treffen – und sind doch auch gegen China gerichtet. Gemäss Zahlen des US-Handelsministeriums importierten die USA im vergangenen Jahr 28,9 Millionen Tonnen Stahl. Das sind immerhin 23 Prozent des einheimischen Stahlmarktes. 6,6 Millionen Tonnen stammen aus Kanada, 4,5 Millionen aus Brasilien und 4,3 Millionen aus der EU. Zum Vergleich: Die Schweiz exportierte weniger als ein Tausendstel davon in die USA.
China, der mit Abstand grösste Stahlproduzent der Welt, liegt mit rund einer halben Million Tonnen ebenfalls weit hinten im Ranking. Washington hat unter den Präsidenten Trump und Biden so hohe Zölle auf chinesischen Stahl erhoben, dass die meisten Direktexporte nicht mehr attraktiv sind. Und doch beeinflusste China den amerikanischen Markt zuletzt weiterhin, weil sein Billigstahl etwa nach Kanada, Mexiko oder Vietnam gelangte. Diese Länder exportierten deshalb einen grösseren Teil ihrer eigenen Stahlproduktion in die USA.
Weil die Bauwirtschaft im Reich der Mitte lahmt, werfen die chinesischen Produzenten ihren Stahl zu immer tieferen Preisen auf den Weltmarkt. Auch andere Länder haben ihre Stahlzölle gegenüber China deshalb in letzter Zeit erhöht.
Der Aluminiummarkt ist etwas anders aufgebaut und wird von Recycling geprägt. Dennoch sind die USA hier noch viel stärker als beim Stahl auf Importe angewiesen, insbesondere aus Kanada. Die Produktion von neuem Aluminium ist in den USA derweil schon seit Jahrzehnten stark rückläufig.
Mehr als ein Baustoff
Die Handelspartner wissen bei Trumps Zöllen nie genau, ob sie nur ein Verhandlungsinstrument sind, um Konzessionen in einem ganz anderen Bereich herauszuschlagen. Manchmal verfolgt der US-Präsident damit aber wirklich ein handelspolitisches Ziel, von dem er sich nicht leicht mit symbolischen Zugeständnissen abbringen lässt. Im Falle von Stahl und Aluminium scheint das so zu sein.
Trump ist nicht der erste Staatschef, der dem Stahl eine schon fast mystische Qualität zuschreibt und die einheimische Stahlbranche als Grundlage des industriellen Erfolgs seines Landes sieht. Diese Branche verfügt in den USA zudem über eine einflussreiche Lobby, nicht zuletzt in politisch wichtigen Gliedstaaten wie Pennsylvania.
Auch deshalb hat Trumps Vorgänger Joe Biden Anfang Januar die Übernahme von US Steel durch den japanischen Konkurrenten Nippon Steel blockiert. An Bord der Air Force One kam Trump auch darauf zu sprechen. Die Japaner dürften in US Steel investieren, aber keine Mehrheit übernehmen, sagte er. Zölle würden US Steel wieder «sehr erfolgreich» machen, zeigte sich Trump überzeugt.
Schon in seiner ersten Amtszeit hatte Trump Zölle auf Stahl- und Aluminiumimporte eingeführt. Länder wie Südkorea, Australien oder Brasilien handelten mit Trump Ausnahmen aus, mussten dafür im Gegenzug aber ihre Exportmenge beschränken. Diese Arrangements sind wohl hinfällig, da Trump betonte, dass jeglicher Importstahl mit Zöllen belastet würde. Es ist ein weiterer Hinweis darauf, dass Trump seine «Deals» selten für die Ewigkeit abschliesst.
Zölle auf Rohstoffe führen immer auch zu Verlierern in nachgelagerten Branchen, weil ein Teil der Zusatzkosten auf die Käufer abgewälzt wird: Amerikanische Autos, Flugzeuge und Häuser werden teurer, wenn sie mit teurerem Stahl und Aluminium gebaut werden.