Das linke Pendant des republikanischen Senders Fox News heisst MSNBC. Mit Ideologie und Aktivismus hat sich der Sender in die Krise manövriert.
Ende November mutmasste Elon Musk auf X, ob er den zum Verkauf stehenden Nachrichtensender MSNBC übernehmen solle. Postwendend kommentierte der Podcaster Joe Rogan, falls das geschehe, wolle er die MSNBC-Talk-Show von Rachel Maddow übernehmen.
Diese Ankündigungen waren wohl scherzhaft gemeint. MSNBC gehört zu den bekanntesten linken Medien der USA. Der Sender schiesst bei jeder Gelegenheit gegen Donald Trump. Die Übernahme durch Trumps Einflüsterer und neuen Kumpel Elon Musk wäre für die Angestellten ein Sakrileg. Allen voran für Rachel Maddow, die den linksaktivistischen Journalismus von MSNBC auf die Spitze treibt.
Sprachrohr von Kamala Harris
In der Realität hat Elon Musk kaum Interesse daran, mit einem TV-Sender Regulierungen wie dem Communications Decency Act von 1996 zu unterstehen. Und Joe Rogan braucht kein neues Sendegefäss, schon gar nicht im kriselnden Kabelfernsehen: Während sein Podcast jeweils bis zu 60 Millionen Mal aufgerufen wird, hat die «Rachel Maddow Show» auf MSNBC noch etwas mehr als eine Million Zuschauer.
Trotzdem hat das Geplänkel einen ernsthaften Hintergrund. Am 20. November kündigte das Telecom- und Medienkonglomerat Comcast an, grosse Teile seiner Kabelfernsehsparte zu veräussern. Comcast ist weltweit die Nummer vier im Markt. MSNBC galt als Kronjuwel von Comcast, einst war der Sender eine ernsthafte Konkurrenz zu CNN und Fox News.
Der angekündigte Verkauf hat die Belegschaft von MSNBC alarmiert, und die auf 30 Millionen Dollar geschätzte Jahresgage von Rachel Maddow wird bereits infrage gestellt. Für Comcasts geplante Trennung von MSNBC gibt es mehrere Gründe. Einerseits die Tendenz von Medienkonsumenten, den Kabelanschluss zugunsten von Streaming-Diensten zu kappen.
Auf der anderen Seite scheint sich das politische Konzept des Senders überlebt zu haben. MSNBC ist eine linksaktivistische Meinungsplattform, eine Art Fox News von links. Bill Clinton bezeichnete MSNBC einmal offen als «unsere Version von Fox». Im Wahlkampf betätigte man sich als Sprachrohr der Demokraten und von Kamala Harris.
Seit der Wiederwahl von Donald Trump sind die Einschaltquoten eingebrochen. Zur besten Sendezeit beträgt das Minus 53 Prozent. Die Paradesendung «The Rachel Maddow Show» wollen seit der Wahl rund 40 Prozent weniger Zuschauer sehen.
Gerade mit solchen Formaten machte MSNBC Quote. Nach dem Vorbild von reisserischen Fox-Sendungen verbreitete «The Rachel Maddow Show» Vorwürfe und vermeintliche Enthüllungen gegen Trump, die sich oft nicht beweisen liessen. Zuletzt gaukelte MSNBC dem Publikum vor, dass Harris’ Sieg bei den Wahlen wahrscheinlich sei.
Vor dem Interview erhält Al Sharptons NGO 500 000 Dollar
Seit dieser Fehlprognose schalten wohl auch enttäuschte Harris-Sympathisanten MSNBC aus. Maddow ist nicht die einzige Moderatorin, welche die politische Schlagseite des Senders offenbart. In der Sendung von Joy Reid wurde kürzlich dazu aufgerufen, Trump zugeneigte Familienmitglieder an Thanksgiving zu boykottieren. Die Niederlage von Harris erklärten Reid und Konsorten politisch korrekt als Folge von Frauenfeindlichkeit und Rassismus.
Andere MSNBC-Vertreter wie Joe Scarborough und seine Frau Mika Brzezinski pilgerten nach der Wahl zu Trumps Residenz Mar-a-Lago – was linientreue MSNBC-Zuschauer als Verrat empfanden.
Wenig imagefördernd war zudem die Nachricht, dass der Alt-Aktivist und MSNBC-Host Al Sharpton von Kamala Harris bezahlt worden ist – mutmasslich für ein Interview, in dem Sharpton Harris’ «aussergewöhnliche» Kampagne lobte und keine kritischen Fragen stellte. Jedenfalls hatte Harris vor ihrem Auftritt 500 000 Dollar an Sharptons «National Action Network» überwiesen. Was Sharpton in seiner Sendung verschwieg.
MSNBC war schon einmal in der Krise, nach dem ersten Trump-Sieg im Jahr 2016. Diesmal sind die Prognosen noch düsterer. Jüngere Amerikaner schauen heute durchschnittlich noch fünf Stunden fern – pro Woche. Kein Wunder, fürchtet man gemäss Medienberichten auch bei CNN Stellenabbau und Kürzungen.
Einzig der rechtskonservative Sender Fox News zeigt, dass politischer Aktivismus nicht immer bestraft wird. Die Quoten des Senders stiegen im November stark an.
Die Krise bei MSNBC und anderen linken Titeln sowie die gestärkte Position von rechtslastigen Medien wie Fox News besiegelt noch nicht das Ende der amerikanischen Leitmedien. Aber sie zeugt vom Niedergang ihrer politischen Unabhängigkeit und journalistischen Objektivität.