Aus Solidarität mit den Palästinensern verhängt der Inselstaat ein Einreiseverbot für Israeli. Es ist nicht das erste.
Israeli ist es fortan verboten, auf die Malediven zu reisen. Das gab die maledivische Regierung am Sonntag an einer Pressekonferenz bekannt. Wer einen israelischen Pass hat, darf nicht mehr auf die Inselgruppe im Indischen Ozean reisen. Das Verbot sieht die Regierung als Zeichen und als Protest gegen das israelische Vorgehen im Gaza-Krieg.
Die Solidarität mit Palästina ist auf den Malediven offensichtlich. Auf der Inselgruppe leben nur 500 000 Menschen, nahezu alle sind Muslime. Wer in den vergangenen Monaten durch die Hauptstadt Male spaziert ist, sah überall palästinensische Flaggen hängen. Zuletzt gab es wiederholt Proteste gegen Israel und für Palästina. Die Palästina-Flagge wird auf Grossbildschirme in der ganzen Stadt projiziert und ziert auch offizielle Gebäude. Die Malediven unterstützen auch die südafrikanische Völkermord-Klage gegen Israel am Internationalen Gerichtshof.
Nach dem Einreiseverbot empfahl die israelische Regierung ihren Bürgern, nicht mehr auf die Malediven zu reisen. Die Empfehlung gilt auch für Bürger mit einem zweiten ausländischen Pass. Israel empfahl zudem jenen Israeli, die sich derzeit auf den Malediven aufhalten, das Land zu verlassen, da ihr Heimatland ihnen nur schwer helfen könne, sollten sie in Probleme geraten.
Nur noch wenige Israeli kommen auf die Malediven
Die Malediven sind vor allem als Touristenparadies bekannt. Die weissen Strände und die teuren Resorts auf den über 1000 Inseln sind der wichtigste Wirtschaftszweig des Landes. Über eine Million Touristen reisen jährlich auf die Malediven. Die Reisedestination ist auch bei Israeli beliebt: Laut den Zahlen der maledivischen Tourismusbehörde reisten 2022 rund 15 000 Touristen aus Israel an. Seit Beginn des Krieges sind diese Zahlen allerdings eingebrochen. Im ersten Quartal dieses Jahres reisten gerade noch gut 500 Israeli auf die Malediven.
Das nun verhängte Einreiseverbot der maledivischen Regierung dürfte den Tourismus des Inselstaates also nicht sehr schwer treffen. Andernfalls hätte sie es kaum getroffen. Es ist auch nicht das erste Einreiseverbot für Israeli auf den Malediven: Ein erstes galt bis Anfang der neunziger Jahre. Wie die meisten muslimischen Staaten unterhalten die Malediven formell keine diplomatischen Beziehungen mit Israel.
Wann das Einreiseverbot in Kraft tritt, ist noch nicht bekannt. Allerdings soll es von einer Reihe teilweise symbolischer Massnahmen begleitet werden. Laut einer Mitteilung der Regierung soll ein Sonderbeauftragter eingesetzt werden, der sich um die «palästinensischen Bedürfnisse» kümmern soll. Es sollen Spenden gesammelt werden, zudem will die Regierung offizielle Solidaritätsmärsche veranstalten.
Strategisch sind die Malediven wichtig gelegen
Dass ein kleines Land wie die Malediven seine Solidarität mit Palästina bekundet, mag wenig Gewicht haben im Westen. Aber es offenbart einmal mehr, dass viele Länder Asiens und Afrikas in diesem Krieg eine dezidiert andere Position einnehmen als die westlichen Staaten – und diese auch kundtun. Auch in anderen mehrheitlich muslimischen Ländern Asiens wie Malaysia und Indonesien kam es zu Solidaritäts-Kundgebungen für Palästina. Vor allem Malaysia stellt sich klar gegen Israel, bei Strassenprotesten verbrannten dort Demonstranten israelische Flaggen.
Die Malediven liegen mitten im Indischen Ozean in der Nähe mehrerer wichtiger Handelsrouten. Wegen dieser Lage rangen in den vergangenen Jahren auf den Inseln China und Indien um Einfluss: Sie bauten Infrastruktur wie Brücken und liehen grosszügig Geld. Beide Länder sind sich der strategischen Bedeutung der Malediven bewusst.
Die Regierung des Präsidenten Mohamed Muizzu scheint derzeit die Nähe zu China zu suchen. Zumindest schickte sie die wenigen auf den Malediven stationierten indischen Soldaten nach Hause. Auch reiste Muizzu nicht wie vergangene Präsidenten auf seiner ersten Auslandsreise nach Delhi, sondern leistete seinen Antrittsbesuch bei Indiens Rivalen in Peking.