Das Geschäft von Google mit seiner Suchmaschine gilt seit dem Aufkommen von KI-Chatbots als bedroht. Wirklich gefährlich wurde Google jedoch noch keine Anwendung. Nun wagt Open AI einen neuen Anlauf.
Open AI fordert mit einem neuen Dienst den Suchmaschinenkonzern Google heraus. Die Firma hinter Chat-GPT hat am Donnerstag Search-GPT präsentiert, eine auf künstlicher Intelligenz (KI) basierende Suchmaschine, die in Echtzeit auf Informationen im Internet zugreift. Der Dienst soll auf Fragen konkrete Antworten liefern, statt eine Auflistung von Links, wie man es von einer klassischen Suchmaschine gewohnt ist.
Seit der Lancierung von Chat-GPT Ende 2023 wird darüber spekuliert, ob und wie die neuen KI-Anwendungen Google gefährlich werden können. Beantworten nämlich in Zukunft solche Chatbots die Fragen der Internetnutzer, könnten Suchmaschinen und damit das Geschäftsmodell von Google obsolet werden. Dieses besteht darin, das Suchverhalten der Nutzer auszuwerten und ihnen auf sie zugeschnittene Werbung auszuspielen.
Bisher haben entsprechende Versuche, allen voran von Microsoft mit einem in seiner Suchmaschine Bing eingebauten Chatbot, keine Spuren im Google-Geschäft hinterlassen. Microsoft hält auch Anteile an Open AI und hat deren KI-Technologie in vielen seiner Produkte integriert.
Google-Aktie gibt nach Ankündigung nach
Kann Open AI mit Search-GPT erfolgreicher sein? Immerhin ist Chat-GPT der mit Abstand bekannteste Chatbot, der ganz am Anfang der Euphorie rund um KI stand. Die Aktie der Google-Mutter Alphabet ging nach der Ankündigung von Open AI am Donnerstag mit einem Minus von drei Prozent aus dem Handel.
Search-GPT ist zunächst nur als Prototyp für eine «kleine Gruppe von Nutzern» verfügbar. Für alle anderen gibt es einen Vorgeschmack in einem kurzen Video. In einem gezeigten Beispiel erhält Search-GPT den Auftrag, nach Musikfestivals im August in einer Stadt im Gliedstaat North Carolina zu suchen. Search-GPT antwortet mit einer Auflistung von Events samt Kurzbeschreibung und einem Link zum Ursprung der Informationen.
We’re testing SearchGPT, a temporary prototype of new AI search features that give you fast and timely answers with clear and relevant sources.
We’re launching with a small group of users for feedback and plan to integrate the experience into ChatGPT. https://t.co/dRRnxXVlGh pic.twitter.com/iQpADXmllH
— OpenAI (@OpenAI) July 25, 2024
Gleich der erste Eintrag enthält allerdings einen Fehler. So behauptet Search-GPT, das eine Festival finde vom 29. Juli bis 16. August statt – und verweist auf die Festival-Website als Quelle. Wer dem Link folgt, erlebt eine Überraschung. Denn auf der Webseite steht gleich am Anfang in grosser Schrift, das Festival finde vom 29. Juni bis zum 27. Juli statt.
Falsche Antworten sind ein Problem
Die Panne bei Search-GPT kommt nicht ganz unerwartet. Auf KI basierende Chatbots sind bekannt für sogenannte Halluzinationen: Momente, in denen die Software mit voller Überzeugung falsche Behauptungen vorträgt.
Das Problem hat mit der Funktionsweise der Chatbots zu tun: Das darunterliegende Sprachmodell schätzt anhand der Daten, mit denen es trainiert wurde, Wort für Wort ab, wie ein Satz weitergehen könnte. Das Resultat können völlig falsch zusammengewürfelte Angaben sein. Die Branche arbeitet daran, solche Fehler mit zusätzlichen Checks zu verhindern.
Google hat seine Suchmaschine ebenfalls mit KI-Funktionen erweitert – und ist trotz jahrelanger Erfahrung selbst nicht vor Fehlern gefeit. Der KI fiel es unter anderem schwer, ernst gemeinte Informationen von Scherzen und Satire zu unterscheiden. Die Folge war, dass Googles KI-Zusammenfassungen der Suchergebnisse zum Teil empfahlen, einen kleinen Stein pro Tag zu essen und Käse auf der Pizza mit ungiftigem Klebstoff zu befestigen. Nachdem die absurden Antworten viel Belustigung im Netz ausgelöst hatten, passte Google den Software-Algorithmus an.
Auf was basieren die KI-Antworten?
Um korrekte Antworten zu zeigen, greife Search-GPT auf Informationen von etablierten Medienunternehmen zurück, heisst es in einem Blog-Beitrag. Dazu gehören News Corp des Medienmoguls Rupert Murdoch oder die Nachrichtenagentur AP. Die Medienunternehmen hätten dabei die Möglichkeit, zu entscheiden, ob ihre Inhalte auch zum Trainieren der KI-Modelle von Open AI benutzt werden dürfen oder ob die Inhalte nur in der neuen Suche auftauchen sollen.
Open AI grenzt sich damit von Perplexity ab, einem Startup, das ebenfalls eine Suche mit KI-Antworten anbietet. Perplexity geriet jüngst in die Kritik, weil es gegen den ausdrücklichen Wunsch von Webseitenbetreibern deren Inhalte erfasst hatte. In der Vergangenheit schreckte aber auch Open AI nicht davor zurück, Inhalte ungefragt zum Training ihrer KI-Modelle zu nutzen. Die «New York Times» reichte deswegen Klage gegen Open AI ein.
Insgesamt geht der Trend bei den Suchmaschinen dahin, die Fragen vermehrt mit komplett formulierten Sätzen oder Bildern und Videos zu beantworten. Das löst bei Webseitenbetreibern und Medien die Sorge aus, dass ihre Angebote künftig weniger Besucher erhalten.
Mit Agenturmaterial