Alles zum Wechsel ins neue Kinderspital am 2. November.
An diesem Samstag müssen Zehntausende von Eltern in der Region Zürich ihren inneren Kompass umstellen. Das fest verdrahtete Wissen über das Verhalten in kritischen Momenten ist um Punkt 8 Uhr nicht mehr gültig: Die Notfallstation des Kinderspitals, in die im Schnitt jeden Tag über 140 Patienten gebracht werden, befindet sich ab dann nicht mehr am bisherigen Standort in Zürich Hottingen. Sondern zehn Minuten stadtauswärts Richtung Zollikon, im Spitalquartier Lengg.
Das Kinderspital zieht an diesem Samstag bei laufendem Betrieb vom Alt- in den Neubau um. Die Antworten auf die wichtigsten Fragen zu dieser beispiellosen logistischen Übung:
Bis wann soll man im Notfall noch das alte Spital aufsuchen?
Am alten Standort in Hottingen werden Eltern mit ihren Kindern am Samstagmorgen, dem 2. November, nur noch bis 7 Uhr 59 empfangen. Wer das Ziel sicher rechtzeitig erreicht, muss sich keine Sorgen machen: Alle aufgenommenen Fälle werden dort zu Ende behandelt, auch wenn es länger dauert.
Im Zweifelsfall – wenn man nicht sicher ist, ob man es vor 8 Uhr schafft – sollte man unbedingt die neue Notfallstation ansteuern. Diese befindet sich an der vorderen Ecke des Neubaus, wenn man vom Balgrist her kommt.
Wie gelangt man zum neuen Spital?
Der Haupteingang befindet sich an der Lenggstrasse 30 in Zürich. Das Spital rät aber – wie schon am alten Standort – zur Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Parkplätze für Autos sind zwar in der Tiefgarage vorhanden, aber nur in begrenzter Zahl.
Erreichbar ist das Spital mit der Tramlinie 11 oder der Forchbahn über die Haltestelle Balgrist, von dort sind es zu Fuss 400 Meter. Von 6 Uhr morgens bis am frühen Abend fährt regelmässig auch der Bus Nummer 99 direkt bis zur neuen Haltestelle Kinderspital, sowohl vom Balgrist als auch vom Bahnhof Zollikon.
Alternativ ist das Spital aus Richtung Balgrist (oder vom Hegibachplatz aus) auch mit der Buslinie 77 bis Flühgasse erreichbar. Von dort bis zum Eingang ist es aber ähnlich weit wie von der Tramhaltestelle Balgrist.
Steht das neue Spital ab Samstag allen offen?
Nein. Besuche sind am Samstag, dem 2. November, noch nicht erlaubt. Dies, um den komplexen Umzug nicht zu behindern. Dies dürfte aber nur relativ wenige Personen tangieren: Das Spital hat alle planbaren Eingriffe so arrangiert, dass sich an diesem ersten Tag nicht mehr Patienten in Behandlung befinden als unbedingt nötig. Ab Sonntag gelten dann wieder die üblichen Besuchszeiten: Eltern und Geschwister sind jederzeit willkommen, alle anderen von 10 Uhr bis 20 Uhr.
Welches der Neubauten ist das Kinderspital?
Im Vorfeld gab es Verwirrung, weil der neue Komplex zwei Gebäude aus der Hand der Stararchitekten Herzog & de Meuron umfasst: neben dem eigentlichen Spital auch ein Forschungszentrum. Dieses, ein kreisrundes, weisses Gebäude, tritt bei der Zufahrt vom Balgrist her als Erstes prominent ins Blickfeld und ist daher irrtümlich wiederholt für das Spital gehalten worden. Das Spitalgebäude ist aber der niedrigere Holzbau auf der gegenüberliegenden Strassenseite.
Wie zieht ein Spital bei laufendem Betrieb um?
Die grösste Schwierigkeit ist, dass sich im Kinderspital zu jeder Zeit Patientinnen und Patienten befinden, die zwingend auf medizinische Versorgung angewiesen sind. Unter ihnen auch besonders schwere Fälle, die sich auf der Intensivstation befinden. Man kann den Betrieb für den Umzug also nicht komplett herunterfahren.
Gerechnet wird mit bis zu hundert Kindern, die am Samstag vom alten ins neue Spital überführt werden. Sie müssen dabei ohne Unterbruch an Geräten wie Monitoren oder einer Herz-Lungen-Maschine angeschlossen bleiben. Zudem müssen sie zum Teil von Ärzten und technischen Spezialisten begleitet werden.
Für den Transport sind zwei Dutzend Ambulanzen im Einsatz, auch solche aus anderen Kantonen. Damit die Fahrt möglichst ruhig und zügig verläuft, wird dafür gesorgt, dass es auf der Strecke keine Rotlichter oder Staus gibt. Die Polizei wird deshalb den Verkehr regeln.
Eine andere Schwierigkeit ist der nahtlose Übergang des Spitalbetriebs. So muss wie erwähnt insbesondere die Notfallversorgung zu jeder Minute gewährleistet sein.
Zieht das komplette Spital an einem einzigen Tag um?
Nein, natürlich nicht. Der Umzug der Patienten bildet bloss den Höhepunkt. Das Spital musste eine solche Menge Material vom alten an den neuen Ort verfrachten, dass es die Haupthalle des Hauptbahnhofes zu einem Drittel füllen würde: 10 000 Kisten und Gegenstände. Alle ordentlich beschriftet, damit sie am Ende wieder am richtigen Platz stehen. Mehrere Lastwagen sind deshalb während über fünfzig Tagen rund 400-mal zwischen den beiden Standorten hin- und hergefahren.
Was ist am neuen Standort anders als am alten?
Die Frage müsste lauten: Was nicht? Die Architekten Herzog & de Meuron haben ein Spital entworfen, das nur noch wenig gemeinsam hat mit dem engen, verwinkelten Labyrinth von angejahrten Gebäuden am alten Standort. Zuallererst sticht die freundliche Optik ins Auge: viel Holz, viele Pflanzen und 16 Innenhöfe, durch die das Sonnenlicht ins Innere des grossen Neubaus fällt.
Auffallen dürfte auch, dass es am neuen Ort deutlich mehr Platz hat – insbesondere auf der Notfallstation. Die Zeiten, in denen Eltern mit ihren Kindern auf den Fluren warten mussten, sollten der Vergangenheit angehören.
Besonderer Wert wurde auch auf die Gestaltung der Patientenzimmer gelegt, um sie möglichst wohnlich zu machen: Dazu tragen die holzverkleidete schräge Decke ebenso bei wie das grosse Fenster und ein Guckloch nach draussen, das die Kinder selbst öffnen können. Zudem verfügen die Zimmer über eine ausklappbare Liegebank, damit Eltern bei ihrem Kind übernachten können.
Ist das neue Kinderspital nicht schon eröffnet worden?
Formell ja, praktisch nein: Der offizielle Eröffnungsakt fand schon am 1. Oktober statt, doch in Betrieb geht das Spital erst jetzt.