Im Polit-Talk «Hart aber Fair» hatte Louis Klamroth unterstellt, dass australische Austauschstudenten an Gruppenvergewaltigungen in Deutschland beteiligt sein könnten. Mit der Realität hat das nichts zu tun.
Am Montagabend überraschte der Moderator Loius Klamroth sein Publikum mit einer steilen These. In der deutschen WDR-Sendung «Hart aber Fair» hatte die AfD-Bundestagsabgeordnete Beatrix von Storch den hohen Anteil an ausländischen Tatverdächtigen bei Gruppenvergewaltigungen angesprochen. Klamroth entgegnete darauf: «Nur woher die kommen, das weiss man nicht. Das können Flüchtlinge sein, das können (sic) aber auch ein australischer Austauschstudent sein.»
Der Moderator schob nach: «Das gibt die Polizeiliche Kriminalstatistik nicht her, was Sie sagen.» Doch tatsächlich bietet das Bundeskriminalamt ein Bundeslagebild zusätzlich zur Kriminalstatistik. Dieses liefert durchaus detaillierte Angaben zu den Tatverdächtigen – Australier tauchen bei Gruppenvergewaltigungen als mutmassliche Täter seit dem Jahr 2010 kein einziges Mal auf. Im Jahr 2023 stammten die Verdächtigen ausschliesslich aus fünf Ländern: Deutschland, Syrien, Afghanistan, Irak und der Türkei.
Statistik ist eindeutig
Beim nachträglichen Faktencheck der WDR-Redaktion heisst es: «Mit dieser Aussage wollte er verdeutlichen, dass die Polizeiliche Kriminalstatistik (PKS) wenig Informationen über Nationalitäten liefert. In keiner Weise wollte er Australien oder seine Bürger diffamieren.»
Das zieht die Frage nach sich, warum Klamroth selbstbewusst behauptete, man wüsste nichts über die Herkunft der Täter. Von Storch wirft Klamroth deshalb jetzt Irreführung vor: «Er ist ja eher ein Aktivist als ein Journalist. Ein Aktivist hat aus seiner Perspektive keine Vorbereitung nötig, sondern der muss einordnen, damit es in sein Weltbild passt.»
Für Beatrix von Storch war die Behauptung des Moderators nicht überraschend. Sie sagte der NZZ: «Als er die Sache mit den australischen Austauschstudenten gesagt hat, war mir natürlich sofort klar: Und alle fassen sich an den Kopf und fragen sich: ‹Was zum Teufel hat der Kerl geraucht?›»
Klamroth verhinderte schon früher Debatte
Es ist nicht das erste Mal, dass die Aussagen des Moderators zu Irritationen führen. In einer früheren Sendung verhinderte er eine Debatte über das übergriffige Verhalten von zugewanderten Männern gegenüber Frauen.
Als eine CDU-Kommunalpolitikerin davon berichtete, dass sie sich im öffentlichen Raum unsicher fühle, da «junge Männer, deren Sprache ich teilweise nicht einmal verstehe» ihr Sprüche hinterher hinterherriefen, fragte Klamroth süffisant: «Sprechen Sie kein Englisch?»
Eine Anfrage der NZZ an den WDR, warum Klamroth offenbar nicht über die Nationalität der Tatverdächtigen bei Sexualdelikten informiert war, blieb bis zum Erscheinen des Textes unbeantwortet.