Der russische Magnat glaubte stets an das Potenzial des Solarmodulherstellers. Belohnt wurde er nicht.
Die Sonne geht auf und unter. Für den Solarmodulhersteller Meyer Burger geht sie unter – und damit auch für den Grossaktionär Pjotr Kondraschew. Der Magnat aus Russland hält dem Schweizer Unternehmen seit Jahren die Treue. Belohnt wird er nicht. Im Frühjahr 2023 war eine Meyer-Burger-Aktie noch mehr als 180 Franken wert. Jetzt sind es rund 1.30 Franken. Allein am Freitag verloren die Valoren über 10 Prozent, als die Firma weitere Details zu ihrer Misere veröffentlichte.
Meyer Burger wollte die am Standort Deutschland unrentable Produktion von Solarzellen und Modulen in die USA verlegen. Aber in der Mitte des Umzugs ging das Geld aus. Nun ist ein Teil der Fertigung in den USA und ein Teil in Deutschland. Das Hin und Her hat viel gekostet, die liquiden Mittel reichen nur noch wenige Monate. Meyer Burger verhandelt über eine Umschuldung.
Geld hat er genug – und es interessiert ihn wenig
Wenn Kondraschew auch jetzt mitzieht, ist er einer der geduldigsten Milliardäre, die es geben dürfte. Untypisch ist der 75-Jährige ohnehin: Luxus interessiert ihn nicht, er lebt relativ bescheiden in Wien. Sein Vermögen machte er mit einem Kaliwerk in Perm, dessen Generaldirektor er war. Bei der Privatisierung in den 1990er Jahren stieg Kondraschew zu einem der Hauptaktionäre auf und musste die Anteile 2010 unter Druck von innerrussischen Gegnern verkaufen.
Der studierte Bergbauingenieur kennt sich mit technischen Zusammenhängen aus. Ihm gefiel die Unternehmung Meyer Burger, nicht die Geldanlage. Er schaute auf das Potenzial in der langen Frist, nicht auf kurzfristiges Investieren und Gewinnen – und blieb so länger an Bord, als wahrscheinlich gut gewesen wäre. Kondraschew machte seit 2016 mehrere Kapitalerhöhungen mit und hielt zuletzt 15 Prozent an Meyer Burger.
In Russland fiel er in Ungnade
Es wäre nicht sein erstes Liebhaberprojekt, das scheitert: Vor zehn Jahren kaufte Kondraschew ein unrentables russisches Magnesiumwerk – wieder aus Freude am Geschäft. Doch Anfang 2023 wurde er enteignet und das angeblich strategisch bedeutsame Werk verstaatlicht. Ein absurder russischer Vorwurf lautete, Kondraschew habe das Militär von Nato-Ländern beliefert. Bei aller Tragik: Hätte er das einmal getan, wäre es einträglicher gewesen als Meyer Burgers Solarzellen.
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