Nach einem missglückten Marineeinsatz im Roten Meer hat der Armeechef seinen Posten verloren. Nun kommen immer mehr Probleme beim dänischen Militär zum Vorschein.
Im März vermeldeten die dänischen Streitkräfte, die Fregatte «Iver Huitfeldt» habe im Roten Meer erfolgreich Drohnen der Huthi-Extremisten abgeschossen. Wie zahlreiche andere Staaten beteiligt sich Dänemark an einer Militärmission zum Schutz der Handelsrouten im Roten Meer.
Diese Woche stellte sich dann aber heraus, dass die dänische Armeeführung einen gefährlichen Zwischenfall verheimlichte: Während eines Drohnenangriffs haben Raketen- und Radarsysteme für 30 Minuten versagt. Wegen der Fehlfunktion sei das Leben der 175 Personen starken Besatzung gefährdet gewesen, zitiert das Militär-Fachmagazin «Olfi» aus einem vertraulichen Bericht des Kapitäns.
Das Kriegsschiff wurde vorzeitig aus dem Roten Meer zurückbeordert. Einige der zugrunde liegenden Probleme seien bereits seit Jahren bekannt gewesen, schrieb der Kommandant der Fregatte in seinem geleakten Memo. Offenbar habe das Bewusstsein gefehlt, das drängende Problem zu lösen.
Verteidigungsminister erfährt aus den Medien von gefährlichem Zwischenfall
Brisanterweise erfuhr der dänische Verteidigungsminister Troels Lund Poulsen aus den Medien von den Schwierigkeiten mit der «Iver Huitfeldt». Der Verteidigungsminister entliess darauf mit sofortiger Wirkung den Armeechef Flemming Lentfer. Dieser hatte es allem Anschein nach nicht für nötig befunden, seinen Vorgesetzten zu informieren.
Nur einen Tag später folgte die nächste Hiobsbotschaft. Wegen eines defekten Raketenwerfers auf einem anderen Kriegsschiff musste am Donnerstag die Meerenge des Grossen Belt gesperrt werden. Der Zugang zur Ostsee ist eine der am stärksten frequentierten Schifffahrtsstrassen weltweit.
Nach Angaben des dänischen Militärs war ein Raketenwerfer während eines Tests versehentlich aktiviert worden. Aus zunächst nicht bekannten Gründen konnte das Gerät für einige Stunden nicht deaktiviert werden. Es bestand die Gefahr, dass eine Rakete abgefeuert wird und Trümmerteile in der Meerenge niedergehen. Am Donnerstagabend gab das dänische Militär Entwarnung.
Ebenfalls diese Woche hat das Verteidigungsministerium eingestanden, dass eine Grossbestellung von Raketenwerfern und Haubitzen erst mit einem Jahr Verspätung geliefert werden können – und die Beschaffungskosten das Budget um 150 Millionen Dollar überschreiten.
Handelt es sich hierbei um eine zufällige Häufung von Pannen? Manches deutet auf strukturelle Schwierigkeiten hin. Es gibt offenkundig Reibereien und Kommunikationsmängel zwischen der Armeeführung und dem Verteidigungsministerium. Der verteidigungspolitische Sprecher der Oppositionspartei Liberale Allianz, Carsten Bach, sprach gegenüber der «Financial Times» von einem offenen Krieg, den die Generalität und die politischen Vorgesetzten austrügen.
Mehr Geld, mehr Personal
Dänemark gehört zu jenen elf Nato-Mitgliedstaaten, die das sogenannte 2-Prozent-Ziel erfüllen. Das heisst, es fliessen rund 2 Prozent der Wirtschaftsleistung in den Verteidigungshaushalt. Gleichwohl hat Kopenhagen zugesagt, seine Militärausgaben in den nächsten zehn Jahren nochmals signifikant zu erhöhen.
Damit einher geht eine Ausweitung der Wehrpflicht auf Frauen. Ab 2026 müssen sie zu gleichen Bedingungen Dienst leisten wie Männer. Die Länge der Rekrutenschule soll praktisch verdreifacht werden: von vier auf elf Monate. Verteidigungsminister Poulsen pries den Ausbau der Streitkräfte als historisch an.
Allerdings zeigen gerade die jüngsten Schwierigkeiten, dass es für die Stärkung der Verteidigungsfähigkeit nicht bloss mehr Ressourcen braucht. Die Pannen deuten auf eklatante Mängel in der Koordination und der Kommunikation hin.