Der Linkspolitiker Pablo Iglesias hat eine Bar in der Madrider Altstadt eröffnet. Wie sich zeigte, ist dies gar nicht so einfach.
Wenn ein Minister in Spanien aus der Regierung ausscheidet, dann bekommt er normalerweise einen gut dotierten Posten im Aufsichtsrat eines Grossunternehmens oder in einer staatlichen Institution. Einen ganz anderen Weg hat Spaniens früherer Vizepräsident Pablo Iglesias eingeschlagen. Der einst so charismatische Intellektuelle und Gründer von Spaniens Linkspartei Podemos sucht nun sein Auskommen in der Gastronomie. Am Dienstag eröffnete er im Herzen der Madrider Altstadt eine Kneipe namens «Taberna Garibaldi».
Der Andrang war riesig, es kamen Hunderte von Gesinnungsgenossen, die noch immer betrübt darüber sind, dass Iglesias vor drei Jahren aus der Politik ausschied. Aber auch viele Journalisten und Neugierige drängten sich vor dem hübsch gekachelten Eingang der Kneipe, die dem italienischen Freiheitskämpfer Guiseppe Garibaldi huldigt.
Wähler haben sich von Podemos abgewandt
Der 45-jährige Pablo Iglesias warf im Mai 2021 das Handtuch, weil seine Partei bei den Regionalwahlen in Madrid sehr schlecht abgeschnitten hatte. Er wolle der Erneuerung seiner Partei nicht im Wege stehen, sagte er damals. Doch nach seinem Ausscheiden ging es mit der Formation, die 2015 mit 69 Abgeordneten die drittstärkste Kraft in Spanien war, stark bergab. Podemos ist derzeit nur noch mit fünf Abgeordneten im Parlament in Madrid vertreten.
— Taberna Garibaldi (@Garibaldi_28012) March 19, 2024
Viele Wähler haben sich von Podemos abgewandt und favorisieren nun die linke Wahlplattform Sumar. Vielen von ihnen war die Podemos-Ministerin Irene Montero, die mit Pablo Iglesias verheiratet ist, ein Dorn im Auge. Montero waren gravierende juristische Fehler bei ihrer Reform des Sexualstrafrechts unterlaufen, wodurch Hunderte von verurteilten Straftätern vorzeitig aus der Haft entlassen wurden. Mit einem Transgendergesetz verstörte sie sogar Feministinnen im eigenen Lager.
Iglesias stand ihr immer fest zur Seite. Nach dem Aus in der Politik trat er regelmässig im Fernsehen auf. Seit einem Jahr leitet er sogar einen alternativen TV-Kanal namens Canal Red in You Tube, wo er mehrmals pro Woche das politische Geschehen kommentiert.
Dass Iglesias jetzt als Kneipenwirt auftritt, ist selbst in Spanien ein Novum. Die Bar, an der auch noch zwei Freunde beteiligt sind, ist allerdings nur eines der Standbeine des früheren Politikers. Iglesias ist promoviertes Politologe und hat seit zwei Jahren eine feste Stelle an der Madrider Complutense Universität.
An deren Fakultät für Politik nahm einst auch Iglesias› politische Laufbahn ihren Anfang. Dort hatte er 2008 mit mehreren Dozenten den Vorläufer der Podemos-Partei ins Leben gerufen. Man verstand sich als Anwalt der Bürger und griff die Korruption in der politischen «Kaste» an. Richtig gross wurde die Partei aber erst mit den Jugendprotesten der sogenannten «Empörten», die sich gegen die Perspektivenlosigkeit einer ganzen Generation richteten.
Die Bar als letzte Bastion des Proletariats
Nach seinem Einstieg in die Gastronomie erhielt Iglesias nun ein paar gute Ratschläge von einem Branchenexperten. Dieses Geschäft sei purer Kapitalismus, warnte ihn dieser. Wichtig sei vor allem, dass man es vermeide, in der Kneipe über Politik zu sprechen. So könne man schnell Gäste vergraulen. Pablo Iglesias macht sich offenkundig nichts daraus. Die Kneipe ist die letzte Bastion des Proletariats, steht auf der Karte. Und dann unterliefen dem Wirt der «roten Kneipe» gleich am ersten Tag zwei Fehler. Es gab, wie hierzulande üblich, keine leckeren Tapas und auch das kalte Bier ging aus. Am Ende mussten Eiswürfel herhalten.